war. Früh konnte er schon nicht mehr gehen, und litt die heftigsten Schmerzen. Ich holte ihm bey dem Kommissär einen Spitalzettel, und er wurde ins Lazareth gebracht, wo er so lange lag, bis er völlig kurirt war. Er ist nachher noch vor dem Ent- satz von Landau ausgeliefert worden.
Während des Bombardements in Landau ver- brannten ein Strohmagazin, worin auch Heu und andre Dinge waren, drey Häuser, einige Scheu- nen und einige Ställe: aber sehr viele Gebäude sind beschädigt worden. Ums Leben kamen ohnge- fähr 20 Menschen, ohne die, welche verwundet wurden. Unter den Todten war auch ein Preußi- scher Kriegsgefangner, dem eine Kanonenkugel auf dem Wall die Eingeweide herausgerissen hatte.
Das fürchterliche Kanoniren und Beschießen hatte, wie gesagt ist, Donnerstags den 31ten schon aufgehört; aber die Landauer fürchteten noch im- mer, daß es wieder angehen, und vielleicht noch heftiger fortgesezt werden mögte. Es begaben sich daher einige orthodoxe, fromme Männer, und ein Ausschuß andächtiger Matronen zum Pfarrer Ackermann, und baten ihn, öffentliche Bet- stunden anzustellen, um Gott und seine Heiligen zu bewegen, daß sie doch alles fernere gräßliche Unglück in Gnaden von ihnen abwenden mögten. Allein Ackermann stellte ihnen vor, daß man keine
war. Fruͤh konnte er ſchon nicht mehr gehen, und litt die heftigſten Schmerzen. Ich holte ihm bey dem Kommiſſaͤr einen Spitalzettel, und er wurde ins Lazareth gebracht, wo er ſo lange lag, bis er voͤllig kurirt war. Er iſt nachher noch vor dem Ent- ſatz von Landau ausgeliefert worden.
Waͤhrend des Bombardements in Landau ver- brannten ein Strohmagazin, worin auch Heu und andre Dinge waren, drey Haͤuſer, einige Scheu- nen und einige Staͤlle: aber ſehr viele Gebaͤude ſind beſchaͤdigt worden. Ums Leben kamen ohnge- faͤhr 20 Menſchen, ohne die, welche verwundet wurden. Unter den Todten war auch ein Preußi- ſcher Kriegsgefangner, dem eine Kanonenkugel auf dem Wall die Eingeweide herausgeriſſen hatte.
Das fuͤrchterliche Kanoniren und Beſchießen hatte, wie geſagt iſt, Donnerſtags den 31ten ſchon aufgehoͤrt; aber die Landauer fuͤrchteten noch im- mer, daß es wieder angehen, und vielleicht noch heftiger fortgeſezt werden moͤgte. Es begaben ſich daher einige orthodoxe, fromme Maͤnner, und ein Ausſchuß andaͤchtiger Matronen zum Pfarrer Ackermann, und baten ihn, oͤffentliche Bet- ſtunden anzuſtellen, um Gott und ſeine Heiligen zu bewegen, daß ſie doch alles fernere graͤßliche Ungluͤck in Gnaden von ihnen abwenden moͤgten. Allein Ackermann ſtellte ihnen vor, daß man keine
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war. Fruͤh konnte er ſchon nicht mehr gehen, und
litt die heftigſten Schmerzen. Ich holte ihm bey
dem Kommiſſaͤr einen Spitalzettel, und er wurde
ins Lazareth gebracht, wo er ſo lange lag, bis er
voͤllig kurirt war. Er iſt nachher noch vor dem Ent-
ſatz von Landau ausgeliefert worden.
Waͤhrend des Bombardements in Landau ver-
brannten ein Strohmagazin, worin auch Heu und
andre Dinge waren, drey Haͤuſer, einige Scheu-
nen und einige Staͤlle: aber ſehr viele Gebaͤude
ſind beſchaͤdigt worden. Ums Leben kamen ohnge-
faͤhr 20 Menſchen, ohne die, welche verwundet
wurden. Unter den Todten war auch ein Preußi-
ſcher Kriegsgefangner, dem eine Kanonenkugel auf
dem Wall die Eingeweide herausgeriſſen hatte.
Das fuͤrchterliche Kanoniren und Beſchießen
hatte, wie geſagt iſt, Donnerſtags den 31ten ſchon
aufgehoͤrt; aber die Landauer fuͤrchteten noch im-
mer, daß es wieder angehen, und vielleicht noch
heftiger fortgeſezt werden moͤgte. Es begaben ſich
daher einige orthodoxe, fromme Maͤnner, und ein
Ausſchuß andaͤchtiger Matronen zum Pfarrer
Ackermann, und baten ihn, oͤffentliche Bet-
ſtunden anzuſtellen, um Gott und ſeine Heiligen
zu bewegen, daß ſie doch alles fernere graͤßliche
Ungluͤck in Gnaden von ihnen abwenden moͤgten.
Allein Ackermann ſtellte ihnen vor, daß man keine
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/135>, abgerufen am 22.11.2024.
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