Ich. Madame *), thun Sie das nicht: die Herren denken sonst gar, Sie und Ihre Schwester seyen in sie verliebt.
Dame. (lachend) Ah, les betes, les betes! (Sie stellt sich wirklich mit ihrer Schwester ans Fenster, lacht, und läßt sich von den Offizieren nach Herzenslust begaffen. Die Offiziere nehmen das für ein Zeichen der Gewogenheit, und spren- gen nun überall aus: die französischen Mädel mit den niedlichen Gesichtchen seyen verliebte -- Luder- chen.) Offiziere sollten doch so pöbelhaft weder handeln, noch sprechen.
Das Aufzeichnen der Namen war auch frucht- los: also befahl der Herzog, daß sich alle Emi- granten, ihre Kranken allein ausgenommen **), sofort aus Coblenz und allen Orten, wo Preußen wären, wegbegeben sollten. Einen ähnlichen Be- fehl gab auch der Kurfürst von Trier; aber der Be-
*) Das Wort Mademoiselle war ganz verbannt, und nur noch in der Anrede an [ - 6 Zeichen fehlen] Mädchen Mode. Jedes Frauenzim- mer, das nur ein wenig mehr war, als eine Kammerjungfer, hieß Madame - versteht sich bey d[ - 2 Zeichen fehlen] Em[ - 5 Zeichen fehlen]n. In Frankreich ist Mademoiselle ohnehin jezt Ko[ - 4 Zeichen fehlen]bande: denn alles heißt jezt dort Bu[ - 2 Zeichen fehlen]ger oder Bu[ - 2 Zeichen fehlen]gerin.
**) Unter den Emigranten waren sehr viele durch und durch -- venerisch.
Ich. Madame *), thun Sie das nicht: die Herren denken ſonſt gar, Sie und Ihre Schweſter ſeyen in ſie verliebt.
Dame. (lachend) Ah, les bêtes, les bêtes! (Sie ſtellt ſich wirklich mit ihrer Schweſter ans Fenſter, lacht, und laͤßt ſich von den Offizieren nach Herzensluſt begaffen. Die Offiziere nehmen das fuͤr ein Zeichen der Gewogenheit, und ſpren- gen nun uͤberall aus: die franzoͤſiſchen Maͤdel mit den niedlichen Geſichtchen ſeyen verliebte — Luder- chen.) Offiziere ſollten doch ſo poͤbelhaft weder handeln, noch ſprechen.
Das Aufzeichnen der Namen war auch frucht- los: alſo befahl der Herzog, daß ſich alle Emi- granten, ihre Kranken allein ausgenommen **), ſofort aus Coblenz und allen Orten, wo Preußen waͤren, wegbegeben ſollten. Einen aͤhnlichen Be- fehl gab auch der Kurfuͤrſt von Trier; aber der Be-
*) Das Wort Mademoiſelle war ganz verbannt, und nur noch in der Anrede an [ – 6 Zeichen fehlen] Maͤdchen Mode. Jedes Frauenzim- mer, das nur ein wenig mehr war, als eine Kammerjungfer, hieß Madame – verſteht ſich bey d[ – 2 Zeichen fehlen] Em[ – 5 Zeichen fehlen]n. In Frankreich iſt Mademoiſelle ohnehin jezt Ko[ – 4 Zeichen fehlen]bande: denn alles heißt jezt dort Bu[ – 2 Zeichen fehlen]ger oder Bu[ – 2 Zeichen fehlen]gerin.
**) Unter den Emigranten waren ſehr viele durch und durch — veneriſch.
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Ich. Madame *), thun Sie das nicht: die
Herren denken ſonſt gar, Sie und Ihre Schweſter
ſeyen in ſie verliebt.
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(Sie ſtellt ſich wirklich mit ihrer Schweſter ans
Fenſter, lacht, und laͤßt ſich von den Offizieren
nach Herzensluſt begaffen. Die Offiziere nehmen
das fuͤr ein Zeichen der Gewogenheit, und ſpren-
gen nun uͤberall aus: die franzoͤſiſchen Maͤdel mit
den niedlichen Geſichtchen ſeyen verliebte — Luder-
chen.) Offiziere ſollten doch ſo poͤbelhaft weder
handeln, noch ſprechen.
Das Aufzeichnen der Namen war auch frucht-
los: alſo befahl der Herzog, daß ſich alle Emi-
granten, ihre Kranken allein ausgenommen **),
ſofort aus Coblenz und allen Orten, wo Preußen
waͤren, wegbegeben ſollten. Einen aͤhnlichen Be-
fehl gab auch der Kurfuͤrſt von Trier; aber der Be-
*) Das Wort Mademoiſelle war ganz verbannt, und nur noch
in der Anrede an ______ Maͤdchen Mode. Jedes Frauenzim-
mer, das nur ein wenig mehr war, als eine Kammerjungfer,
hieß Madame – verſteht ſich bey d__ Em_____n. In
Frankreich iſt Mademoiſelle ohnehin jezt Ko____bande: denn
alles heißt jezt dort Bu__ger oder Bu__gerin.
**) Unter den Emigranten waren ſehr viele durch und durch —
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/75>, abgerufen am 18.07.2024.
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