derselben, machte Foderungen an die Regierung, um sich zu retten: die Foderungen wurden ange- nommen, gestattet, sanktionirt, aber -- nicht gehalten. Die Gesetze, welche man zum Vortheil des Volks gemacht hatte, waren ohne Kraft, und der König selbst trat sie mit Füßen. Auf den Gränzen standen Feinde, welche die Herstellung der Despotie und die gänzliche Vernichtung aller Volksfreyheiten drohten. Fremde Fürsten insul- tirten die Nation mit ihren Manifesten, und die eignen Generale der Nation waren Meineidige. Wo sollte Rettung herkommen? Ja, die innern Bewegungen ließen befürchten, daß das Blut de- rer bald fließen würde, welche bisher Freyheit und Volksglück gewünscht hatten. Hier nun war es nöthig, daß diejenigen, welche Muth genug hat- ten, sich öffentlich als die Anführer der Volks- freunde darzustellen, sich anstrengten, durch hef- tige Anstalten und strenges Verfahren den Geist der Nation zu erforschen, ihn bestimmt zu fixiren und zu beleben: und nach diesen wirklich wahren und einleuchtenden Grundsätzen hat Frankreich ei- gentlich dem Jakobinismus seine Rettung und seine Existenz, als Republik, zu verdanken.
Wäre freilich durch Gesetze und in rechtlicher Form das zu erhalten gewesen, was man durch Strenge und Schrecken zu erzwingen suchen mußte,
derſelben, machte Foderungen an die Regierung, um ſich zu retten: die Foderungen wurden ange- nommen, geſtattet, ſanktionirt, aber — nicht gehalten. Die Geſetze, welche man zum Vortheil des Volks gemacht hatte, waren ohne Kraft, und der Koͤnig ſelbſt trat ſie mit Fuͤßen. Auf den Graͤnzen ſtanden Feinde, welche die Herſtellung der Deſpotie und die gaͤnzliche Vernichtung aller Volksfreyheiten drohten. Fremde Fuͤrſten inſul- tirten die Nation mit ihren Manifeſten, und die eignen Generale der Nation waren Meineidige. Wo ſollte Rettung herkommen? Ja, die innern Bewegungen ließen befuͤrchten, daß das Blut de- rer bald fließen wuͤrde, welche bisher Freyheit und Volksgluͤck gewuͤnſcht hatten. Hier nun war es noͤthig, daß diejenigen, welche Muth genug hat- ten, ſich oͤffentlich als die Anfuͤhrer der Volks- freunde darzuſtellen, ſich anſtrengten, durch hef- tige Anſtalten und ſtrenges Verfahren den Geiſt der Nation zu erforſchen, ihn beſtimmt zu fixiren und zu beleben: und nach dieſen wirklich wahren und einleuchtenden Grundſaͤtzen hat Frankreich ei- gentlich dem Jakobinismus ſeine Rettung und ſeine Exiſtenz, als Republik, zu verdanken.
Waͤre freilich durch Geſetze und in rechtlicher Form das zu erhalten geweſen, was man durch Strenge und Schrecken zu erzwingen ſuchen mußte,
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derſelben, machte Foderungen an die Regierung,
um ſich zu retten: die Foderungen wurden ange-
nommen, geſtattet, ſanktionirt, aber — nicht
gehalten. Die Geſetze, welche man zum Vortheil
des Volks gemacht hatte, waren ohne Kraft, und
der Koͤnig ſelbſt trat ſie mit Fuͤßen. Auf den
Graͤnzen ſtanden Feinde, welche die Herſtellung
der Deſpotie und die gaͤnzliche Vernichtung aller
Volksfreyheiten drohten. Fremde Fuͤrſten inſul-
tirten die Nation mit ihren Manifeſten, und die
eignen Generale der Nation waren Meineidige.
Wo ſollte Rettung herkommen? Ja, die innern
Bewegungen ließen befuͤrchten, daß das Blut de-
rer bald fließen wuͤrde, welche bisher Freyheit und
Volksgluͤck gewuͤnſcht hatten. Hier nun war es
noͤthig, daß diejenigen, welche Muth genug hat-
ten, ſich oͤffentlich als die Anfuͤhrer der Volks-
freunde darzuſtellen, ſich anſtrengten, durch hef-
tige Anſtalten und ſtrenges Verfahren den Geiſt
der Nation zu erforſchen, ihn beſtimmt zu fixiren
und zu beleben: und nach dieſen wirklich wahren
und einleuchtenden Grundſaͤtzen hat Frankreich ei-
gentlich dem Jakobinismus ſeine Rettung
und ſeine Exiſtenz, als Republik, zu verdanken.
Waͤre freilich durch Geſetze und in rechtlicher
Form das zu erhalten geweſen, was man durch
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/120>, abgerufen am 22.11.2024.
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