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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Euer Leben kränken. Die Preußen sind keine
Oestreicher.

Hierauf schickten alle Bataillons der Volontärs,
so auch die Reuter und die Dragoner Deputirte
aus ihrem Mittel an den Obersten der Reuterey,
und ersuchten ihn, das Kommando der Festung,
statt des Verräthers Laubadere, zu überneh-
men. Es ist zwar gegen das Gesetz, erwiederte
dieser würdige Mann, daß ich in Euer Begehren
willige: aber die Noth zwingt mich, mich der be-
drängten Stadt und des Vaterlandes anzunehmen.
Ihr wollt mir also gehorchen? -- Ja, erwieder-
ten Alle einhellig. Gut! ich nehme das Komman-
do an, und Morgen sage ich Euch, was weiter
geschehen soll. Jezt geht nach Hause, und seyd
ruhig! Es steht braven Republikanern schlecht an,
durch Tumult und Aufruhr Ruhe und Ordnung zu
stören.

Die Menge verlief sich nach und nach -- es
war schon sehr späte, -- aber alle riefen laut:
daß sie keine 48 Stunden mehr in diesem verfluch-
ten Neste eingesperrt bleiben wollten.

Der Oberste ging zu Dentzeln, und sagte
ihm, daß er sich nun der gemeinschaftlichen Sache
thätig annehmen müßte. Dentzel fieng aber
sein altes Lied wieder an, daß er in ungerechtem
Verdacht gewesen wäre; daß er sich erst zu Paris

Euer Leben kraͤnken. Die Preußen ſind keine
Oeſtreicher.

Hierauf ſchickten alle Bataillons der Volontaͤrs,
ſo auch die Reuter und die Dragoner Deputirte
aus ihrem Mittel an den Oberſten der Reuterey,
und erſuchten ihn, das Kommando der Feſtung,
ſtatt des Verraͤthers Laubadere, zu uͤberneh-
men. Es iſt zwar gegen das Geſetz, erwiederte
dieſer wuͤrdige Mann, daß ich in Euer Begehren
willige: aber die Noth zwingt mich, mich der be-
draͤngten Stadt und des Vaterlandes anzunehmen.
Ihr wollt mir alſo gehorchen? — Ja, erwieder-
ten Alle einhellig. Gut! ich nehme das Komman-
do an, und Morgen ſage ich Euch, was weiter
geſchehen ſoll. Jezt geht nach Hauſe, und ſeyd
ruhig! Es ſteht braven Republikanern ſchlecht an,
durch Tumult und Aufruhr Ruhe und Ordnung zu
ſtoͤren.

Die Menge verlief ſich nach und nach — es
war ſchon ſehr ſpaͤte, — aber alle riefen laut:
daß ſie keine 48 Stunden mehr in dieſem verfluch-
ten Neſte eingeſperrt bleiben wollten.

Der Oberſte ging zu Dentzeln, und ſagte
ihm, daß er ſich nun der gemeinſchaftlichen Sache
thaͤtig annehmen muͤßte. Dentzel fieng aber
ſein altes Lied wieder an, daß er in ungerechtem
Verdacht geweſen waͤre; daß er ſich erſt zu Paris

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[155/0159] Euer Leben kraͤnken. Die Preußen ſind keine Oeſtreicher. Hierauf ſchickten alle Bataillons der Volontaͤrs, ſo auch die Reuter und die Dragoner Deputirte aus ihrem Mittel an den Oberſten der Reuterey, und erſuchten ihn, das Kommando der Feſtung, ſtatt des Verraͤthers Laubadere, zu uͤberneh- men. Es iſt zwar gegen das Geſetz, erwiederte dieſer wuͤrdige Mann, daß ich in Euer Begehren willige: aber die Noth zwingt mich, mich der be- draͤngten Stadt und des Vaterlandes anzunehmen. Ihr wollt mir alſo gehorchen? — Ja, erwieder- ten Alle einhellig. Gut! ich nehme das Komman- do an, und Morgen ſage ich Euch, was weiter geſchehen ſoll. Jezt geht nach Hauſe, und ſeyd ruhig! Es ſteht braven Republikanern ſchlecht an, durch Tumult und Aufruhr Ruhe und Ordnung zu ſtoͤren. Die Menge verlief ſich nach und nach — es war ſchon ſehr ſpaͤte, — aber alle riefen laut: daß ſie keine 48 Stunden mehr in dieſem verfluch- ten Neſte eingeſperrt bleiben wollten. Der Oberſte ging zu Dentzeln, und ſagte ihm, daß er ſich nun der gemeinſchaftlichen Sache thaͤtig annehmen muͤßte. Dentzel fieng aber ſein altes Lied wieder an, daß er in ungerechtem Verdacht geweſen waͤre; daß er ſich erſt zu Paris

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/159>, abgerufen am 24.11.2024.