den lächerlichen Anomalien gehören, welche das Menschengeschlecht verhunzen helfen: aber in Deutschland hat man das mit Beyfall gelesen, vielleicht hat man auch Herrn Salzmann Recht gegeben; und doch sind die gelehrten Handwerks- logen geblieben, wie vorher. Daß die Universi- täten, diese privilegiirten Dünkel-Fabriken, -- wegen ihrer Universitätsheit --, noch immer in derselben Barbarey liegen, worin sie vor 300 Jahren gele- gen sind, beweisen unter andern die Promotionen, die akademische Polizey, und die seltsame Art, die Wissenschaften zu lehren und den Kursus abzu- machen. -- In Frankreich hat man diese Barba- rey gehoben, indem man die Gelehrsamkeits-In- nungen aufhob. Indessen werden jezt gewisse nüz- liche Wissenschaften dafür desto unbefangner, und also mit mehr Interesse und Nachdruck gelehrt; und in Zukunft läßt sich noch wahres Wachsthum der menschlichen Kenntniß durch die Bemühungen der freyen Franzosen erwarten, wie wir weiter unten sehen werden.
Die lateinischen Schulen hatten das Schicksal der Universitäten: sie wurden ebenfalls kassirt.
Auch die ehemals berühmten Akademien existi- ren nicht mehr: doch davon rede ich in dem Kapi- tel von dem jetzigen Zustand der Gelehrsamkeit in Frankreich.
den laͤcherlichen Anomalien gehoͤren, welche das Menſchengeſchlecht verhunzen helfen: aber in Deutſchland hat man das mit Beyfall geleſen, vielleicht hat man auch Herrn Salzmann Recht gegeben; und doch ſind die gelehrten Handwerks- logen geblieben, wie vorher. Daß die Univerſi- taͤten, dieſe privilegiirten Duͤnkel-Fabriken, — wegen ihrer Univerſitaͤtsheit —, noch immer in derſelben Barbarey liegen, worin ſie vor 300 Jahren gele- gen ſind, beweiſen unter andern die Promotionen, die akademiſche Polizey, und die ſeltſame Art, die Wiſſenſchaften zu lehren und den Kurſus abzu- machen. — In Frankreich hat man dieſe Barba- rey gehoben, indem man die Gelehrſamkeits-In- nungen aufhob. Indeſſen werden jezt gewiſſe nuͤz- liche Wiſſenſchaften dafuͤr deſto unbefangner, und alſo mit mehr Intereſſe und Nachdruck gelehrt; und in Zukunft laͤßt ſich noch wahres Wachsthum der menſchlichen Kenntniß durch die Bemuͤhungen der freyen Franzoſen erwarten, wie wir weiter unten ſehen werden.
Die lateiniſchen Schulen hatten das Schickſal der Univerſitaͤten: ſie wurden ebenfalls kaſſirt.
Auch die ehemals beruͤhmten Akademien exiſti- ren nicht mehr: doch davon rede ich in dem Kapi- tel von dem jetzigen Zuſtand der Gelehrſamkeit in Frankreich.
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den laͤcherlichen Anomalien gehoͤren, welche das
Menſchengeſchlecht verhunzen helfen: aber in
Deutſchland hat man das mit Beyfall geleſen,
vielleicht hat man auch Herrn Salzmann Recht
gegeben; und doch ſind die gelehrten Handwerks-
logen geblieben, wie vorher. Daß die Univerſi-
taͤten, dieſe privilegiirten Duͤnkel-Fabriken, — wegen
ihrer Univerſitaͤtsheit —, noch immer in derſelben
Barbarey liegen, worin ſie vor 300 Jahren gele-
gen ſind, beweiſen unter andern die Promotionen,
die akademiſche Polizey, und die ſeltſame Art,
die Wiſſenſchaften zu lehren und den Kurſus abzu-
machen. — In Frankreich hat man dieſe Barba-
rey gehoben, indem man die Gelehrſamkeits-In-
nungen aufhob. Indeſſen werden jezt gewiſſe nuͤz-
liche Wiſſenſchaften dafuͤr deſto unbefangner, und
alſo mit mehr Intereſſe und Nachdruck gelehrt;
und in Zukunft laͤßt ſich noch wahres Wachsthum
der menſchlichen Kenntniß durch die Bemuͤhungen
der freyen Franzoſen erwarten, wie wir weiter
unten ſehen werden.
Die lateiniſchen Schulen hatten das Schickſal
der Univerſitaͤten: ſie wurden ebenfalls kaſſirt.
Auch die ehemals beruͤhmten Akademien exiſti-
ren nicht mehr: doch davon rede ich in dem Kapi-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/284>, abgerufen am 22.11.2024.
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