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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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plots mehr Verbrecher entdeckte, als wirklich da
waren: aber es ist unlängbar, daß ein solches Kom-
plot wirklich statt gefunden, und daß der Maire
Dietrichs, sonst Hr. von Dietrichs, starken An-
theil daran genommen hat. Wäre Strasburg da-
mals in die Hände der Kaiserlichen gefallen, so war
zwar Landau noch nicht erobert, aber alsdann
mußte erst Strasburg wieder erobert werden, und
die Linien der Deutschen waren noch sicher.

Daher bemühten sich die Republikaner, unauf-
hörlich vorzudrängen, troz den entsetzlichen Mord-
gefechten bey Lautern. Die Preußen machten
sogar Versuche auf die Bergfestung Bitsch, und
wenn schon diese Versuche fehlschlugen, so mußten
doch die Franzosen immer mehr einsehen, welche
Gefahr ihnen drohte. *)


*) Diese Gefahr war so einleuchtend, so groß und so allgemein,
daß die Vorstellung davon jeden Franzosen, der nur etwas Frey-
heitsgefühl oder Selbst- und Ehrliebe hatte, wie elektrisch zur
allgemeinen patriotischen Vertheidigung anfeuern mußte. Sie
konnten schon aus dem, was die Oestreicher und Preußen auf
französischem Boden bis jezt getrieben hätten, das sich denken,
was sie weiter treiben würden, wenn man ihren Fortschritten
nicht nachdrücklich widerstehen wollte. Das Benehmen der Ver-
bündeten, vorzüglich der Oestreicher, war ein zu größlicher
Commentar der Manifeste, als daß man hätte zaudern dür-
fen, deren Ausführung weiter ruhig abzuwarten. Die Wieder-
eroberung der Linien, und der darauf erfolgte Entsatz von
Landau hatte also allgemeinere und höhere Motive, als die
drey Millionen Livres, welche der National-Convent der
Armee, die Landau entsetzen würde, versprochen hatte. Wenn
demnach Girtanner im 5. B. seiner Annalen S. 309

plots mehr Verbrecher entdeckte, als wirklich da
waren: aber es iſt unlaͤngbar, daß ein ſolches Kom-
plot wirklich ſtatt gefunden, und daß der Maire
Dietrichs, ſonſt Hr. von Dietrichs, ſtarken An-
theil daran genommen hat. Waͤre Strasburg da-
mals in die Haͤnde der Kaiſerlichen gefallen, ſo war
zwar Landau noch nicht erobert, aber alsdann
mußte erſt Strasburg wieder erobert werden, und
die Linien der Deutſchen waren noch ſicher.

Daher bemuͤhten ſich die Republikaner, unauf-
hoͤrlich vorzudraͤngen, troz den entſetzlichen Mord-
gefechten bey Lautern. Die Preußen machten
ſogar Verſuche auf die Bergfeſtung Bitſch, und
wenn ſchon dieſe Verſuche fehlſchlugen, ſo mußten
doch die Franzoſen immer mehr einſehen, welche
Gefahr ihnen drohte. *)


*) Dieſe Gefahr war ſo einleuchtend, ſo groß und ſo allgemein,
daß die Vorſtellung davon jeden Franzoſen, der nur etwas Frey-
heitsgefühl oder Selbſt- und Ehrliebe hatte, wie elektriſch zur
allgemeinen patriotiſchen Vertheidigung anfeuern mußte. Sie
konnten ſchon aus dem, was die Oeſtreicher und Preußen auf
franzöſiſchem Boden bis jezt getrieben hätten, das ſich denken,
was ſie weiter treiben würden, wenn man ihren Fortſchritten
nicht nachdrücklich widerſtehen wollte. Das Benehmen der Ver-
bündeten, vorzüglich der Oeſtreicher, war ein zu größlicher
Commentar der Manifeſte, als daß man hätte zaudern dür-
fen, deren Ausführung weiter ruhig abzuwarten. Die Wieder-
eroberung der Linien, und der darauf erfolgte Entſatz von
Landau hatte alſo allgemeinere und höhere Motive, als die
drey Millionen Livres, welche der National-Convent der
Armee, die Landau entſetzen würde, verſprochen hatte. Wenn
demnach Girtanner im 5. B. ſeiner Annalen S. 309
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[174/0178] plots mehr Verbrecher entdeckte, als wirklich da waren: aber es iſt unlaͤngbar, daß ein ſolches Kom- plot wirklich ſtatt gefunden, und daß der Maire Dietrichs, ſonſt Hr. von Dietrichs, ſtarken An- theil daran genommen hat. Waͤre Strasburg da- mals in die Haͤnde der Kaiſerlichen gefallen, ſo war zwar Landau noch nicht erobert, aber alsdann mußte erſt Strasburg wieder erobert werden, und die Linien der Deutſchen waren noch ſicher. Daher bemuͤhten ſich die Republikaner, unauf- hoͤrlich vorzudraͤngen, troz den entſetzlichen Mord- gefechten bey Lautern. Die Preußen machten ſogar Verſuche auf die Bergfeſtung Bitſch, und wenn ſchon dieſe Verſuche fehlſchlugen, ſo mußten doch die Franzoſen immer mehr einſehen, welche Gefahr ihnen drohte. *) *) Dieſe Gefahr war ſo einleuchtend, ſo groß und ſo allgemein, daß die Vorſtellung davon jeden Franzoſen, der nur etwas Frey- heitsgefühl oder Selbſt- und Ehrliebe hatte, wie elektriſch zur allgemeinen patriotiſchen Vertheidigung anfeuern mußte. Sie konnten ſchon aus dem, was die Oeſtreicher und Preußen auf franzöſiſchem Boden bis jezt getrieben hätten, das ſich denken, was ſie weiter treiben würden, wenn man ihren Fortſchritten nicht nachdrücklich widerſtehen wollte. Das Benehmen der Ver- bündeten, vorzüglich der Oeſtreicher, war ein zu größlicher Commentar der Manifeſte, als daß man hätte zaudern dür- fen, deren Ausführung weiter ruhig abzuwarten. Die Wieder- eroberung der Linien, und der darauf erfolgte Entſatz von Landau hatte alſo allgemeinere und höhere Motive, als die drey Millionen Livres, welche der National-Convent der Armee, die Landau entſetzen würde, verſprochen hatte. Wenn demnach Girtanner im 5. B. ſeiner Annalen S. 309

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/178>, abgerufen am 24.11.2024.