Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

einige von seinen Kreaturen abgeschickt, welche
man Königs-Kommissarien (commissaires
royaux
) nannte, und die starken Antheil an allen
Verhandlungen zum Vortheile des Souveräns zu
nehmen und zu bewirken wußten. Dentzel warf
einst einen dieser Kommissäre, der zu sehr monar-
chisch jesuitisirte, vom Gemeinhause, und brachte
es dahin, daß er die Stadt räumen mußte. Dar-
über entstanden Klagen gegen ihn, er aber zog sich
mit Ehren aus der Sache, besonders da sich der
damals schon sehr angesehene Rühl seiner an-
nahm. Dentzel wurde daher in Landau ange-
betet von allen Patrioten, und was er angab, wur-
de gebilligt und ausgeführt. Um sich aber durch
die Verwaltung seines geistlichen Amtes nicht zu
schaden, gab er seine Pfarr-Stelle auf, und hieß
nun schlichtweg -- Herr Dentzel.

Der erste Abgeordnete, den die Landauer nach
Paris geschickt hatten, hatte da nicht so gehandelt,
wie man es gewollt hatte: er wurde also abgerufen,
und Dentzel statt Seiner auf die damalige Na-
tionalversammlung abgesandt. Hier hatte er nun
Gelegenheit, seinen Patriotismus zu zeigen, und
that dieses auch mit einer solchen Freymüthigkeit
und Uneigennützigkeit, daß man ihn schon im Jahr
1792 zu Missionen gebrauchte. So war er auch
damals, als man über das Schicksal des unglück-

einige von ſeinen Kreaturen abgeſchickt, welche
man Koͤnigs-Kommiſſarien (commiſſaires
royaux
) nannte, und die ſtarken Antheil an allen
Verhandlungen zum Vortheile des Souveraͤns zu
nehmen und zu bewirken wußten. Dentzel warf
einſt einen dieſer Kommiſſaͤre, der zu ſehr monar-
chiſch jeſuitiſirte, vom Gemeinhauſe, und brachte
es dahin, daß er die Stadt raͤumen mußte. Dar-
uͤber entſtanden Klagen gegen ihn, er aber zog ſich
mit Ehren aus der Sache, beſonders da ſich der
damals ſchon ſehr angeſehene Ruͤhl ſeiner an-
nahm. Dentzel wurde daher in Landau ange-
betet von allen Patrioten, und was er angab, wur-
de gebilligt und ausgefuͤhrt. Um ſich aber durch
die Verwaltung ſeines geiſtlichen Amtes nicht zu
ſchaden, gab er ſeine Pfarr-Stelle auf, und hieß
nun ſchlichtweg — Herr Dentzel.

Der erſte Abgeordnete, den die Landauer nach
Paris geſchickt hatten, hatte da nicht ſo gehandelt,
wie man es gewollt hatte: er wurde alſo abgerufen,
und Dentzel ſtatt Seiner auf die damalige Na-
tionalverſammlung abgeſandt. Hier hatte er nun
Gelegenheit, ſeinen Patriotismus zu zeigen, und
that dieſes auch mit einer ſolchen Freymuͤthigkeit
und Uneigennuͤtzigkeit, daß man ihn ſchon im Jahr
1792 zu Miſſionen gebrauchte. So war er auch
damals, als man uͤber das Schickſal des ungluͤck-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0011" n="7"/>
einige von &#x017F;einen Kreaturen abge&#x017F;chickt, welche<lb/>
man <hi rendition="#g">Ko&#x0364;nigs</hi>-<hi rendition="#g">Kommi&#x017F;&#x017F;arien</hi> (<hi rendition="#aq">commi&#x017F;&#x017F;aires<lb/>
royaux</hi>) nannte, und die &#x017F;tarken Antheil an allen<lb/>
Verhandlungen zum Vortheile des Souvera&#x0364;ns zu<lb/>
nehmen und zu bewirken wußten. <hi rendition="#g">Dentzel</hi> warf<lb/>
ein&#x017F;t einen die&#x017F;er Kommi&#x017F;&#x017F;a&#x0364;re, der zu &#x017F;ehr monar-<lb/>
chi&#x017F;ch je&#x017F;uiti&#x017F;irte, vom Gemeinhau&#x017F;e, und brachte<lb/>
es dahin, daß er die Stadt ra&#x0364;umen mußte. Dar-<lb/>
u&#x0364;ber ent&#x017F;tanden Klagen gegen ihn, er aber zog &#x017F;ich<lb/>
mit Ehren aus der Sache, be&#x017F;onders da &#x017F;ich der<lb/>
damals &#x017F;chon &#x017F;ehr ange&#x017F;ehene <hi rendition="#g">Ru&#x0364;hl</hi> &#x017F;einer an-<lb/>
nahm. <hi rendition="#g">Dentzel</hi> wurde daher in Landau ange-<lb/>
betet von allen Patrioten, und was er angab, wur-<lb/>
de gebilligt und ausgefu&#x0364;hrt. Um &#x017F;ich aber durch<lb/>
die Verwaltung &#x017F;eines gei&#x017F;tlichen Amtes nicht zu<lb/>
&#x017F;chaden, gab er &#x017F;eine Pfarr-Stelle auf, und hieß<lb/>
nun &#x017F;chlichtweg &#x2014; Herr Dentzel.</p><lb/>
        <p>Der er&#x017F;te Abgeordnete, den die Landauer nach<lb/>
Paris ge&#x017F;chickt hatten, hatte da nicht &#x017F;o gehandelt,<lb/>
wie man es gewollt hatte: er wurde al&#x017F;o abgerufen,<lb/>
und <hi rendition="#g">Dentzel</hi> &#x017F;tatt Seiner auf die damalige Na-<lb/>
tionalver&#x017F;ammlung abge&#x017F;andt. Hier hatte er nun<lb/>
Gelegenheit, &#x017F;einen Patriotismus zu zeigen, und<lb/>
that die&#x017F;es auch mit einer &#x017F;olchen Freymu&#x0364;thigkeit<lb/>
und Uneigennu&#x0364;tzigkeit, daß man ihn &#x017F;chon im Jahr<lb/>
1792 zu Mi&#x017F;&#x017F;ionen gebrauchte. So war er auch<lb/>
damals, als man u&#x0364;ber das Schick&#x017F;al des unglu&#x0364;ck-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0011] einige von ſeinen Kreaturen abgeſchickt, welche man Koͤnigs-Kommiſſarien (commiſſaires royaux) nannte, und die ſtarken Antheil an allen Verhandlungen zum Vortheile des Souveraͤns zu nehmen und zu bewirken wußten. Dentzel warf einſt einen dieſer Kommiſſaͤre, der zu ſehr monar- chiſch jeſuitiſirte, vom Gemeinhauſe, und brachte es dahin, daß er die Stadt raͤumen mußte. Dar- uͤber entſtanden Klagen gegen ihn, er aber zog ſich mit Ehren aus der Sache, beſonders da ſich der damals ſchon ſehr angeſehene Ruͤhl ſeiner an- nahm. Dentzel wurde daher in Landau ange- betet von allen Patrioten, und was er angab, wur- de gebilligt und ausgefuͤhrt. Um ſich aber durch die Verwaltung ſeines geiſtlichen Amtes nicht zu ſchaden, gab er ſeine Pfarr-Stelle auf, und hieß nun ſchlichtweg — Herr Dentzel. Der erſte Abgeordnete, den die Landauer nach Paris geſchickt hatten, hatte da nicht ſo gehandelt, wie man es gewollt hatte: er wurde alſo abgerufen, und Dentzel ſtatt Seiner auf die damalige Na- tionalverſammlung abgeſandt. Hier hatte er nun Gelegenheit, ſeinen Patriotismus zu zeigen, und that dieſes auch mit einer ſolchen Freymuͤthigkeit und Uneigennuͤtzigkeit, daß man ihn ſchon im Jahr 1792 zu Miſſionen gebrauchte. So war er auch damals, als man uͤber das Schickſal des ungluͤck-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/11
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/11>, abgerufen am 24.11.2024.