Die reichhaltigsten und besten Materialien da- zu liefert ein Ungenannter in der Klio. *) Der Verfasser dieser Aufsätze hat, wie es scheint, Hn. Schneider genau gekannt, den Gang seiner po- litischen Laufbahn schrittweise bemerkt, und beyde nach ihrem wahren Gehalt unpartheyisch gewürdigt. Hier erscheint Schneider ganz nach seiner fürch- terlichen Größe, nicht unschuldig, aber auch nicht als das Ungeheuer, wozu ihn seine rachsüchtigen Feinde, erst für Deutschland, dann für Frankreich gemacht haben, und dieß bis zur Reise zur Guillo- tine.
Schneider ist in jeder Rücksicht ein sehr merkwürdiger Mann, und die Klio eine zu we- nig bekannte Zeitschrift, als daß es meinen Lesern unangenehm seyn könnte, Schneiders Charak- ter, Gang und Schicksal nach Hauptmomenten ken- nen zu lernen, welche der erwähnte Verfasser in der Klio von ihm entworfen hat. Mir sind es Züge von einer Meisterhand. Man lese weiter, und urtheile selbst!
Schneider war ein schwärmerischer Freund der Revolution, und träumte sich goldne Tage von ihr; aber er war kein Freund von Anarchie, man
*) Die Klio ist eine Monatsschrift für die französische Zeitge- schichte. Man lese hier vorzüglich das 9te, 11te und 12te Heft.
Die reichhaltigſten und beſten Materialien da- zu liefert ein Ungenannter in der Klio. *) Der Verfaſſer dieſer Aufſaͤtze hat, wie es ſcheint, Hn. Schneider genau gekannt, den Gang ſeiner po- litiſchen Laufbahn ſchrittweiſe bemerkt, und beyde nach ihrem wahren Gehalt unpartheyiſch gewuͤrdigt. Hier erſcheint Schneider ganz nach ſeiner fuͤrch- terlichen Groͤße, nicht unſchuldig, aber auch nicht als das Ungeheuer, wozu ihn ſeine rachſuͤchtigen Feinde, erſt fuͤr Deutſchland, dann fuͤr Frankreich gemacht haben, und dieß bis zur Reiſe zur Guillo- tine.
Schneider iſt in jeder Ruͤckſicht ein ſehr merkwuͤrdiger Mann, und die Klio eine zu we- nig bekannte Zeitſchrift, als daß es meinen Leſern unangenehm ſeyn koͤnnte, Schneiders Charak- ter, Gang und Schickſal nach Hauptmomenten ken- nen zu lernen, welche der erwaͤhnte Verfaſſer in der Klio von ihm entworfen hat. Mir ſind es Zuͤge von einer Meiſterhand. Man leſe weiter, und urtheile ſelbſt!
Schneider war ein ſchwaͤrmeriſcher Freund der Revolution, und traͤumte ſich goldne Tage von ihr; aber er war kein Freund von Anarchie, man
*) Die Klio iſt eine Monatsſchrift für die franzöſiſche Zeitge- ſchichte. Man leſe hier vorzüglich das 9te, 11te und 12te Heft.
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Die reichhaltigſten und beſten Materialien da-
zu liefert ein Ungenannter in der Klio. *) Der
Verfaſſer dieſer Aufſaͤtze hat, wie es ſcheint, Hn.
Schneider genau gekannt, den Gang ſeiner po-
litiſchen Laufbahn ſchrittweiſe bemerkt, und beyde
nach ihrem wahren Gehalt unpartheyiſch gewuͤrdigt.
Hier erſcheint Schneider ganz nach ſeiner fuͤrch-
terlichen Groͤße, nicht unſchuldig, aber auch nicht
als das Ungeheuer, wozu ihn ſeine rachſuͤchtigen
Feinde, erſt fuͤr Deutſchland, dann fuͤr Frankreich
gemacht haben, und dieß bis zur Reiſe zur Guillo-
tine.
Schneider iſt in jeder Ruͤckſicht ein ſehr
merkwuͤrdiger Mann, und die Klio eine zu we-
nig bekannte Zeitſchrift, als daß es meinen Leſern
unangenehm ſeyn koͤnnte, Schneiders Charak-
ter, Gang und Schickſal nach Hauptmomenten ken-
nen zu lernen, welche der erwaͤhnte Verfaſſer in der
Klio von ihm entworfen hat. Mir ſind es Zuͤge
von einer Meiſterhand. Man leſe weiter, und
urtheile ſelbſt!
Schneider war ein ſchwaͤrmeriſcher Freund
der Revolution, und traͤumte ſich goldne Tage von
ihr; aber er war kein Freund von Anarchie, man
*) Die Klio iſt eine Monatsſchrift für die franzöſiſche Zeitge-
ſchichte. Man leſe hier vorzüglich das 9te, 11te und 12te Heft.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/205>, abgerufen am 23.11.2024.
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