schöner Vikarius in spiritualibus generalis!*) -- So kam das Gerede auch dem Bischof Brendel zu Ohren, und dieser verboth Herrn Schneider, ich weis nicht, auf wie lange Zeit, sein Amt zu ver- richten. Schneider, der vorher schon Mitglied des Jakobinerklubbs zu Strasburg war, und aller Augen durch seine Beredsamkeit auf sich gezogen hatte, ward endlich öffentlicher Ankläger.
Dieses ist ein Amt, wobey es sehr schwer ist, den ehrlichen Mann zu machen, und noch weit schwerer, es ohne Verdacht der Spitzbüberey, der Rachsucht und der Ungerechtigkeit zu verwalten, aber schlechterdings unmöglich, ohne Feinde, ohne bittere, rachgierige und schreckliche Feinde zu blei- ben. Eulogius Schneider hätte so ein Amt bey seiner Lebhaftigkeit gar nicht annehmen sollen. Gleich Anfangs bekam er Händel mit dem Exmäre Dietrich, welcher die schönste Frau im ganzen Elsaß hatte. Die skandalöse Chronik sagt, Schnei- der habe der Madam Dietrich schändliche Vor- schläge gethan, sey aber von ihr spöttisch abgewie- sen worden; und daher käme Schneiders Haß gegen ihren Mann. Indessen ist es auch wahr,
*) Ein Vicarius in spiritualibus generalis ist bey den Katholiken das, was bey den Protestanten der Minister des geistlichen Departements ist.
ſchoͤner Vikarius in ſpiritualibus generalis!*) — So kam das Gerede auch dem Biſchof Brendel zu Ohren, und dieſer verboth Herrn Schneider, ich weis nicht, auf wie lange Zeit, ſein Amt zu ver- richten. Schneider, der vorher ſchon Mitglied des Jakobinerklubbs zu Strasburg war, und aller Augen durch ſeine Beredſamkeit auf ſich gezogen hatte, ward endlich oͤffentlicher Anklaͤger.
Dieſes iſt ein Amt, wobey es ſehr ſchwer iſt, den ehrlichen Mann zu machen, und noch weit ſchwerer, es ohne Verdacht der Spitzbuͤberey, der Rachſucht und der Ungerechtigkeit zu verwalten, aber ſchlechterdings unmoͤglich, ohne Feinde, ohne bittere, rachgierige und ſchreckliche Feinde zu blei- ben. Eulogius Schneider haͤtte ſo ein Amt bey ſeiner Lebhaftigkeit gar nicht annehmen ſollen. Gleich Anfangs bekam er Haͤndel mit dem Exmaͤre Dietrich, welcher die ſchoͤnſte Frau im ganzen Elſaß hatte. Die ſkandaloͤſe Chronik ſagt, Schnei- der habe der Madam Dietrich ſchaͤndliche Vor- ſchlaͤge gethan, ſey aber von ihr ſpoͤttiſch abgewie- ſen worden; und daher kaͤme Schneiders Haß gegen ihren Mann. Indeſſen iſt es auch wahr,
*) Ein Vicarius in ſpiritualibus generalis iſt bey den Katholiken das, was bey den Proteſtanten der Miniſter des geiſtlichen Departements iſt.
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ſchoͤner Vikarius in ſpiritualibus generalis! *) —
So kam das Gerede auch dem Biſchof Brendel
zu Ohren, und dieſer verboth Herrn Schneider, ich
weis nicht, auf wie lange Zeit, ſein Amt zu ver-
richten. Schneider, der vorher ſchon Mitglied
des Jakobinerklubbs zu Strasburg war, und aller
Augen durch ſeine Beredſamkeit auf ſich gezogen
hatte, ward endlich oͤffentlicher Anklaͤger.
Dieſes iſt ein Amt, wobey es ſehr ſchwer iſt,
den ehrlichen Mann zu machen, und noch weit
ſchwerer, es ohne Verdacht der Spitzbuͤberey, der
Rachſucht und der Ungerechtigkeit zu verwalten,
aber ſchlechterdings unmoͤglich, ohne Feinde, ohne
bittere, rachgierige und ſchreckliche Feinde zu blei-
ben. Eulogius Schneider haͤtte ſo ein Amt
bey ſeiner Lebhaftigkeit gar nicht annehmen ſollen.
Gleich Anfangs bekam er Haͤndel mit dem Exmaͤre
Dietrich, welcher die ſchoͤnſte Frau im ganzen
Elſaß hatte. Die ſkandaloͤſe Chronik ſagt, Schnei-
der habe der Madam Dietrich ſchaͤndliche Vor-
ſchlaͤge gethan, ſey aber von ihr ſpoͤttiſch abgewie-
ſen worden; und daher kaͤme Schneiders Haß
gegen ihren Mann. Indeſſen iſt es auch wahr,
*) Ein Vicarius in ſpiritualibus generalis iſt bey den
Katholiken das, was bey den Proteſtanten der Miniſter des
geiſtlichen Departements iſt.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/201>, abgerufen am 24.11.2024.
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