um ja die Hauptsache nicht zu vergessen -- ihre Charaktere, ihre Gesinnungen, ihre ganze Denk- und Lebensart aufs harmonischte zusammenstimm- ten?"
"Duminique erschwang sich ohne Mühe zum Günstling des Artois. -- Er sicherte den Prin- zen vor allem einen bequemen Aufenthalt, eine reichlich besezte Tafel, und die damals nicht un- ansehnliche Kasse des Kurfürsten zu ihrer Disposi- tion. Er spiegelte dem Leztern vor, daß die brü- tende Gegenrevolution unmöglich mislingen könnte -- daß in kurzem die Nationalversammlung aus- einander gesprengt, und der König und die könig- liche Familie in ihre ehemaligen Rechte wieder ein- gesezt seyn würde -- machte ihn taub gegen die Stimme, die Wünsche und die Besorgnisse des Volks; taub gegen die angehäuften Vorstellungen, Bitten und Beschwörungen der Landstände."
"Hiebey blieb Duminique nicht stehen. Wurde die Gegenrevolution ausgeführt, welches unübersehbare Glück blühte dem Lieblinge des Artois! Hatte er nicht Hoffnung, der erste Minister Frankreichs zu werden? Und er sollte nicht alle Kräfte anwenden, nicht alle Triebe und Räderwerke anspannen, um dieses große Werk in Gang zu bringen? Er sollte nicht Himmel und Hölle aufbiethen, um es zu vollenden?"
um ja die Hauptſache nicht zu vergeſſen — ihre Charaktere, ihre Geſinnungen, ihre ganze Denk- und Lebensart aufs harmoniſchte zuſammenſtimm- ten?“
„Duminique erſchwang ſich ohne Muͤhe zum Guͤnſtling des Artois. — Er ſicherte den Prin- zen vor allem einen bequemen Aufenthalt, eine reichlich beſezte Tafel, und die damals nicht un- anſehnliche Kaſſe des Kurfuͤrſten zu ihrer Dispoſi- tion. Er ſpiegelte dem Leztern vor, daß die bruͤ- tende Gegenrevolution unmoͤglich mislingen koͤnnte — daß in kurzem die Nationalverſammlung aus- einander geſprengt, und der Koͤnig und die koͤnig- liche Familie in ihre ehemaligen Rechte wieder ein- geſezt ſeyn wuͤrde — machte ihn taub gegen die Stimme, die Wuͤnſche und die Beſorgniſſe des Volks; taub gegen die angehaͤuften Vorſtellungen, Bitten und Beſchwoͤrungen der Landſtaͤnde.“
„Hiebey blieb Duminique nicht ſtehen. Wurde die Gegenrevolution ausgefuͤhrt, welches unuͤberſehbare Gluͤck bluͤhte dem Lieblinge des Artois! Hatte er nicht Hoffnung, der erſte Miniſter Frankreichs zu werden? Und er ſollte nicht alle Kraͤfte anwenden, nicht alle Triebe und Raͤderwerke anſpannen, um dieſes große Werk in Gang zu bringen? Er ſollte nicht Himmel und Hoͤlle aufbiethen, um es zu vollenden?“
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um ja die Hauptſache nicht zu vergeſſen — ihre
Charaktere, ihre Geſinnungen, ihre ganze Denk-
und Lebensart aufs harmoniſchte zuſammenſtimm-
ten?“
„Duminique erſchwang ſich ohne Muͤhe zum
Guͤnſtling des Artois. — Er ſicherte den Prin-
zen vor allem einen bequemen Aufenthalt, eine
reichlich beſezte Tafel, und die damals nicht un-
anſehnliche Kaſſe des Kurfuͤrſten zu ihrer Dispoſi-
tion. Er ſpiegelte dem Leztern vor, daß die bruͤ-
tende Gegenrevolution unmoͤglich mislingen koͤnnte
— daß in kurzem die Nationalverſammlung aus-
einander geſprengt, und der Koͤnig und die koͤnig-
liche Familie in ihre ehemaligen Rechte wieder ein-
geſezt ſeyn wuͤrde — machte ihn taub gegen die
Stimme, die Wuͤnſche und die Beſorgniſſe des
Volks; taub gegen die angehaͤuften Vorſtellungen,
Bitten und Beſchwoͤrungen der Landſtaͤnde.“
„Hiebey blieb Duminique nicht ſtehen.
Wurde die Gegenrevolution ausgefuͤhrt, welches
unuͤberſehbare Gluͤck bluͤhte dem Lieblinge des
Artois! Hatte er nicht Hoffnung, der erſte
Miniſter Frankreichs zu werden? Und er ſollte
nicht alle Kraͤfte anwenden, nicht alle Triebe und
Raͤderwerke anſpannen, um dieſes große Werk in
Gang zu bringen? Er ſollte nicht Himmel und
Hoͤlle aufbiethen, um es zu vollenden?“
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/98>, abgerufen am 22.11.2024.
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