wäre deswegen auch ganz überflüßig, daß man so oft Trompeter in die Festung schickte. -- Der Ge- neral der Preußen ließ die französischen Offiziere aufs freundlichste bewirthen, und nachdem sie lange mit einander gesprochen hatten, ritten die Franzosen zurück.
Ein Rittmeister von dem Ascherslebischen Re- giment, von dessen Schwadron ein Reuter, Na- mens Ziegenberg, in Landau gefangen saß, bath den Obersten, doch dem armen Teufel etwas Geld mitzunehmen, und als dieser es zu besorgen versprach, stellte er ihm zwey Kronenthaler zu. Gleich nach seiner Rückkehr kam der Oberste selbst zu den Gefangenen, und rief dem Ziegenberg. Da, sagte er, schickt dir dein Rittmeister Geld, und hier hast du auch was von mir! Du wirst uns doch nicht schimpfen, wenn du wieder zu deinen Preußen kömmst? Sieh, auch wir sind Menschen, aber Menschen, die frey seyn wollen, um mit mehr Würde und ungehinderter Mensch seyn zu können: Das bedenk; und lebe wohl! -- Dem Reuter stan- den die Thränen in den Augen, und er erst[u]mmte vor wehmüthiger, freudiger Rührung. Ich habe den Namen des Rittmeisters vergessen; wenn er aber dieses lesen sollte, so wird er sich an seinen Auftrag gewiß erinnern, und dann versichere ich ihn neben- her, daß Ziegenberg viel Gutes von ihm damals
waͤre deswegen auch ganz uͤberfluͤßig, daß man ſo oft Trompeter in die Feſtung ſchickte. — Der Ge- neral der Preußen ließ die franzoͤſiſchen Offiziere aufs freundlichſte bewirthen, und nachdem ſie lange mit einander geſprochen hatten, ritten die Franzoſen zuruͤck.
Ein Rittmeiſter von dem Aſcherslebiſchen Re- giment, von deſſen Schwadron ein Reuter, Na- mens Ziegenberg, in Landau gefangen ſaß, bath den Oberſten, doch dem armen Teufel etwas Geld mitzunehmen, und als dieſer es zu beſorgen verſprach, ſtellte er ihm zwey Kronenthaler zu. Gleich nach ſeiner Ruͤckkehr kam der Oberſte ſelbſt zu den Gefangenen, und rief dem Ziegenberg. Da, ſagte er, ſchickt dir dein Rittmeiſter Geld, und hier haſt du auch was von mir! Du wirſt uns doch nicht ſchimpfen, wenn du wieder zu deinen Preußen koͤmmſt? Sieh, auch wir ſind Menſchen, aber Menſchen, die frey ſeyn wollen, um mit mehr Wuͤrde und ungehinderter Menſch ſeyn zu koͤnnen: Das bedenk; und lebe wohl! — Dem Reuter ſtan- den die Thraͤnen in den Augen, und er erſt[u]mmte vor wehmuͤthiger, freudiger Ruͤhrung. Ich habe den Namen des Rittmeiſters vergeſſen; wenn er aber dieſes leſen ſollte, ſo wird er ſich an ſeinen Auftrag gewiß erinnern, und dann verſichere ich ihn neben- her, daß Ziegenberg viel Gutes von ihm damals
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waͤre deswegen auch ganz uͤberfluͤßig, daß man ſo
oft Trompeter in die Feſtung ſchickte. — Der Ge-
neral der Preußen ließ die franzoͤſiſchen Offiziere
aufs freundlichſte bewirthen, und nachdem ſie
lange mit einander geſprochen hatten, ritten die
Franzoſen zuruͤck.
Ein Rittmeiſter von dem Aſcherslebiſchen Re-
giment, von deſſen Schwadron ein Reuter, Na-
mens Ziegenberg, in Landau gefangen ſaß,
bath den Oberſten, doch dem armen Teufel etwas
Geld mitzunehmen, und als dieſer es zu beſorgen
verſprach, ſtellte er ihm zwey Kronenthaler zu.
Gleich nach ſeiner Ruͤckkehr kam der Oberſte ſelbſt
zu den Gefangenen, und rief dem Ziegenberg.
Da, ſagte er, ſchickt dir dein Rittmeiſter Geld,
und hier haſt du auch was von mir! Du wirſt uns
doch nicht ſchimpfen, wenn du wieder zu deinen
Preußen koͤmmſt? Sieh, auch wir ſind Menſchen,
aber Menſchen, die frey ſeyn wollen, um mit mehr
Wuͤrde und ungehinderter Menſch ſeyn zu koͤnnen:
Das bedenk; und lebe wohl! — Dem Reuter ſtan-
den die Thraͤnen in den Augen, und er erſtummte vor
wehmuͤthiger, freudiger Ruͤhrung. Ich habe den
Namen des Rittmeiſters vergeſſen; wenn er aber
dieſes leſen ſollte, ſo wird er ſich an ſeinen Auftrag
gewiß erinnern, und dann verſichere ich ihn neben-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/161>, abgerufen am 24.11.2024.
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