Häuser und ihr Leben schonen, und die Stadt lie- ber jezt aufgeben, als sie Alle in so große Gefahr sinken lassen. Aber Laubadere wies jeden An- trag von dieser Art mit Unwillen und Verachtung von sich. Laßt die Stadt zu Grunde gehen, sagte er immer, ich bin ein ehrlicher Mann ich kenne das Gesetz, und werde der Republik nie untreu werden!
Bey dem Repräsentanten Dentzel, der viel- leicht hoffen mogte, durch Kapitulation sein und der Stadt Unglück abzuwenden, hatten die Be- drängten mehr Trost. Er versicherte sie, daß Ge- fahr allerdings vorhanden sey, aber eine Gefahr, die man jezt noch heben könnte; allein daß er für sich nichts darin thun dürfte, vorzüglich da man ihn schon einmal in Verdacht der Verrätherey ge- habt hätte. Der General wolle nichts von Ueber- gabe hören; er habe sich, wie es schiene, einmal vorgenommen, die Stadt bis auf den lezten Au- genblick zu behaupten, und sollte auch Alles dabey zu Grunde gehen. Er also könnte nichts machen, und müßte sich Alles gefallen lassen. -- Auf diese Weise kam denn ein Aufstand zum Gähren, der auch bald ausbrach.
Eines Tages erschien ein Trompeter vom Ge- neral Knobelsdorf -- der Kronprinz war abgegangen, um seine Vermählung mit der Prin[-]
Haͤuſer und ihr Leben ſchonen, und die Stadt lie- ber jezt aufgeben, als ſie Alle in ſo große Gefahr ſinken laſſen. Aber Laubadere wies jeden An- trag von dieſer Art mit Unwillen und Verachtung von ſich. Laßt die Stadt zu Grunde gehen, ſagte er immer, ich bin ein ehrlicher Mann ich kenne das Geſetz, und werde der Republik nie untreu werden!
Bey dem Repraͤſentanten Dentzel, der viel- leicht hoffen mogte, durch Kapitulation ſein und der Stadt Ungluͤck abzuwenden, hatten die Be- draͤngten mehr Troſt. Er verſicherte ſie, daß Ge- fahr allerdings vorhanden ſey, aber eine Gefahr, die man jezt noch heben koͤnnte; allein daß er fuͤr ſich nichts darin thun duͤrfte, vorzuͤglich da man ihn ſchon einmal in Verdacht der Verraͤtherey ge- habt haͤtte. Der General wolle nichts von Ueber- gabe hoͤren; er habe ſich, wie es ſchiene, einmal vorgenommen, die Stadt bis auf den lezten Au- genblick zu behaupten, und ſollte auch Alles dabey zu Grunde gehen. Er alſo koͤnnte nichts machen, und muͤßte ſich Alles gefallen laſſen. — Auf dieſe Weiſe kam denn ein Aufſtand zum Gaͤhren, der auch bald ausbrach.
Eines Tages erſchien ein Trompeter vom Ge- neral Knobelsdorf — der Kronprinz war abgegangen, um ſeine Vermaͤhlung mit der Prin[-]
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Haͤuſer und ihr Leben ſchonen, und die Stadt lie-
ber jezt aufgeben, als ſie Alle in ſo große Gefahr
ſinken laſſen. Aber Laubadere wies jeden An-
trag von dieſer Art mit Unwillen und Verachtung
von ſich. Laßt die Stadt zu Grunde gehen, ſagte
er immer, ich bin ein ehrlicher Mann ich kenne
das Geſetz, und werde der Republik nie untreu
werden!
Bey dem Repraͤſentanten Dentzel, der viel-
leicht hoffen mogte, durch Kapitulation ſein und
der Stadt Ungluͤck abzuwenden, hatten die Be-
draͤngten mehr Troſt. Er verſicherte ſie, daß Ge-
fahr allerdings vorhanden ſey, aber eine Gefahr,
die man jezt noch heben koͤnnte; allein daß er fuͤr
ſich nichts darin thun duͤrfte, vorzuͤglich da man
ihn ſchon einmal in Verdacht der Verraͤtherey ge-
habt haͤtte. Der General wolle nichts von Ueber-
gabe hoͤren; er habe ſich, wie es ſchiene, einmal
vorgenommen, die Stadt bis auf den lezten Au-
genblick zu behaupten, und ſollte auch Alles dabey
zu Grunde gehen. Er alſo koͤnnte nichts machen,
und muͤßte ſich Alles gefallen laſſen. — Auf dieſe
Weiſe kam denn ein Aufſtand zum Gaͤhren, der
auch bald ausbrach.
Eines Tages erſchien ein Trompeter vom Ge-
neral Knobelsdorf — der Kronprinz war
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/155>, abgerufen am 24.11.2024.
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