sie selbst ihre Diöcesen schlecht genug besorgten. Hat etwas das Sittenwesen der Franzosen, vor- züglich in Rücksicht auf eheliche Treue und Keusch- heit, gelockert oder vielmehr untergraben, so war es die Menge wohllebender junger Geistlichen, welche durch das Gesetz des ehelosen Standes nur noch lüsterner wurden, und im Beichtstuhle die kennen lernten, welche ihrer standesmäßig ge- schärften Lüsternheit um so ergiebiger entsprachen, je unvermerkter die Empfindungen der Andacht in die des Mitleids und der Liebe sich schmiegen.
Die ganze französische Geistlichkeit war ohnge- fähr nach der allermäßigsten Angabe 560,000 stark, ohne die ungeheure Menge Nonnen, welche nicht mit Unrecht zur Geistlichkeit gerechnet werden, denn sie gehen müßig wie die, leben ehelos wie die, und verzehren die Kräfte des Staats, wie die. -- Da aber nur 22,291 Pfarreyen im ganzen Reiche waren, die Kathedralkirchen mit eingerech- net, so folgt, daß 537,709 Pfaffen zu viel in Frankreich waren. Ich will mich auf keine Be- rechnung einlassen, welche Vortheile aus der Kas- sirung der Klöster, der Stifter, der Abteyen, des geistlichen Ordens von Malsha, und der pensio- nirten weltlichen Orden, für die Nation entsprin- gen mußten. Diese Vortheile fallen zu sehr in die Augen; und nur ein Bigotter, der das liebe
ſie ſelbſt ihre Dioͤceſen ſchlecht genug beſorgten. Hat etwas das Sittenweſen der Franzoſen, vor- zuͤglich in Ruͤckſicht auf eheliche Treue und Keuſch- heit, gelockert oder vielmehr untergraben, ſo war es die Menge wohllebender junger Geiſtlichen, welche durch das Geſetz des eheloſen Standes nur noch luͤſterner wurden, und im Beichtſtuhle die kennen lernten, welche ihrer ſtandesmaͤßig ge- ſchaͤrften Luͤſternheit um ſo ergiebiger entſprachen, je unvermerkter die Empfindungen der Andacht in die des Mitleids und der Liebe ſich ſchmiegen.
Die ganze franzoͤſiſche Geiſtlichkeit war ohnge- faͤhr nach der allermaͤßigſten Angabe 560,000 ſtark, ohne die ungeheure Menge Nonnen, welche nicht mit Unrecht zur Geiſtlichkeit gerechnet werden, denn ſie gehen muͤßig wie die, leben ehelos wie die, und verzehren die Kraͤfte des Staats, wie die. — Da aber nur 22,291 Pfarreyen im ganzen Reiche waren, die Kathedralkirchen mit eingerech- net, ſo folgt, daß 537,709 Pfaffen zu viel in Frankreich waren. Ich will mich auf keine Be- rechnung einlaſſen, welche Vortheile aus der Kaſ- ſirung der Kloͤſter, der Stifter, der Abteyen, des geiſtlichen Ordens von Malsha, und der penſio- nirten weltlichen Orden, fuͤr die Nation entſprin- gen mußten. Dieſe Vortheile fallen zu ſehr in die Augen; und nur ein Bigotter, der das liebe
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ſie ſelbſt ihre Dioͤceſen ſchlecht genug beſorgten.
Hat etwas das Sittenweſen der Franzoſen, vor-
zuͤglich in Ruͤckſicht auf eheliche Treue und Keuſch-
heit, gelockert oder vielmehr untergraben, ſo war
es die Menge wohllebender junger Geiſtlichen,
welche durch das Geſetz des eheloſen Standes nur
noch luͤſterner wurden, und im Beichtſtuhle die
kennen lernten, welche ihrer ſtandesmaͤßig ge-
ſchaͤrften Luͤſternheit um ſo ergiebiger entſprachen,
je unvermerkter die Empfindungen der Andacht in
die des Mitleids und der Liebe ſich ſchmiegen.
Die ganze franzoͤſiſche Geiſtlichkeit war ohnge-
faͤhr nach der allermaͤßigſten Angabe 560,000
ſtark, ohne die ungeheure Menge Nonnen, welche
nicht mit Unrecht zur Geiſtlichkeit gerechnet werden,
denn ſie gehen muͤßig wie die, leben ehelos wie
die, und verzehren die Kraͤfte des Staats, wie
die. — Da aber nur 22,291 Pfarreyen im ganzen
Reiche waren, die Kathedralkirchen mit eingerech-
net, ſo folgt, daß 537,709 Pfaffen zu viel in
Frankreich waren. Ich will mich auf keine Be-
rechnung einlaſſen, welche Vortheile aus der Kaſ-
ſirung der Kloͤſter, der Stifter, der Abteyen, des
geiſtlichen Ordens von Malsha, und der penſio-
nirten weltlichen Orden, fuͤr die Nation entſprin-
gen mußten. Dieſe Vortheile fallen zu ſehr in
die Augen; und nur ein Bigotter, der das liebe
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/242>, abgerufen am 27.11.2024.
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