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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Auch die Zerstörung der Mansoläen war eine
Folge der Aufhebung des öffentlichen Gottesdien-

wählten zu ihrem Wohnsitz Berge, zumal in der Nähe von
Flüssen. Jene umgab eine minder ungesunde Luft, und in
diesen fanden sie Füche zu ihren Fastenspeisen; und von den
Kühen auf den Wiesen am Flusse konnten sie Milch haben. --
Diese Leute kultivirten physisch und moralisch nach ihrer Art,
wie es gehen wollte. Nach und nach kamen mehrere, auch
Bischöfe, Grafen u. dgl. unter Karl dem Großen. Sie sollten
Klöster, Kirchen und Häuser haben. Geschickte und hinrei-
[ch]ende Baumeister fand man in Deutschland nicht; und die
in Italien hatten keine Lust zum Lande der Wölfe und Bä-
ren. In Italien standen sie unter strenger Aufsicht, und ihr
Arbeitslohn war taxmäßig festgesezt. Wer nun, erklärte man,
mit nach Deutschland zieht, um dort bauen zu helfen, soll von
alle dem frey seyn. Dieß lockte: man benedicirte ihre Pro-
fessions-Insignien, eximirte sie von hoherer Aufsicht und der
Taxe: und so hatten sie Freymauern und die Erlaubniß,
soviel Gesellen anzunehmen, als sie für gut fanden. Endlich,
wen die Aufsicht der Bischöfe und Gaugrafen nicht behagte,
ließ sich, er mogte seyn, wer er wollte, Mäurer oder nicht
Mäurer, als Mitglied bey der Mäurer-Zunft aufnehmen,
erhielt sein Zeichen, und war von der strengen Aufsicht frey
wie die Herren in Spanien, die sich aus eben der Absicht bey
der Hermandad, als Gehülfen des In[qu]isitionsgerichts, auf-
nehmen lassen. Dieß ist der Ursprung des Namens und der
Sache der ersten Freymäuerey in Deutschland.
Die wahren oder eigentlichen Freymäurer misbrauchten ihre
Freyheit, und mit der Zeit war man genöthigt, sie wieder,
wie jede andern Zunftgenossen, nach den Gesetzen einzuschrän-
ken. Aus Freymäurern wurden also wieder gebundene Mäu-
rer. Die Schein-Freymäurer sezten indes ihre Verbindung
und Zusammenkunft fort, und die vorher eigentliche Kunst-
sprache ward uneigentlich oder tropisch, so wie ihr Zweck jezt
hieroglyphisch-moralisch ward. Die Cultur der Wissenschaften
stieg, man lernte die Mysterien der Alten kennen, man mo-
delte nach, modificierte weiter nach diesem und jenem, bis end-
lich die jezt nur sogenannte Freymäuerey das ward, was sie
gegenwärtig ist -- eine geschlossene Gesellschaft meist einsichtiger,
würdiger Männer, deren Hauptberuf es ist, gewisse ge[sell]-
schaftliche Pflichten vorzüglich auszuüben. --

Auch die Zerſtoͤrung der Manſolaͤen war eine
Folge der Aufhebung des oͤffentlichen Gottesdien-

wählten zu ihrem Wohnſitz Berge, zumal in der Nähe von
Flüſſen. Jene umgab eine minder ungeſunde Luft, und in
dieſen fanden ſie Füche zu ihren Faſtenſpeiſen; und von den
Kühen auf den Wieſen am Fluſſe konnten ſie Milch haben. —
Dieſe Leute kultivirten phyſiſch und moraliſch nach ihrer Art,
wie es gehen wollte. Nach und nach kamen mehrere, auch
Biſchöfe, Grafen u. dgl. unter Karl dem Großen. Sie ſollten
Klöſter, Kirchen und Häuſer haben. Geſchickte und hinrei-
[ch]ende Baumeiſter fand man in Deutſchland nicht; und die
in Italien hatten keine Luſt zum Lande der Wölfe und Bä-
ren. In Italien ſtanden ſie unter ſtrenger Aufſicht, und ihr
Arbeitslohn war taxmäßig feſtgeſezt. Wer nun, erklärte man,
mit nach Deutſchland zieht, um dort bauen zu helfen, ſoll von
alle dem frey ſeyn. Dieß lockte: man benedicirte ihre Pro-
feſſions-Inſignien, eximirte ſie von hoherer Aufſicht und der
Taxe: und ſo hatten ſie Freymauern und die Erlaubniß,
ſoviel Geſellen anzunehmen, als ſie für gut fanden. Endlich,
wen die Aufſicht der Biſchöfe und Gaugrafen nicht behagte,
ließ ſich, er mogte ſeyn, wer er wollte, Mäurer oder nicht
Mäurer, als Mitglied bey der Mäurer-Zunft aufnehmen,
erhielt ſein Zeichen, und war von der ſtrengen Aufſicht frey
wie die Herren in Spanien, die ſich aus eben der Abſicht bey
der Hermandad, als Gehülfen des In[qu]iſitionsgerichts, auf-
nehmen laſſen. Dieß iſt der Urſprung des Namens und der
Sache der erſten Freymäuerey in Deutſchland.
Die wahren oder eigentlichen Freymäurer misbrauchten ihre
Freyheit, und mit der Zeit war man genöthigt, ſie wieder,
wie jede andern Zunftgenoſſen, nach den Geſetzen einzuſchrän-
ken. Aus Freymäurern wurden alſo wieder gebundene Mäu-
rer. Die Schein-Freymäurer ſezten indes ihre Verbindung
und Zuſammenkunft fort, und die vorher eigentliche Kunſt-
ſprache ward uneigentlich oder tropiſch, ſo wie ihr Zweck jezt
hieroglyphiſch-moraliſch ward. Die Cultur der Wiſſenſchaften
ſtieg, man lernte die Myſterien der Alten kennen, man mo-
delte nach, modificierte weiter nach dieſem und jenem, bis end-
lich die jezt nur ſogenannte Freymäuerey das ward, was ſie
gegenwärtig iſt — eine geſchloſſene Geſellſchaft meiſt einſichtiger,
würdiger Männer, deren Hauptberuf es iſt, gewiſſe ge[ſell]-
ſchaftliche Pflichten vorzüglich auszuüben. —
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[274/0278] Auch die Zerſtoͤrung der Manſolaͤen war eine Folge der Aufhebung des oͤffentlichen Gottesdien- *) *) wählten zu ihrem Wohnſitz Berge, zumal in der Nähe von Flüſſen. Jene umgab eine minder ungeſunde Luft, und in dieſen fanden ſie Füche zu ihren Faſtenſpeiſen; und von den Kühen auf den Wieſen am Fluſſe konnten ſie Milch haben. — Dieſe Leute kultivirten phyſiſch und moraliſch nach ihrer Art, wie es gehen wollte. Nach und nach kamen mehrere, auch Biſchöfe, Grafen u. dgl. unter Karl dem Großen. Sie ſollten Klöſter, Kirchen und Häuſer haben. Geſchickte und hinrei- chende Baumeiſter fand man in Deutſchland nicht; und die in Italien hatten keine Luſt zum Lande der Wölfe und Bä- ren. In Italien ſtanden ſie unter ſtrenger Aufſicht, und ihr Arbeitslohn war taxmäßig feſtgeſezt. Wer nun, erklärte man, mit nach Deutſchland zieht, um dort bauen zu helfen, ſoll von alle dem frey ſeyn. Dieß lockte: man benedicirte ihre Pro- feſſions-Inſignien, eximirte ſie von hoherer Aufſicht und der Taxe: und ſo hatten ſie Freymauern und die Erlaubniß, ſoviel Geſellen anzunehmen, als ſie für gut fanden. Endlich, wen die Aufſicht der Biſchöfe und Gaugrafen nicht behagte, ließ ſich, er mogte ſeyn, wer er wollte, Mäurer oder nicht Mäurer, als Mitglied bey der Mäurer-Zunft aufnehmen, erhielt ſein Zeichen, und war von der ſtrengen Aufſicht frey wie die Herren in Spanien, die ſich aus eben der Abſicht bey der Hermandad, als Gehülfen des Inquiſitionsgerichts, auf- nehmen laſſen. Dieß iſt der Urſprung des Namens und der Sache der erſten Freymäuerey in Deutſchland. Die wahren oder eigentlichen Freymäurer misbrauchten ihre Freyheit, und mit der Zeit war man genöthigt, ſie wieder, wie jede andern Zunftgenoſſen, nach den Geſetzen einzuſchrän- ken. Aus Freymäurern wurden alſo wieder gebundene Mäu- rer. Die Schein-Freymäurer ſezten indes ihre Verbindung und Zuſammenkunft fort, und die vorher eigentliche Kunſt- ſprache ward uneigentlich oder tropiſch, ſo wie ihr Zweck jezt hieroglyphiſch-moraliſch ward. Die Cultur der Wiſſenſchaften ſtieg, man lernte die Myſterien der Alten kennen, man mo- delte nach, modificierte weiter nach dieſem und jenem, bis end- lich die jezt nur ſogenannte Freymäuerey das ward, was ſie gegenwärtig iſt — eine geſchloſſene Geſellſchaft meiſt einſichtiger, würdiger Männer, deren Hauptberuf es iſt, gewiſſe geſell- ſchaftliche Pflichten vorzüglich auszuüben. —

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/278>, abgerufen am 25.11.2024.