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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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General zu zwingen, die Stadt zu übergeben, ge-
sezt auch, sie wäre noch so sehr ruinirt worden.
Es wäre daher auch gar nicht rathsam gewesen,
die Stadt selbst zu beschießen, zumal, da es doch
schien, als wenn die Preußen eben nicht sehr mit
Munition versehen wären. Regelmäßig hätten sie
lieber ihre ganze Kraft auf die Eroberung, oder Zer-
störung des Forts oder des Hornwerks, als worin
doch die Hauptstärke dieses Platzes bestände, rich-
ten sollen. Es schiene überhaupt, als verständen
die Preußen nicht recht, wie man eine Festung an-
greifen müsse u. s. w. Ich lasse es dahin gestellt
seyn, in wie ferne mein Artillerist Recht gehabt ha-
ben mag.

Die Deserteurs in Landau haben sich bey der
Beschießung größtentheils sehr schlecht betragen.
Die Bürger bedienten sich ihrer, ihre Effekten u.
dgl. in Sicherheit zu bringen, und zahlten recht-
schaffen, ließen es auch an Essen und Trinken nicht
fehlen. Aber diese Niederträchtigen stahlen und
raubten noch daneben, was sie konnten, und ver-
kauften es nachher an die Trödler. Ein Gewisser,
Namens Gesell, vom Regiment Kleist, stahl
einem Kaufmann vieles Silbergeräthe, woraus er
nachgehends in Besancon, wo er es verkaufte,
noch 800 Livres gelößt hat.


General zu zwingen, die Stadt zu uͤbergeben, ge-
ſezt auch, ſie waͤre noch ſo ſehr ruinirt worden.
Es waͤre daher auch gar nicht rathſam geweſen,
die Stadt ſelbſt zu beſchießen, zumal, da es doch
ſchien, als wenn die Preußen eben nicht ſehr mit
Munition verſehen waͤren. Regelmaͤßig haͤtten ſie
lieber ihre ganze Kraft auf die Eroberung, oder Zer-
ſtoͤrung des Forts oder des Hornwerks, als worin
doch die Hauptſtaͤrke dieſes Platzes beſtaͤnde, rich-
ten ſollen. Es ſchiene uͤberhaupt, als verſtaͤnden
die Preußen nicht recht, wie man eine Feſtung an-
greifen muͤſſe u. ſ. w. Ich laſſe es dahin geſtellt
ſeyn, in wie ferne mein Artilleriſt Recht gehabt ha-
ben mag.

Die Deſerteurs in Landau haben ſich bey der
Beſchießung groͤßtentheils ſehr ſchlecht betragen.
Die Buͤrger bedienten ſich ihrer, ihre Effekten u.
dgl. in Sicherheit zu bringen, und zahlten recht-
ſchaffen, ließen es auch an Eſſen und Trinken nicht
fehlen. Aber dieſe Niedertraͤchtigen ſtahlen und
raubten noch daneben, was ſie konnten, und ver-
kauften es nachher an die Troͤdler. Ein Gewiſſer,
Namens Geſell, vom Regiment Kleiſt, ſtahl
einem Kaufmann vieles Silbergeraͤthe, woraus er
nachgehends in Beſançon, wo er es verkaufte,
noch 800 Livres geloͤßt hat.


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[133/0137] General zu zwingen, die Stadt zu uͤbergeben, ge- ſezt auch, ſie waͤre noch ſo ſehr ruinirt worden. Es waͤre daher auch gar nicht rathſam geweſen, die Stadt ſelbſt zu beſchießen, zumal, da es doch ſchien, als wenn die Preußen eben nicht ſehr mit Munition verſehen waͤren. Regelmaͤßig haͤtten ſie lieber ihre ganze Kraft auf die Eroberung, oder Zer- ſtoͤrung des Forts oder des Hornwerks, als worin doch die Hauptſtaͤrke dieſes Platzes beſtaͤnde, rich- ten ſollen. Es ſchiene uͤberhaupt, als verſtaͤnden die Preußen nicht recht, wie man eine Feſtung an- greifen muͤſſe u. ſ. w. Ich laſſe es dahin geſtellt ſeyn, in wie ferne mein Artilleriſt Recht gehabt ha- ben mag. Die Deſerteurs in Landau haben ſich bey der Beſchießung groͤßtentheils ſehr ſchlecht betragen. Die Buͤrger bedienten ſich ihrer, ihre Effekten u. dgl. in Sicherheit zu bringen, und zahlten recht- ſchaffen, ließen es auch an Eſſen und Trinken nicht fehlen. Aber dieſe Niedertraͤchtigen ſtahlen und raubten noch daneben, was ſie konnten, und ver- kauften es nachher an die Troͤdler. Ein Gewiſſer, Namens Geſell, vom Regiment Kleiſt, ſtahl einem Kaufmann vieles Silbergeraͤthe, woraus er nachgehends in Beſançon, wo er es verkaufte, noch 800 Livres geloͤßt hat.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/137>, abgerufen am 24.11.2024.