uns jezt hassen, weil wir dem Ludwig Caper die Gewalt, uns zu tyrannisiren, genommen, und ihn für seine Bosheit bestraft haben. Aber die Zeit wird kommen, wo eben diese Völker unserm Beyspiele folgen werden.
Reden von dieser und ähnlicher Art habe ich viele gehört, und mitunter einige, die allerdings verdienten gehört, gelesen und beherzigt zu werden. Da sie allemal höchstwichtige Gegenstände abhan- delten, und der Redner frey untersuchen und spre- chen durfte, so fehlte es selten an Gründlichkeit und Stärke. *) Vorzüglich gute Reden wurden gedruckt, herumgeschickt, und hernach in allen Weinhäusern und Gesellschaften vorgelesen, be- kommentirt und beexegesirt, und so wurde deren Inhalt immer mehr wirksam gemacht. Es würde mich zu weit führen, wenn ich Proben davon hier liefern wollte: aber nur noch etwas Geduld, und man erhält aus meinem reichen Vorrath: Lau- hards Ausbeute in Frankreich für Theo- logen, Politiker und Kosmopoliten.
Es stand jederman frey, an der Zusammen- kunft im Tempel der Vernunft Theil zu nehmen. Jeder gute Patriot fand sich ein, die Neugierigen
*) Wer frey denkt, denkt gut -- sagt Haller; und in den Verlocken an den Schillerschen Musenalmanach heißt es S. [10:] "Meisterwerke gedeihn nie, wenn ein Nero gebeut."
uns jezt haſſen, weil wir dem Ludwig Caper die Gewalt, uns zu tyranniſiren, genommen, und ihn fuͤr ſeine Bosheit beſtraft haben. Aber die Zeit wird kommen, wo eben dieſe Voͤlker unſerm Beyſpiele folgen werden.
Reden von dieſer und aͤhnlicher Art habe ich viele gehoͤrt, und mitunter einige, die allerdings verdienten gehoͤrt, geleſen und beherzigt zu werden. Da ſie allemal hoͤchſtwichtige Gegenſtaͤnde abhan- delten, und der Redner frey unterſuchen und ſpre- chen durfte, ſo fehlte es ſelten an Gruͤndlichkeit und Staͤrke. *) Vorzuͤglich gute Reden wurden gedruckt, herumgeſchickt, und hernach in allen Weinhaͤuſern und Geſellſchaften vorgeleſen, be- kommentirt und beexegeſirt, und ſo wurde deren Inhalt immer mehr wirkſam gemacht. Es wuͤrde mich zu weit fuͤhren, wenn ich Proben davon hier liefern wollte: aber nur noch etwas Geduld, und man erhaͤlt aus meinem reichen Vorrath: Lau- hards Ausbeute in Frankreich fuͤr Theo- logen, Politiker und Kosmopoliten.
Es ſtand jederman frey, an der Zuſammen- kunft im Tempel der Vernunft Theil zu nehmen. Jeder gute Patriot fand ſich ein, die Neugierigen
*) Wer frey denkt, denkt gut — ſagt Haller; und in den Verlocken an den Schillerſchen Muſenalmanach heißt es S. [10:] „Meiſterwerke gedeihn nie, wenn ein Nero gebeut.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0291"n="287"/>
uns jezt haſſen, weil wir dem <hirendition="#g">Ludwig Caper</hi><lb/>
die Gewalt, uns zu tyranniſiren, genommen, und<lb/>
ihn fuͤr ſeine Bosheit beſtraft haben. Aber die<lb/>
Zeit wird kommen, wo eben dieſe Voͤlker unſerm<lb/>
Beyſpiele folgen werden.</p><lb/><p>Reden von dieſer und aͤhnlicher Art habe ich<lb/>
viele gehoͤrt, und mitunter einige, die allerdings<lb/>
verdienten gehoͤrt, geleſen und beherzigt zu werden.<lb/>
Da ſie allemal hoͤchſtwichtige Gegenſtaͤnde abhan-<lb/>
delten, und der Redner frey unterſuchen und ſpre-<lb/>
chen durfte, ſo fehlte es ſelten an Gruͤndlichkeit<lb/>
und Staͤrke. <noteplace="foot"n="*)">Wer frey denkt, denkt gut —ſagt <hirendition="#g">Haller</hi>; und in den<lb/>
Verlocken an den Schillerſchen Muſenalmanach heißt es S. <supplied>10:</supplied><lb/>„Meiſterwerke gedeihn nie, wenn ein Nero gebeut.“</note> Vorzuͤglich gute Reden wurden<lb/>
gedruckt, herumgeſchickt, und hernach in allen<lb/>
Weinhaͤuſern und Geſellſchaften vorgeleſen, be-<lb/>
kommentirt und beexegeſirt, und ſo wurde deren<lb/>
Inhalt immer mehr wirkſam gemacht. Es wuͤrde<lb/>
mich zu weit fuͤhren, wenn ich Proben davon hier<lb/>
liefern wollte: aber nur noch etwas Geduld, und<lb/>
man erhaͤlt aus meinem reichen Vorrath: <hirendition="#g">Lau</hi>-<lb/><hirendition="#g">hards Ausbeute in Frankreich fuͤr Theo</hi>-<lb/><hirendition="#g">logen</hi>, <hirendition="#g">Politiker und Kosmopoliten</hi>.</p><lb/><p>Es ſtand jederman frey, an der Zuſammen-<lb/>
kunft im Tempel der Vernunft Theil zu nehmen.<lb/>
Jeder gute Patriot fand ſich ein, die Neugierigen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[287/0291]
uns jezt haſſen, weil wir dem Ludwig Caper
die Gewalt, uns zu tyranniſiren, genommen, und
ihn fuͤr ſeine Bosheit beſtraft haben. Aber die
Zeit wird kommen, wo eben dieſe Voͤlker unſerm
Beyſpiele folgen werden.
Reden von dieſer und aͤhnlicher Art habe ich
viele gehoͤrt, und mitunter einige, die allerdings
verdienten gehoͤrt, geleſen und beherzigt zu werden.
Da ſie allemal hoͤchſtwichtige Gegenſtaͤnde abhan-
delten, und der Redner frey unterſuchen und ſpre-
chen durfte, ſo fehlte es ſelten an Gruͤndlichkeit
und Staͤrke. *) Vorzuͤglich gute Reden wurden
gedruckt, herumgeſchickt, und hernach in allen
Weinhaͤuſern und Geſellſchaften vorgeleſen, be-
kommentirt und beexegeſirt, und ſo wurde deren
Inhalt immer mehr wirkſam gemacht. Es wuͤrde
mich zu weit fuͤhren, wenn ich Proben davon hier
liefern wollte: aber nur noch etwas Geduld, und
man erhaͤlt aus meinem reichen Vorrath: Lau-
hards Ausbeute in Frankreich fuͤr Theo-
logen, Politiker und Kosmopoliten.
Es ſtand jederman frey, an der Zuſammen-
kunft im Tempel der Vernunft Theil zu nehmen.
Jeder gute Patriot fand ſich ein, die Neugierigen
*) Wer frey denkt, denkt gut — ſagt Haller; und in den
Verlocken an den Schillerſchen Muſenalmanach heißt es S. 10:
„Meiſterwerke gedeihn nie, wenn ein Nero gebeut.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/291>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.