Dentzel: Das ist, leider, sehr wahr. Schau, da war Lafayette, Luckner Henriot, und besonders die Hollunken Custine und Dumou- riez -- alle die Kerls, und noch eine ganze Hetze ähnlicher Schufte sind abgefallen, und man hatte so sehr auf sie gerechnet!
Ich: Also, denkst du, das könnte auch hier so der Fall werden?
Dentzel: Ich fürchte es. Mir wenigstens kömmt es vor, unsre Armee müßte schon da seyn, wenn keine Schurkenstreiche vorgefallen wären.
Ich: Aber dann müßt du wenigstens für deine Sicherheit sorgen.
Dentzel: Ja, da sorgt sichs was weg, wie Ihr in Halle sagt: das Jahr ist lang! Doch es mag gehen, wie es will, ich bin ein ehrlicher Kerl! Ich scheere mich den Teufel drum, thue das Meinige, und damit Holla!
Ich: Alles gut: aber --
Dentzel: aber? Glaubst du denn, daß die Preußen mich hängen werden, wenn ich ihnen in die Hände falle?
Ich: Das wohl nicht: Aber du hast doch viel wider dich. Sieh, du bist ein Kind des deutschen Reichs. Du weist, daß nach dem Conelusum des Kaisers und des Reichsgerichts alle die als Verrä- ther des Vaterlands erklärt sind, welche Deutsche
Dentzel: Das iſt, leider, ſehr wahr. Schau, da war Lafayette, Luckner Henriot, und beſonders die Hollunken Cuſtine und Dumou- riez — alle die Kerls, und noch eine ganze Hetze aͤhnlicher Schufte ſind abgefallen, und man hatte ſo ſehr auf ſie gerechnet!
Ich: Alſo, denkſt du, das koͤnnte auch hier ſo der Fall werden?
Dentzel: Ich fuͤrchte es. Mir wenigſtens koͤmmt es vor, unſre Armee muͤßte ſchon da ſeyn, wenn keine Schurkenſtreiche vorgefallen waͤren.
Ich: Aber dann muͤßt du wenigſtens fuͤr deine Sicherheit ſorgen.
Dentzel: Ja, da ſorgt ſichs was weg, wie Ihr in Halle ſagt: das Jahr iſt lang! Doch es mag gehen, wie es will, ich bin ein ehrlicher Kerl! Ich ſcheere mich den Teufel drum, thue das Meinige, und damit Holla!
Ich: Alles gut: aber —
Dentzel: aber? Glaubſt du denn, daß die Preußen mich haͤngen werden, wenn ich ihnen in die Haͤnde falle?
Ich: Das wohl nicht: Aber du haſt doch viel wider dich. Sieh, du biſt ein Kind des deutſchen Reichs. Du weiſt, daß nach dem Coneluſum des Kaiſers und des Reichsgerichts alle die als Verraͤ- ther des Vaterlands erklaͤrt ſind, welche Deutſche
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Dentzel: Das iſt, leider, ſehr wahr. Schau,
da war Lafayette, Luckner Henriot, und
beſonders die Hollunken Cuſtine und Dumou-
riez — alle die Kerls, und noch eine ganze Hetze
aͤhnlicher Schufte ſind abgefallen, und man hatte
ſo ſehr auf ſie gerechnet!
Ich: Alſo, denkſt du, das koͤnnte auch hier
ſo der Fall werden?
Dentzel: Ich fuͤrchte es. Mir wenigſtens
koͤmmt es vor, unſre Armee muͤßte ſchon da ſeyn,
wenn keine Schurkenſtreiche vorgefallen waͤren.
Ich: Aber dann muͤßt du wenigſtens fuͤr deine
Sicherheit ſorgen.
Dentzel: Ja, da ſorgt ſichs was weg, wie
Ihr in Halle ſagt: das Jahr iſt lang! Doch es
mag gehen, wie es will, ich bin ein ehrlicher
Kerl! Ich ſcheere mich den Teufel drum, thue
das Meinige, und damit Holla!
Ich: Alles gut: aber —
Dentzel: aber? Glaubſt du denn, daß die
Preußen mich haͤngen werden, wenn ich ihnen in
die Haͤnde falle?
Ich: Das wohl nicht: Aber du haſt doch viel
wider dich. Sieh, du biſt ein Kind des deutſchen
Reichs. Du weiſt, daß nach dem Coneluſum des
Kaiſers und des Reichsgerichts alle die als Verraͤ-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/32>, abgerufen am 21.11.2024.
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