Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

saufen gab, dem erlaubte er allen Umgang mit sei-
nem Weibe. Die andern waren theils Franzosen
von der Kondeischen Armee oder von Rohan; dann
Polaken, Deutsche, Italiäner, meist Lumpenvolk,
und Diebe. Nichts war vor diesem Gesindel sicher:
sie stahlen einander selbst alles, und verübten alle
nur möglichen Excesse. Viele waren mit ihren Pfer-
den und Gewehren nach Landau gekommen, und
hatten sie dort verkauft. Da sie nun auf diese Art
viel Geld hatten, so soffen sie in einem weg, und
machten den fürchterlichsten Spektakel, rauften
und schlugen sich, wie unsinniges Vieh.

Wie mir bey diesen Bestien zu Muthe war, kann
man leicht denken! Einige darunter waren mir be-
sonders fatal. Zu diesen gehört ein gewisser Schie-
le, aus dem Anhältischen, vorher Reuter unter
dem Regiment des Herzogs von Weimar. Er
war einige Tage vor mir nach Landau entwischt,
und hatte dem General den Posten, den er verlas-
sen hatte, verrathen, und ihn zum Ueberfall dessel-
ben vermogt, auch selbst den Führer dabey abge-
geben. Der kommandirende Unteroffizier des Po-
stens war ein schlechter Kerl, der die nöthige Wach-
samkeit versäumt hatte: der Posten wurde also
überrumpelt, und bis auf zwey Mann, welche die
Franzosen gefangen nahmen, niedergehauen.


ſaufen gab, dem erlaubte er allen Umgang mit ſei-
nem Weibe. Die andern waren theils Franzoſen
von der Kondeiſchen Armee oder von Rohan; dann
Polaken, Deutſche, Italiaͤner, meiſt Lumpenvolk,
und Diebe. Nichts war vor dieſem Geſindel ſicher:
ſie ſtahlen einander ſelbſt alles, und veruͤbten alle
nur moͤglichen Exceſſe. Viele waren mit ihren Pfer-
den und Gewehren nach Landau gekommen, und
hatten ſie dort verkauft. Da ſie nun auf dieſe Art
viel Geld hatten, ſo ſoffen ſie in einem weg, und
machten den fuͤrchterlichſten Spektakel, rauften
und ſchlugen ſich, wie unſinniges Vieh.

Wie mir bey dieſen Beſtien zu Muthe war, kann
man leicht denken! Einige darunter waren mir be-
ſonders fatal. Zu dieſen gehoͤrt ein gewiſſer Schie-
le, aus dem Anhaͤltiſchen, vorher Reuter unter
dem Regiment des Herzogs von Weimar. Er
war einige Tage vor mir nach Landau entwiſcht,
und hatte dem General den Poſten, den er verlaſ-
ſen hatte, verrathen, und ihn zum Ueberfall deſſel-
ben vermogt, auch ſelbſt den Fuͤhrer dabey abge-
geben. Der kommandirende Unteroffizier des Po-
ſtens war ein ſchlechter Kerl, der die noͤthige Wach-
ſamkeit verſaͤumt hatte: der Poſten wurde alſo
uͤberrumpelt, und bis auf zwey Mann, welche die
Franzoſen gefangen nahmen, niedergehauen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0017" n="13"/>
&#x017F;aufen gab, dem erlaubte er allen Umgang mit &#x017F;ei-<lb/>
nem Weibe. Die andern waren theils Franzo&#x017F;en<lb/>
von der Kondei&#x017F;chen Armee oder von Rohan; dann<lb/>
Polaken, Deut&#x017F;che, Italia&#x0364;ner, mei&#x017F;t Lumpenvolk,<lb/>
und Diebe. Nichts war vor die&#x017F;em Ge&#x017F;indel &#x017F;icher:<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;tahlen einander &#x017F;elb&#x017F;t alles, und veru&#x0364;bten alle<lb/>
nur mo&#x0364;glichen Exce&#x017F;&#x017F;e. Viele waren mit ihren Pfer-<lb/>
den und Gewehren nach Landau gekommen, und<lb/>
hatten &#x017F;ie dort verkauft. Da &#x017F;ie nun auf die&#x017F;e Art<lb/>
viel Geld hatten, &#x017F;o &#x017F;offen &#x017F;ie in einem weg, und<lb/>
machten den fu&#x0364;rchterlich&#x017F;ten Spektakel, rauften<lb/>
und &#x017F;chlugen &#x017F;ich, wie un&#x017F;inniges Vieh.</p><lb/>
        <p>Wie mir bey die&#x017F;en Be&#x017F;tien zu Muthe war, kann<lb/>
man leicht denken! Einige darunter waren mir be-<lb/>
&#x017F;onders fatal. Zu die&#x017F;en geho&#x0364;rt ein gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#g">Schie</hi>-<lb/><hi rendition="#g">le</hi>, aus dem Anha&#x0364;lti&#x017F;chen, vorher Reuter unter<lb/>
dem Regiment des Herzogs von <hi rendition="#g">Weimar</hi>. Er<lb/>
war einige Tage vor mir nach Landau entwi&#x017F;cht,<lb/>
und hatte dem General den Po&#x017F;ten, den er verla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en hatte, verrathen, und ihn zum Ueberfall de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben vermogt, auch &#x017F;elb&#x017F;t den Fu&#x0364;hrer dabey abge-<lb/>
geben. Der kommandirende Unteroffizier des Po-<lb/>
&#x017F;tens war ein &#x017F;chlechter Kerl, der die no&#x0364;thige Wach-<lb/>
&#x017F;amkeit ver&#x017F;a&#x0364;umt hatte: der Po&#x017F;ten wurde al&#x017F;o<lb/>
u&#x0364;berrumpelt, und bis auf zwey Mann, welche die<lb/>
Franzo&#x017F;en gefangen nahmen, niedergehauen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0017] ſaufen gab, dem erlaubte er allen Umgang mit ſei- nem Weibe. Die andern waren theils Franzoſen von der Kondeiſchen Armee oder von Rohan; dann Polaken, Deutſche, Italiaͤner, meiſt Lumpenvolk, und Diebe. Nichts war vor dieſem Geſindel ſicher: ſie ſtahlen einander ſelbſt alles, und veruͤbten alle nur moͤglichen Exceſſe. Viele waren mit ihren Pfer- den und Gewehren nach Landau gekommen, und hatten ſie dort verkauft. Da ſie nun auf dieſe Art viel Geld hatten, ſo ſoffen ſie in einem weg, und machten den fuͤrchterlichſten Spektakel, rauften und ſchlugen ſich, wie unſinniges Vieh. Wie mir bey dieſen Beſtien zu Muthe war, kann man leicht denken! Einige darunter waren mir be- ſonders fatal. Zu dieſen gehoͤrt ein gewiſſer Schie- le, aus dem Anhaͤltiſchen, vorher Reuter unter dem Regiment des Herzogs von Weimar. Er war einige Tage vor mir nach Landau entwiſcht, und hatte dem General den Poſten, den er verlaſ- ſen hatte, verrathen, und ihn zum Ueberfall deſſel- ben vermogt, auch ſelbſt den Fuͤhrer dabey abge- geben. Der kommandirende Unteroffizier des Po- ſtens war ein ſchlechter Kerl, der die noͤthige Wach- ſamkeit verſaͤumt hatte: der Poſten wurde alſo uͤberrumpelt, und bis auf zwey Mann, welche die Franzoſen gefangen nahmen, niedergehauen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/17
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/17>, abgerufen am 23.11.2024.