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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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oft vorgesungen. Folgende Stelle zeugt von dessen
Gehalt:

Weil er (der Jude) uns also Menscher hält,
So denkt der Spitzbub eben,
Wir müßten ihm auch unser Geld
Für schofle Waare geben.
Sein Bier entsetzlich sauer ist,
Sein Branntwein schmeckt, wie Pfuhl vom Mist,
Sein Wein ist wahrer Essig. u. s. w.

Ueberhaupt war man dießmal bey der Preußi-
schen Armee für gute Marketen derey gar zu wenig
besorgt. Bey den Neufranken habe ich nachher
diesen Punkt weit besser gefunden: da hat man
ordentlich angestellte Marketender; und ihr Ge-
schäft (die Vivanderie) ist ein Gegenstand der
Sorge des Kommissärs. Die Waaren sind alle
taxirt, und niemand darf höher verkaufen, als der
gesezte Preis ist. Man sorgt dort auch für die
Herbeyschaffung aller benöthigten Waaren. Aber
bey den Preußen bekümmerte sich dießmal keine
Seele darum, ob ein Marketender da war, und
wie er seine Sachen trieb. Da wurde denn der
arme Soldat geschunden, und geprellt zum Erbar-
men. An dem schurkischen Patron von Neuwied
haben wir die Probe mehr als zuviel gehabt. Bey
unsrer jämmerlichen Retirade aus Champagne ist
der Erzbetrüger von den Franzosen zwar ertappt,

oft vorgeſungen. Folgende Stelle zeugt von deſſen
Gehalt:

Weil er (der Jude) uns alſo Menſcher haͤlt,
So denkt der Spitzbub eben,
Wir muͤßten ihm auch unſer Geld
Fuͤr ſchofle Waare geben.
Sein Bier entſetzlich ſauer iſt,
Sein Branntwein ſchmeckt, wie Pfuhl vom Miſt,
Sein Wein iſt wahrer Eſſig. u. ſ. w.

Ueberhaupt war man dießmal bey der Preußi-
ſchen Armee fuͤr gute Marketen derey gar zu wenig
beſorgt. Bey den Neufranken habe ich nachher
dieſen Punkt weit beſſer gefunden: da hat man
ordentlich angeſtellte Marketender; und ihr Ge-
ſchaͤft (die Vivanderie) iſt ein Gegenſtand der
Sorge des Kommiſſaͤrs. Die Waaren ſind alle
taxirt, und niemand darf hoͤher verkaufen, als der
geſezte Preis iſt. Man ſorgt dort auch fuͤr die
Herbeyſchaffung aller benoͤthigten Waaren. Aber
bey den Preußen bekuͤmmerte ſich dießmal keine
Seele darum, ob ein Marketender da war, und
wie er ſeine Sachen trieb. Da wurde denn der
arme Soldat geſchunden, und geprellt zum Erbar-
men. An dem ſchurkiſchen Patron von Neuwied
haben wir die Probe mehr als zuviel gehabt. Bey
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[70/0082] oft vorgeſungen. Folgende Stelle zeugt von deſſen Gehalt: Weil er (der Jude) uns alſo Menſcher haͤlt, So denkt der Spitzbub eben, Wir muͤßten ihm auch unſer Geld Fuͤr ſchofle Waare geben. Sein Bier entſetzlich ſauer iſt, Sein Branntwein ſchmeckt, wie Pfuhl vom Miſt, Sein Wein iſt wahrer Eſſig. u. ſ. w. Ueberhaupt war man dießmal bey der Preußi- ſchen Armee fuͤr gute Marketen derey gar zu wenig beſorgt. Bey den Neufranken habe ich nachher dieſen Punkt weit beſſer gefunden: da hat man ordentlich angeſtellte Marketender; und ihr Ge- ſchaͤft (die Vivanderie) iſt ein Gegenſtand der Sorge des Kommiſſaͤrs. Die Waaren ſind alle taxirt, und niemand darf hoͤher verkaufen, als der geſezte Preis iſt. Man ſorgt dort auch fuͤr die Herbeyſchaffung aller benoͤthigten Waaren. Aber bey den Preußen bekuͤmmerte ſich dießmal keine Seele darum, ob ein Marketender da war, und wie er ſeine Sachen trieb. Da wurde denn der arme Soldat geſchunden, und geprellt zum Erbar- men. An dem ſchurkiſchen Patron von Neuwied haben wir die Probe mehr als zuviel gehabt. Bey unſrer jaͤmmerlichen Retirade aus Champagne iſt der Erzbetruͤger von den Franzoſen zwar ertappt,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/82>, abgerufen am 24.11.2024.