"So hätte der Herzog, oder in seinem Namen ein Hofjunker oder Schreiber sagen können: Aber der Herzog und seine Junker und seine Schreiber sagten kein Wort; und man glaubt, daß sie sehr weislich daran thaten!"
"Ein andermal schilderte ich in einer Predigt das Bild eines guten Fürsten. Da geschah es denn zufällig, daß kein einziger Zug dieses Bildes auf den Herzog paßte. -- Da ich aus der Kirche kam, machte mir der Herzog ein Kompliment über die vortreffliche Predigt, und ermahnte mich, in die- sem Tone fortzufahren. Das werde ich, war meine Antwort, und der Herzog und seine Junker und seine Schreiber lächelten an demselben Tage freundlicher gegen mich, als gewöhnlich. -- Man dachte nicht daran, mich der Heucheley zu be- schuldigen. Meine Freunde sagten nur: Ach, Sie machen sich gar zu viele Feinde! Ich antwortete ihnen: ich freue mich, von denen gehaßt zu wer- den, welche die Wahrheit und die Tugend hassen. Es muß Leute geben, welche schlechterdings allem trotzen, um frey sprechen und schreiben zu kön- nen." --
Das kam tief aus Schneiders Seele! Wahrheit wollte er reden kühn und ohne Menschen- furcht: Schade, daß er zuviel Spott einmischte, und erbitterte, wenn er bessern wollte. Im Kam-
„So haͤtte der Herzog, oder in ſeinem Namen ein Hofjunker oder Schreiber ſagen koͤnnen: Aber der Herzog und ſeine Junker und ſeine Schreiber ſagten kein Wort; und man glaubt, daß ſie ſehr weislich daran thaten!“
„Ein andermal ſchilderte ich in einer Predigt das Bild eines guten Fuͤrſten. Da geſchah es denn zufaͤllig, daß kein einziger Zug dieſes Bildes auf den Herzog paßte. — Da ich aus der Kirche kam, machte mir der Herzog ein Kompliment uͤber die vortreffliche Predigt, und ermahnte mich, in die- ſem Tone fortzufahren. Das werde ich, war meine Antwort, und der Herzog und ſeine Junker und ſeine Schreiber laͤchelten an demſelben Tage freundlicher gegen mich, als gewoͤhnlich. — Man dachte nicht daran, mich der Heucheley zu be- ſchuldigen. Meine Freunde ſagten nur: Ach, Sie machen ſich gar zu viele Feinde! Ich antwortete ihnen: ich freue mich, von denen gehaßt zu wer- den, welche die Wahrheit und die Tugend haſſen. Es muß Leute geben, welche ſchlechterdings allem trotzen, um frey ſprechen und ſchreiben zu koͤn- nen.“ —
Das kam tief aus Schneiders Seele! Wahrheit wollte er reden kuͤhn und ohne Menſchen- furcht: Schade, daß er zuviel Spott einmiſchte, und erbitterte, wenn er beſſern wollte. Im Kam-
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„So haͤtte der Herzog, oder in ſeinem Namen
ein Hofjunker oder Schreiber ſagen koͤnnen: Aber
der Herzog und ſeine Junker und ſeine Schreiber
ſagten kein Wort; und man glaubt, daß ſie ſehr
weislich daran thaten!“
„Ein andermal ſchilderte ich in einer Predigt
das Bild eines guten Fuͤrſten. Da geſchah es denn
zufaͤllig, daß kein einziger Zug dieſes Bildes auf
den Herzog paßte. — Da ich aus der Kirche kam,
machte mir der Herzog ein Kompliment uͤber die
vortreffliche Predigt, und ermahnte mich, in die-
ſem Tone fortzufahren. Das werde ich, war
meine Antwort, und der Herzog und ſeine Junker
und ſeine Schreiber laͤchelten an demſelben Tage
freundlicher gegen mich, als gewoͤhnlich. — Man
dachte nicht daran, mich der Heucheley zu be-
ſchuldigen. Meine Freunde ſagten nur: Ach, Sie
machen ſich gar zu viele Feinde! Ich antwortete
ihnen: ich freue mich, von denen gehaßt zu wer-
den, welche die Wahrheit und die Tugend haſſen.
Es muß Leute geben, welche ſchlechterdings allem
trotzen, um frey ſprechen und ſchreiben zu koͤn-
nen.“ —
Das kam tief aus Schneiders Seele!
Wahrheit wollte er reden kuͤhn und ohne Menſchen-
furcht: Schade, daß er zuviel Spott einmiſchte,
und erbitterte, wenn er beſſern wollte. Im Kam-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/219>, abgerufen am 27.11.2024.
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