Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.Was für Unheil die Priester der katholischen ner Kollegen zurückzuhalten, einzuschränken und zu mäßigen.
Mit allen Anlagen zu einem revolutionären Flibustier war er gewissermaßen der Fabius der Revolution." "Jener Irrthum des größten Theils der einsichtsvollen Männer, die glaubten, eine politische Revolution lasse sich mit den Waffen der Philosophie allein zu Stande bringen, oder die vielmehr sich beredeten, sie wäre schon zu Stande ge- bracht, und man dürfte nur noch ihre Resultate beschließen, war vielleicht von unglücklichern Folgen, als man sich vor- stellt. Sie hätten völlig Recht gehabt, sobald ihr Werk nur in der Theorie hätte existiren sollen: unter dieser spekula- tiven Form würde es gewiß allgemeinen Beyfall erhalten ha- ben. Allein von dem Augenblick an, wo es darum zu thun war, es zur Wirklichkeit zu bringen, da eilten die, die zu andern Zeiten enthusiastische Anhanger jener Grundsatze, wor- auf es sich gründete, gewesen waren, zu widerrufen. Die Priester, welche die Bibel und das Gebetbuch gegen Vol- taire's und Rousseau's Werke vertauscht hatten, ließen nun Voltaire und Rousseau liegen, und nahmen wieder Bibel und Gebetbuch. Die Glieder des Adels, die, weil es Mode war, für Philosophen gehalten seyn wollten, und die sich daß Ansehn gaben, Titel und Standes-Vorzüge zu verachten, und Grundsätze der Gleichheit anzunehmen, wurden auf ein- mal wieder feudalisch gesinnt. Der Hof, an dem einige Zeit vorher beynahe alle Etikette abgeschafft worden war, nahm sie mit ihren kleinsten [Theilen] und Formen wieder auf: und so bildete sich in eben dem Verhaltniß, in welchem man dar- an arbeitete, die Revolution in der Wirklichkeit und in der Sache zu Stande zu bringen, eine Gegenrevolution in dem Gedankensystem einer sehr großen Anzahl von Personen." "Diese Wendung hätte man voraussehen sollen: man hätte sich nicht verbergen sollen: daß gereizte Leidenschaften, verleztes eigenes Interesse, und hochansprechende Eitelkeit, die, Denkungsart jener Kasten nothwendig ändern mußten, die, so lange nur von Theorie die Rede war, philosophische Grund- sätze begierig angenommen, gerühmt, und zu deren Ausbrei- tung beygetragen hatten. Um dieses Hinderniß zu verhüten, Was fuͤr Unheil die Prieſter der katholiſchen ner Kollegen zurückzuhalten, einzuſchränken und zu mäßigen.
Mit allen Anlagen zu einem revolutionären Flibuſtier war er gewiſſermaßen der Fabius der Revolution.“ „Jener Irrthum des größten Theils der einſichtsvollen Männer, die glaubten, eine politiſche Revolution laſſe ſich mit den Waffen der Philoſophie allein zu Stande bringen, oder die vielmehr ſich beredeten, ſie wäre ſchon zu Stande ge- bracht, und man dürfte nur noch ihre Reſultate beſchließen, war vielleicht von unglücklichern Folgen, als man ſich vor- ſtellt. Sie hätten völlig Recht gehabt, ſobald ihr Werk nur in der Theorie hätte exiſtiren ſollen: unter dieſer ſpekula- tiven Form würde es gewiß allgemeinen Beyfall erhalten ha- ben. Allein von dem Augenblick an, wo es darum zu thun war, es zur Wirklichkeit zu bringen, da eilten die, die zu andern Zeiten enthuſiaſtiſche Anhanger jener Grundſatze, wor- auf es ſich gründete, geweſen waren, zu widerrufen. Die Prieſter, welche die Bibel und das Gebetbuch gegen Vol- taire's und Rouſſeau's Werke vertauſcht hatten, ließen nun Voltaire und Rouſſeau liegen, und nahmen wieder Bibel und Gebetbuch. Die Glieder des Adels, die, weil es Mode war, für Philoſophen gehalten ſeyn wollten, und die ſich daß Anſehn gaben, Titel und Standes-Vorzüge zu verachten, und Grundſätze der Gleichheit anzunehmen, wurden auf ein- mal wieder feudaliſch geſinnt. Der Hof, an dem einige Zeit vorher beynahe alle Etikette abgeſchafft worden war, nahm ſie mit ihren kleinſten [Theilen] und Formen wieder auf: und ſo bildete ſich in eben dem Verhaltniß, in welchem man dar- an arbeitete, die Revolution in der Wirklichkeit und in der Sache zu Stande zu bringen, eine Gegenrevolution in dem Gedankenſyſtem einer ſehr großen Anzahl von Perſonen.“ „Dieſe Wendung hätte man vorausſehen ſollen: man hätte ſich nicht verbergen ſollen: daß gereizte Leidenſchaften, verleztes eigenes Intereſſe, und hochanſprechende Eitelkeit, die, Denkungsart jener Kaſten nothwendig ändern mußten, die, ſo lange nur von Theorie die Rede war, philoſophiſche Grund- ſätze begierig angenommen, gerühmt, und zu deren Ausbrei- tung beygetragen hatten. Um dieſes Hinderniß zu verhüten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0258" n="254"/> <p>Was fuͤr Unheil die Prieſter der katholiſchen<lb/> Parthey in der Vend<hi rendition="#aq">é</hi>e geſtiftet haben, iſt zum<lb/> Theil bekannt; aber wenn die noch halb dunkle Ge-<lb/><note prev="#note-0257" xml:id="note-0258" next="#note-0259" place="foot" n="*)"><p>ner Kollegen zurückzuhalten, einzuſchränken und zu mäßigen.<lb/> Mit allen Anlagen zu einem revolutionären Flibuſtier war er<lb/> gewiſſermaßen der Fabius der Revolution.“</p><lb/><p>„Jener Irrthum des größten Theils der einſichtsvollen<lb/> Männer, die glaubten, eine politiſche Revolution laſſe ſich<lb/> mit den Waffen der Philoſophie allein zu Stande bringen,<lb/> oder die vielmehr ſich beredeten, ſie wäre ſchon zu Stande ge-<lb/> bracht, und man dürfte nur noch ihre Reſultate beſchließen,<lb/> war vielleicht von unglücklichern Folgen, als man ſich vor-<lb/> ſtellt. Sie hätten völlig Recht gehabt, ſobald ihr Werk nur<lb/><hi rendition="#g">in der Theorie</hi> hätte exiſtiren ſollen: unter dieſer ſpekula-<lb/> tiven Form würde es gewiß allgemeinen Beyfall erhalten ha-<lb/> ben. Allein von dem Augenblick an, wo es darum zu thun<lb/> war, es zur Wirklichkeit zu bringen, da eilten die, die zu<lb/> andern Zeiten enthuſiaſtiſche Anhanger jener Grundſatze, wor-<lb/> auf es ſich gründete, geweſen waren, zu widerrufen. Die<lb/><hi rendition="#g">Prieſter</hi>, welche die Bibel und das Gebetbuch gegen Vol-<lb/> taire's und Rouſſeau's Werke vertauſcht hatten, ließen nun<lb/> Voltaire und Rouſſeau liegen, und nahmen wieder Bibel und<lb/> Gebetbuch. Die Glieder des <hi rendition="#g">Adels</hi>, die, weil es Mode<lb/> war, für Philoſophen gehalten ſeyn wollten, und die ſich daß<lb/> Anſehn gaben, Titel und Standes-Vorzüge zu verachten,<lb/> und Grundſätze der Gleichheit anzunehmen, wurden auf ein-<lb/> mal wieder feudaliſch geſinnt. Der <hi rendition="#g">Hof</hi>, an dem einige Zeit<lb/> vorher beynahe alle Etikette abgeſchafft worden war, nahm<lb/> ſie mit ihren kleinſten <supplied>Theilen</supplied> und Formen wieder auf: und<lb/> ſo bildete ſich in eben dem Verhaltniß, in welchem man dar-<lb/> an arbeitete, die Revolution in der Wirklichkeit und in der<lb/> Sache zu Stande zu bringen, eine Gegenrevolution in dem<lb/> Gedankenſyſtem einer ſehr großen Anzahl von Perſonen.“</p><lb/><p>„Dieſe Wendung hätte man vorausſehen ſollen: man<lb/> hätte ſich nicht verbergen ſollen: daß gereizte Leidenſchaften,<lb/> verleztes eigenes Intereſſe, und hochanſprechende Eitelkeit, die,<lb/> Denkungsart jener Kaſten nothwendig ändern mußten, die,<lb/> ſo lange nur von Theorie die Rede war, philoſophiſche Grund-<lb/> ſätze begierig angenommen, gerühmt, und zu deren Ausbrei-<lb/> tung beygetragen hatten. Um dieſes Hinderniß zu verhüten,</p></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [254/0258]
Was fuͤr Unheil die Prieſter der katholiſchen
Parthey in der Vendée geſtiftet haben, iſt zum
Theil bekannt; aber wenn die noch halb dunkle Ge-
*)
*) ner Kollegen zurückzuhalten, einzuſchränken und zu mäßigen.
Mit allen Anlagen zu einem revolutionären Flibuſtier war er
gewiſſermaßen der Fabius der Revolution.“
„Jener Irrthum des größten Theils der einſichtsvollen
Männer, die glaubten, eine politiſche Revolution laſſe ſich
mit den Waffen der Philoſophie allein zu Stande bringen,
oder die vielmehr ſich beredeten, ſie wäre ſchon zu Stande ge-
bracht, und man dürfte nur noch ihre Reſultate beſchließen,
war vielleicht von unglücklichern Folgen, als man ſich vor-
ſtellt. Sie hätten völlig Recht gehabt, ſobald ihr Werk nur
in der Theorie hätte exiſtiren ſollen: unter dieſer ſpekula-
tiven Form würde es gewiß allgemeinen Beyfall erhalten ha-
ben. Allein von dem Augenblick an, wo es darum zu thun
war, es zur Wirklichkeit zu bringen, da eilten die, die zu
andern Zeiten enthuſiaſtiſche Anhanger jener Grundſatze, wor-
auf es ſich gründete, geweſen waren, zu widerrufen. Die
Prieſter, welche die Bibel und das Gebetbuch gegen Vol-
taire's und Rouſſeau's Werke vertauſcht hatten, ließen nun
Voltaire und Rouſſeau liegen, und nahmen wieder Bibel und
Gebetbuch. Die Glieder des Adels, die, weil es Mode
war, für Philoſophen gehalten ſeyn wollten, und die ſich daß
Anſehn gaben, Titel und Standes-Vorzüge zu verachten,
und Grundſätze der Gleichheit anzunehmen, wurden auf ein-
mal wieder feudaliſch geſinnt. Der Hof, an dem einige Zeit
vorher beynahe alle Etikette abgeſchafft worden war, nahm
ſie mit ihren kleinſten Theilen und Formen wieder auf: und
ſo bildete ſich in eben dem Verhaltniß, in welchem man dar-
an arbeitete, die Revolution in der Wirklichkeit und in der
Sache zu Stande zu bringen, eine Gegenrevolution in dem
Gedankenſyſtem einer ſehr großen Anzahl von Perſonen.“
„Dieſe Wendung hätte man vorausſehen ſollen: man
hätte ſich nicht verbergen ſollen: daß gereizte Leidenſchaften,
verleztes eigenes Intereſſe, und hochanſprechende Eitelkeit, die,
Denkungsart jener Kaſten nothwendig ändern mußten, die,
ſo lange nur von Theorie die Rede war, philoſophiſche Grund-
ſätze begierig angenommen, gerühmt, und zu deren Ausbrei-
tung beygetragen hatten. Um dieſes Hinderniß zu verhüten,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |