gegangen, daß sie sogar foderten: der Herzog solle den Rapport jeden Tag an ihre Prinzen einschicken, wie wenn der Herzog von Braunschweig Subalterngeneral des Artois oder des Pro- vence gewesen wäre.
Nach langem Zaudern also -- denn der Befehl des Herzogs wurde nicht straks befolgt -- zogen die Emigranten endlich aus Koblenz. Es waren ihrer mehrere tausend. Der Abzug geschahe des Nachts, weil sie sich schämten, am hellen Tage eine Stadt zu verlassen, wo sie so lange den Mei- ster gespielt hatten. Ihnen folgte vieles Lumpen- gesindel, besonders weiblichen Geschlechts, aus Koblenz nach. Sie nahmen ihren Weg nach Neu- wied, Limburg, Bingen und sonst wohin, wo vor- her schon alles von ihnen vergiftet worden war, und nun noch weit mehr vergiftet wurde.
Man hätte denken sollen, die Koblenzer würden nach dem Abzuge der Franzosen höflicher gegen uns geworden seyn: aber sie blieben grob, ja sie wurden noch gröber; denn sie sahen uns als die Ursache von der Entfernung von Leuten an, die zwar ihre Wei- ber und Töchter mit der venerischen Krankheit nach allen Graden angesteckt, aber zur Schadloshaltung doch brav Geld in die Stadt und in die umliegende Gegend geschleppt hatten.
Dritter Theil. E
gegangen, daß ſie ſogar foderten: der Herzog ſolle den Rapport jeden Tag an ihre Prinzen einſchicken, wie wenn der Herzog von Braunſchweig Subalterngeneral des Artois oder des Pro- vence geweſen waͤre.
Nach langem Zaudern alſo — denn der Befehl des Herzogs wurde nicht ſtraks befolgt — zogen die Emigranten endlich aus Koblenz. Es waren ihrer mehrere tauſend. Der Abzug geſchahe des Nachts, weil ſie ſich ſchaͤmten, am hellen Tage eine Stadt zu verlaſſen, wo ſie ſo lange den Mei- ſter geſpielt hatten. Ihnen folgte vieles Lumpen- geſindel, beſonders weiblichen Geſchlechts, aus Koblenz nach. Sie nahmen ihren Weg nach Neu- wied, Limburg, Bingen und ſonſt wohin, wo vor- her ſchon alles von ihnen vergiftet worden war, und nun noch weit mehr vergiftet wurde.
Man haͤtte denken ſollen, die Koblenzer wuͤrden nach dem Abzuge der Franzoſen hoͤflicher gegen uns geworden ſeyn: aber ſie blieben grob, ja ſie wurden noch groͤber; denn ſie ſahen uns als die Urſache von der Entfernung von Leuten an, die zwar ihre Wei- ber und Toͤchter mit der veneriſchen Krankheit nach allen Graden angeſteckt, aber zur Schadloshaltung doch brav Geld in die Stadt und in die umliegende Gegend geſchleppt hatten.
Dritter Theil. E
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[65/0077]
gegangen, daß ſie ſogar foderten: der Herzog ſolle
den Rapport jeden Tag an ihre Prinzen einſchicken,
wie wenn der Herzog von Braunſchweig
Subalterngeneral des Artois oder des Pro-
vence geweſen waͤre.
Nach langem Zaudern alſo — denn der Befehl
des Herzogs wurde nicht ſtraks befolgt — zogen
die Emigranten endlich aus Koblenz. Es waren
ihrer mehrere tauſend. Der Abzug geſchahe des
Nachts, weil ſie ſich ſchaͤmten, am hellen Tage
eine Stadt zu verlaſſen, wo ſie ſo lange den Mei-
ſter geſpielt hatten. Ihnen folgte vieles Lumpen-
geſindel, beſonders weiblichen Geſchlechts, aus
Koblenz nach. Sie nahmen ihren Weg nach Neu-
wied, Limburg, Bingen und ſonſt wohin, wo vor-
her ſchon alles von ihnen vergiftet worden war,
und nun noch weit mehr vergiftet wurde.
Man haͤtte denken ſollen, die Koblenzer wuͤrden
nach dem Abzuge der Franzoſen hoͤflicher gegen uns
geworden ſeyn: aber ſie blieben grob, ja ſie wurden
noch groͤber; denn ſie ſahen uns als die Urſache von
der Entfernung von Leuten an, die zwar ihre Wei-
ber und Toͤchter mit der veneriſchen Krankheit nach
allen Graden angeſteckt, aber zur Schadloshaltung
doch brav Geld in die Stadt und in die umliegende
Gegend geſchleppt hatten.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/77>, abgerufen am 24.11.2024.
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