den jetzigen bedenklichen Zeiten besser seyn würde, wenn man den Repräsentanten wieder in Mitwir- kung sezte, zumal da die Beschuldigung gegen ihn gar nicht bewiesen sey. -- Laubadere gab hierauf nach, und noch denselben Abend wurde Dentzel sei- nes Arrestes entlassen, und war wieder nach wie vor Repräsentant.
Ich sah Dentzel einige Tage nachher auf dem Wall. Er grüßte mich freundlich, und sprach mir unbefangen zu; aber über unsre Sache wurde von jezt an auch kein Wort mehr erwähnt.
Nun blieb es noch einige Zeit ganz ruhig in Lan- dau. Die Bürger machten indeß ihre Häuser bom- benfest, d. i. sie trugen Mist auf die Böden, da- mit die Bomben, welche etwan durchs Dach fallen könnten, da liegen bleiben und platzen mögten, ohne weiter durchzudringen, und das ganze Haus zu beschädigen.
Endlich erhielt der Kronprinz so viel Belage- rungs-Geschütz, daß er Landau einige Tage ziem- lich heftig beschießen konnte. Den 27sten October, an einem Sonntage Nachmittag, hatte er, unter scharfer Bedeckung von drey Bataillons, hinter Rußdorf, eine Viertelstunde von Landau, eine Bat- terie errichten, und alles zum Beschießen der Fe- stung in Stand setzen lassen. Montags frühe, den 28ten, um Halbsieben fing das Feuer schon an,
den jetzigen bedenklichen Zeiten beſſer ſeyn wuͤrde, wenn man den Repraͤſentanten wieder in Mitwir- kung ſezte, zumal da die Beſchuldigung gegen ihn gar nicht bewieſen ſey. — Laubadere gab hierauf nach, und noch denſelben Abend wurde Dentzel ſei- nes Arreſtes entlaſſen, und war wieder nach wie vor Repraͤſentant.
Ich ſah Dentzel einige Tage nachher auf dem Wall. Er gruͤßte mich freundlich, und ſprach mir unbefangen zu; aber uͤber unſre Sache wurde von jezt an auch kein Wort mehr erwaͤhnt.
Nun blieb es noch einige Zeit ganz ruhig in Lan- dau. Die Buͤrger machten indeß ihre Haͤuſer bom- benfeſt, d. i. ſie trugen Miſt auf die Boͤden, da- mit die Bomben, welche etwan durchs Dach fallen koͤnnten, da liegen bleiben und platzen moͤgten, ohne weiter durchzudringen, und das ganze Haus zu beſchaͤdigen.
Endlich erhielt der Kronprinz ſo viel Belage- rungs-Geſchuͤtz, daß er Landau einige Tage ziem- lich heftig beſchießen konnte. Den 27ſten October, an einem Sonntage Nachmittag, hatte er, unter ſcharfer Bedeckung von drey Bataillons, hinter Rußdorf, eine Viertelſtunde von Landau, eine Bat- terie errichten, und alles zum Beſchießen der Fe- ſtung in Stand ſetzen laſſen. Montags fruͤhe, den 28ten, um Halbſieben fing das Feuer ſchon an,
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den jetzigen bedenklichen Zeiten beſſer ſeyn wuͤrde,
wenn man den Repraͤſentanten wieder in Mitwir-
kung ſezte, zumal da die Beſchuldigung gegen ihn
gar nicht bewieſen ſey. — Laubadere gab hierauf
nach, und noch denſelben Abend wurde Dentzel ſei-
nes Arreſtes entlaſſen, und war wieder nach wie
vor Repraͤſentant.
Ich ſah Dentzel einige Tage nachher auf dem
Wall. Er gruͤßte mich freundlich, und ſprach mir
unbefangen zu; aber uͤber unſre Sache wurde von
jezt an auch kein Wort mehr erwaͤhnt.
Nun blieb es noch einige Zeit ganz ruhig in Lan-
dau. Die Buͤrger machten indeß ihre Haͤuſer bom-
benfeſt, d. i. ſie trugen Miſt auf die Boͤden, da-
mit die Bomben, welche etwan durchs Dach fallen
koͤnnten, da liegen bleiben und platzen moͤgten,
ohne weiter durchzudringen, und das ganze Haus
zu beſchaͤdigen.
Endlich erhielt der Kronprinz ſo viel Belage-
rungs-Geſchuͤtz, daß er Landau einige Tage ziem-
lich heftig beſchießen konnte. Den 27ſten October,
an einem Sonntage Nachmittag, hatte er, unter
ſcharfer Bedeckung von drey Bataillons, hinter
Rußdorf, eine Viertelſtunde von Landau, eine Bat-
terie errichten, und alles zum Beſchießen der Fe-
ſtung in Stand ſetzen laſſen. Montags fruͤhe, den
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/128>, abgerufen am 22.11.2024.
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