Die Schulen auf den Dörfern wurden eben so weggeschafft, wie die in den Städten, und die Schulmeister durften den Katechismus durchaus nicht mehr lehren. Ehedem bestand der Unterricht des gemeinen Mannes in Frankreich blos im Kate- chismus. Selten lernte jemand, zumal in den erbärmlichen Dorfschulen, schreiben, und noch seltner rechnen: ein elender Katechismus, der nur Frazzen enthielt, und den gesunden Menschenver- stand ganz und gar verkrüppelte, wurde auswen- dig gelernt, und mit Prügeln kommentirt. --
In den Städten war der Unterricht der gemei- nen, nicht für die Studien bestimmten Jugend eben so elend. Daher auch die große Unwissenheit des gemeinen Mannes in Frankreich! Und eben daher die nicht lange anhaltende Schwierigkeit, die ge- meinen Franzosen über ihre Katechismus- und Pfaffen-Religion mit Spott und Lachen wegzu- bringen. Dieß mögen die sich merken, die, wie mit Blindheit geschlagen, von dem Popanz der kirchlichen Phantasie-Religion mehr erwarten, als von der hellen und immer und überall stichhalten- den Religion der Vernunft. Zu hoch für den gemeinen Mann ist diese gewiß nicht: denn sie ist für alle Menschen. -- Unterricht! Un- terricht!! --
Die Schulen auf den Doͤrfern wurden eben ſo weggeſchafft, wie die in den Staͤdten, und die Schulmeiſter durften den Katechismus durchaus nicht mehr lehren. Ehedem beſtand der Unterricht des gemeinen Mannes in Frankreich blos im Kate- chismus. Selten lernte jemand, zumal in den erbaͤrmlichen Dorfſchulen, ſchreiben, und noch ſeltner rechnen: ein elender Katechismus, der nur Frazzen enthielt, und den geſunden Menſchenver- ſtand ganz und gar verkruͤppelte, wurde auswen- dig gelernt, und mit Pruͤgeln kommentirt. —
In den Staͤdten war der Unterricht der gemei- nen, nicht fuͤr die Studien beſtimmten Jugend eben ſo elend. Daher auch die große Unwiſſenheit des gemeinen Mannes in Frankreich! Und eben daher die nicht lange anhaltende Schwierigkeit, die ge- meinen Franzoſen uͤber ihre Katechismus- und Pfaffen-Religion mit Spott und Lachen wegzu- bringen. Dieß moͤgen die ſich merken, die, wie mit Blindheit geſchlagen, von dem Popanz der kirchlichen Phantaſie-Religion mehr erwarten, als von der hellen und immer und uͤberall ſtichhalten- den Religion der Vernunft. Zu hoch fuͤr den gemeinen Mann iſt dieſe gewiß nicht: denn ſie iſt fuͤr alle Menſchen. — Unterricht! Un- terricht!! —
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Die Schulen auf den Doͤrfern wurden eben ſo
weggeſchafft, wie die in den Staͤdten, und die
Schulmeiſter durften den Katechismus durchaus
nicht mehr lehren. Ehedem beſtand der Unterricht
des gemeinen Mannes in Frankreich blos im Kate-
chismus. Selten lernte jemand, zumal in den
erbaͤrmlichen Dorfſchulen, ſchreiben, und noch
ſeltner rechnen: ein elender Katechismus, der nur
Frazzen enthielt, und den geſunden Menſchenver-
ſtand ganz und gar verkruͤppelte, wurde auswen-
dig gelernt, und mit Pruͤgeln kommentirt. —
In den Staͤdten war der Unterricht der gemei-
nen, nicht fuͤr die Studien beſtimmten Jugend eben
ſo elend. Daher auch die große Unwiſſenheit des
gemeinen Mannes in Frankreich! Und eben daher
die nicht lange anhaltende Schwierigkeit, die ge-
meinen Franzoſen uͤber ihre Katechismus- und
Pfaffen-Religion mit Spott und Lachen wegzu-
bringen. Dieß moͤgen die ſich merken, die, wie
mit Blindheit geſchlagen, von dem Popanz der
kirchlichen Phantaſie-Religion mehr erwarten, als
von der hellen und immer und uͤberall ſtichhalten-
den Religion der Vernunft. Zu hoch fuͤr den
gemeinen Mann iſt dieſe gewiß nicht: denn
ſie iſt fuͤr alle Menſchen. — Unterricht! Un-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/285>, abgerufen am 22.11.2024.
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