wähnten Ausbeute soll man mehr darüber an- treffen.
Ehe ich weiter erzähle, will ich noch anmerken, daß der Katholicismus im Elsaß weit mehr An- hänger und Vertheidiger gehabt hat, als im übrigen Frankreich. Unter allen Franzosen waren keine schlechter unterrichtet, und mit Aberglauben ärger vollgepropft als die Herren Elsasser. Aus Deutsch- land kam beynahe kein vernünftiger Gedanke in diese Gegend, und aus Frankreich konnte keiner da- hin kommen, weil die Elsasser alles haßten, was wälsch d. i. französisch war. Daher fand das Sy- stem der Revolution anfänglich [eb]en nicht viel Freunde in diesem Lande; und wenu die Elsasser ihr Land allein hätten vertheidigen sollen: dann wären die Deutschen längst Meister von Landau, Strasburg und Befort geworden. Ausserdem gab es im Elsaß doppelte Religionisten, Katholiken und Protestanten. Diese pochten auf ihre vom Könige zugestandnen Freyheiten und Privilegien, jene aber wußten wohl, daß ihre Pfaffen Mittel und Wege finden würden, diese Freyheiten zu eludiren, und drückten die Protestanten meisterlich. Da gab es denn Schärfung des Glaubens, und eben dadurch starke Anhänglichkeit an den Katechismus von beiden Seiten, welche im Stillen wohl noch fort- dauert.
waͤhnten Ausbeute ſoll man mehr daruͤber an- treffen.
Ehe ich weiter erzaͤhle, will ich noch anmerken, daß der Katholicismus im Elſaß weit mehr An- haͤnger und Vertheidiger gehabt hat, als im uͤbrigen Frankreich. Unter allen Franzoſen waren keine ſchlechter unterrichtet, und mit Aberglauben aͤrger vollgepropft als die Herren Elſaſſer. Aus Deutſch- land kam beynahe kein vernuͤnftiger Gedanke in dieſe Gegend, und aus Frankreich konnte keiner da- hin kommen, weil die Elſaſſer alles haßten, was waͤlſch d. i. franzoͤſiſch war. Daher fand das Sy- ſtem der Revolution anfaͤnglich [eb]en nicht viel Freunde in dieſem Lande; und wenu die Elſaſſer ihr Land allein haͤtten vertheidigen ſollen: dann waͤren die Deutſchen laͤngſt Meiſter von Landau, Strasburg und Befort geworden. Auſſerdem gab es im Elſaß doppelte Religioniſten, Katholiken und Proteſtanten. Dieſe pochten auf ihre vom Koͤnige zugeſtandnen Freyheiten und Privilegien, jene aber wußten wohl, daß ihre Pfaffen Mittel und Wege finden wuͤrden, dieſe Freyheiten zu eludiren, und druͤckten die Proteſtanten meiſterlich. Da gab es denn Schaͤrfung des Glaubens, und eben dadurch ſtarke Anhaͤnglichkeit an den Katechismus von beiden Seiten, welche im Stillen wohl noch fort- dauert.
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waͤhnten Ausbeute ſoll man mehr daruͤber an-
treffen.
Ehe ich weiter erzaͤhle, will ich noch anmerken,
daß der Katholicismus im Elſaß weit mehr An-
haͤnger und Vertheidiger gehabt hat, als im uͤbrigen
Frankreich. Unter allen Franzoſen waren keine
ſchlechter unterrichtet, und mit Aberglauben aͤrger
vollgepropft als die Herren Elſaſſer. Aus Deutſch-
land kam beynahe kein vernuͤnftiger Gedanke in
dieſe Gegend, und aus Frankreich konnte keiner da-
hin kommen, weil die Elſaſſer alles haßten, was
waͤlſch d. i. franzoͤſiſch war. Daher fand das Sy-
ſtem der Revolution anfaͤnglich eben nicht viel
Freunde in dieſem Lande; und wenu die Elſaſſer
ihr Land allein haͤtten vertheidigen ſollen: dann
waͤren die Deutſchen laͤngſt Meiſter von Landau,
Strasburg und Befort geworden. Auſſerdem gab
es im Elſaß doppelte Religioniſten, Katholiken und
Proteſtanten. Dieſe pochten auf ihre vom Koͤnige
zugeſtandnen Freyheiten und Privilegien, jene aber
wußten wohl, daß ihre Pfaffen Mittel und Wege
finden wuͤrden, dieſe Freyheiten zu eludiren, und
druͤckten die Proteſtanten meiſterlich. Da gab es
denn Schaͤrfung des Glaubens, und eben dadurch
ſtarke Anhaͤnglichkeit an den Katechismus von
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/318>, abgerufen am 22.11.2024.
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