kobiner nichts mehr haßten, als das Kreuz, so ließen sie gleich anfangs die Kreuzer von den Kirch- thürmern herabschmeißen, und warteten nicht, bis man etwan einmal diese Thürme selbst demoliren würde. In Macon fiel ein Maurer, der so ein Kreuz von einem Thurme hinab werfen wollte, her- unter, und brach das Genick. Der Kommentar der Devoten -- läßt sich errathen.
Die Frauenzimmer trugen vorher Agnus-Dei und Kreuzer am Halse. Aber jezt, da man dieses Zeichen überhaupt als ein antirevolutionäres Zei- chen ansieht, untersteht sich keine weiter, auf ihren profanen Busen durch einen Schmuck aufmerksam zu machen, der die herzinnige Andacht den Anbeter von dem gekreuzigten Heiland so leicht zu den Schächern verirren läßt.
In Frankreich waren sonst sehr viele Reliquien als Heiligen-Leichname, Häupter, Beine u. s. f. auch viele heiligen Gnadenbilder. Man that einst den Vorschlag, diese Dinge, welche ehemals so viel Wunder gethan haben sollten, zu sammeln, und einmal, wenn der Friede hergestellt seyn wür- de, an fremde Völker, die auf dergleichen Sachen noch viel halten z. B. an die Herren Spanier, Ita- liäner, Oestreicher, Bayern u. s. w. zu verkaufen. Allein dieser Vorschlag wurde verworfen. Es soll und darf, schrieen die Jakobiner, nichts aus Frank-
kobiner nichts mehr haßten, als das Kreuz, ſo ließen ſie gleich anfangs die Kreuzer von den Kirch- thuͤrmern herabſchmeißen, und warteten nicht, bis man etwan einmal dieſe Thuͤrme ſelbſt demoliren wuͤrde. In Mâcon fiel ein Maurer, der ſo ein Kreuz von einem Thurme hinab werfen wollte, her- unter, und brach das Genick. Der Kommentar der Devoten — laͤßt ſich errathen.
Die Frauenzimmer trugen vorher Agnus-Dei und Kreuzer am Halſe. Aber jezt, da man dieſes Zeichen uͤberhaupt als ein antirevolutionaͤres Zei- chen anſieht, unterſteht ſich keine weiter, auf ihren profanen Buſen durch einen Schmuck aufmerkſam zu machen, der die herzinnige Andacht den Anbeter von dem gekreuzigten Heiland ſo leicht zu den Schaͤchern verirren laͤßt.
In Frankreich waren ſonſt ſehr viele Reliquien als Heiligen-Leichname, Haͤupter, Beine u. ſ. f. auch viele heiligen Gnadenbilder. Man that einſt den Vorſchlag, dieſe Dinge, welche ehemals ſo viel Wunder gethan haben ſollten, zu ſammeln, und einmal, wenn der Friede hergeſtellt ſeyn wuͤr- de, an fremde Voͤlker, die auf dergleichen Sachen noch viel halten z. B. an die Herren Spanier, Ita- liaͤner, Oeſtreicher, Bayern u. ſ. w. zu verkaufen. Allein dieſer Vorſchlag wurde verworfen. Es ſoll und darf, ſchrieen die Jakobiner, nichts aus Frank-
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kobiner nichts mehr haßten, als das Kreuz, ſo
ließen ſie gleich anfangs die Kreuzer von den Kirch-
thuͤrmern herabſchmeißen, und warteten nicht, bis
man etwan einmal dieſe Thuͤrme ſelbſt demoliren
wuͤrde. In Mâcon fiel ein Maurer, der ſo ein
Kreuz von einem Thurme hinab werfen wollte, her-
unter, und brach das Genick. Der Kommentar der
Devoten — laͤßt ſich errathen.
Die Frauenzimmer trugen vorher Agnus-Dei
und Kreuzer am Halſe. Aber jezt, da man dieſes
Zeichen uͤberhaupt als ein antirevolutionaͤres Zei-
chen anſieht, unterſteht ſich keine weiter, auf ihren
profanen Buſen durch einen Schmuck aufmerkſam zu
machen, der die herzinnige Andacht den Anbeter von
dem gekreuzigten Heiland ſo leicht zu den Schaͤchern
verirren laͤßt.
In Frankreich waren ſonſt ſehr viele Reliquien
als Heiligen-Leichname, Haͤupter, Beine u. ſ. f.
auch viele heiligen Gnadenbilder. Man that einſt
den Vorſchlag, dieſe Dinge, welche ehemals ſo
viel Wunder gethan haben ſollten, zu ſammeln,
und einmal, wenn der Friede hergeſtellt ſeyn wuͤr-
de, an fremde Voͤlker, die auf dergleichen Sachen
noch viel halten z. B. an die Herren Spanier, Ita-
liaͤner, Oeſtreicher, Bayern u. ſ. w. zu verkaufen.
Allein dieſer Vorſchlag wurde verworfen. Es ſoll
und darf, ſchrieen die Jakobiner, nichts aus Frank-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/273>, abgerufen am 22.11.2024.
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