Gefangnen nicht abliessen. Einer davon verstund deutsch und sagte, daß sie den Patrioten zu ihrem Prinz Conde bringen müßten. Was wollten wir machen! wir überließen ihnen den Chasseur, und baten sie, ihm nichts leids zu thun. Sie verspra- chens zwar: aber -- o hole der Teufel die ver- fluchten Racker! -- auf 20 Schritte von uns, hieben sie ihn zu Stücken, und jagten davon.
So abscheulich diese Anekdote ist, so war doch ein Werber von den sogenannten Anglois, d. i. von dem Spitzbuben-Korps, welches unter dem Namen Euglisches Regiment de Montbasson, -- ich glaube, so muß man diesen Namen schreiben; wenigstens sprach man ihn so aus -- damals im Breisgau zu Ettenheimmünster für Englands Rech- nung errichtet wurde: ein Werber, sag' ich, von der schönen Bande war noch so unverschämt, daß er dem Kavalleristen widersprach, und das Verfah- ren der Kondeischen an dem unglücklichen Chasseur billigte und rechtfertigte. Aber der Reuter sah ihn mit Verachtung an, und sagte: wenn der Herr, so was loben kann, so ist der Herr nicht ein Haar besser, als die Kondeischen Hollunken selbst. --
Der Rückzug der Preußen und Oestreicher wur- de schon den 26ten Dec. in Landau bemerkt, aber am 27ten kam die gewisse Nachricht, daß die Be-
Vierter Theil. M
Gefangnen nicht ablieſſen. Einer davon verſtund deutſch und ſagte, daß ſie den Patrioten zu ihrem Prinz Condé bringen muͤßten. Was wollten wir machen! wir uͤberließen ihnen den Chaſſeur, und baten ſie, ihm nichts leids zu thun. Sie verſpra- chens zwar: aber — o hole der Teufel die ver- fluchten Racker! — auf 20 Schritte von uns, hieben ſie ihn zu Stuͤcken, und jagten davon.
So abſcheulich dieſe Anekdote iſt, ſo war doch ein Werber von den ſogenannten Anglois, d. i. von dem Spitzbuben-Korps, welches unter dem Namen Eugliſches Régiment de Montbaſſon, — ich glaube, ſo muß man dieſen Namen ſchreiben; wenigſtens ſprach man ihn ſo aus — damals im Breisgau zu Ettenheimmuͤnſter fuͤr Englands Rech- nung errichtet wurde: ein Werber, ſag' ich, von der ſchoͤnen Bande war noch ſo unverſchaͤmt, daß er dem Kavalleriſten widerſprach, und das Verfah- ren der Kondeiſchen an dem ungluͤcklichen Chaſſeur billigte und rechtfertigte. Aber der Reuter ſah ihn mit Verachtung an, und ſagte: wenn der Herr, ſo was loben kann, ſo iſt der Herr nicht ein Haar beſſer, als die Kondeiſchen Hollunken ſelbſt. —
Der Ruͤckzug der Preußen und Oeſtreicher wur- de ſchon den 26ten Dec. in Landau bemerkt, aber am 27ten kam die gewiſſe Nachricht, daß die Be-
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Gefangnen nicht ablieſſen. Einer davon verſtund
deutſch und ſagte, daß ſie den Patrioten zu ihrem
Prinz Condé bringen muͤßten. Was wollten wir
machen! wir uͤberließen ihnen den Chaſſeur, und
baten ſie, ihm nichts leids zu thun. Sie verſpra-
chens zwar: aber — o hole der Teufel die ver-
fluchten Racker! — auf 20 Schritte von uns,
hieben ſie ihn zu Stuͤcken, und jagten davon.
So abſcheulich dieſe Anekdote iſt, ſo war doch
ein Werber von den ſogenannten Anglois, d. i.
von dem Spitzbuben-Korps, welches unter dem
Namen Eugliſches Régiment de Montbaſſon, —
ich glaube, ſo muß man dieſen Namen ſchreiben;
wenigſtens ſprach man ihn ſo aus — damals im
Breisgau zu Ettenheimmuͤnſter fuͤr Englands Rech-
nung errichtet wurde: ein Werber, ſag' ich, von
der ſchoͤnen Bande war noch ſo unverſchaͤmt, daß
er dem Kavalleriſten widerſprach, und das Verfah-
ren der Kondeiſchen an dem ungluͤcklichen Chaſſeur
billigte und rechtfertigte. Aber der Reuter ſah
ihn mit Verachtung an, und ſagte: wenn der Herr,
ſo was loben kann, ſo iſt der Herr nicht ein Haar
beſſer, als die Kondeiſchen Hollunken ſelbſt. —
Der Ruͤckzug der Preußen und Oeſtreicher wur-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/181>, abgerufen am 24.11.2024.
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