gleichviel, wenn gleich das eine das andere mei- stentheils wirklich aufhob. Dank sey es der deut- schen Aufklärung, daß adelich bey uns einen ganz anderen Begriff zu bezeichnen anfängt! Man lese den vierten Band von Friedrich Brack, und erbaue sich zur Herzstärkung aller -- Edlen!
Mit dem Manifeste des Herzogs von Braun- schweig waren die Herren gar nicht zufrieden: sie wa- ren hier übersehen, die sich Götter der Erde dünkten. -- Daß die Patrioten in Frankreich bald gestürzt wer- den würden, war bey ihnen wie gewiß. Nun fürch- teten sie, indem das Manifest nichts ausdrückliches von der Wiederherstellung des Adels enthielt, sie mögten an ihren cy devant Privilegien, Vorzügen, Aemtern, Pensionen u. d. gl. verlieren, und wur- den dem Herzog deswegen gram. Der Aerger dar- über vermochte so viel, daß auch in ihrem Namen sie ein Manifest nach Frankreich schickten, welches wie der Augenschein lehrt, ohne Zweifel von einem stolzen Edelmann und einem herrschsüchtigen Pfaf- fen zusammengestoppelt ist. Ich habe niemals ei- nen Aufsaz gelesen, welcher so viel edelmännische, [ - 1 Zeichen fehlt]pertinente Poltronerie, und so viel tollen, pfaf- fischen Aberwitz enthalten hätte, als dieß Mani- fest der Emigrirten. Der Wisch verdient keine nä- here Erwähnung. Der Henker hat das Ding hier und da in Frankreich verbrannt. Der König von
gleichviel, wenn gleich das eine das andere mei- ſtentheils wirklich aufhob. Dank ſey es der deut- ſchen Aufklaͤrung, daß adelich bey uns einen ganz anderen Begriff zu bezeichnen anfaͤngt! Man leſe den vierten Band von Friedrich Brack, und erbaue ſich zur Herzſtaͤrkung aller — Edlen!
Mit dem Manifeſte des Herzogs von Braun- ſchweig waren die Herren gar nicht zufrieden: ſie wa- ren hier uͤberſehen, die ſich Goͤtter der Erde duͤnkten. — Daß die Patrioten in Frankreich bald geſtuͤrzt wer- den wuͤrden, war bey ihnen wie gewiß. Nun fuͤrch- teten ſie, indem das Manifeſt nichts ausdruͤckliches von der Wiederherſtellung des Adels enthielt, ſie moͤgten an ihren cy devant Privilegien, Vorzuͤgen, Aemtern, Penſionen u. d. gl. verlieren, und wur- den dem Herzog deswegen gram. Der Aerger dar- uͤber vermochte ſo viel, daß auch in ihrem Namen ſie ein Manifeſt nach Frankreich ſchickten, welches wie der Augenſchein lehrt, ohne Zweifel von einem ſtolzen Edelmann und einem herrſchſuͤchtigen Pfaf- fen zuſammengeſtoppelt iſt. Ich habe niemals ei- nen Aufſaz geleſen, welcher ſo viel edelmaͤnniſche, [ – 1 Zeichen fehlt]pertinente Poltronerie, und ſo viel tollen, pfaf- fiſchen Aberwitz enthalten haͤtte, als dieß Mani- feſt der Emigrirten. Der Wiſch verdient keine naͤ- here Erwaͤhnung. Der Henker hat das Ding hier und da in Frankreich verbrannt. Der Koͤnig von
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gleichviel, wenn gleich das eine das andere mei-
ſtentheils wirklich aufhob. Dank ſey es der deut-
ſchen Aufklaͤrung, daß adelich bey uns einen ganz
anderen Begriff zu bezeichnen anfaͤngt! Man leſe
den vierten Band von Friedrich Brack, und
erbaue ſich zur Herzſtaͤrkung aller — Edlen!
Mit dem Manifeſte des Herzogs von Braun-
ſchweig waren die Herren gar nicht zufrieden: ſie wa-
ren hier uͤberſehen, die ſich Goͤtter der Erde duͤnkten.
— Daß die Patrioten in Frankreich bald geſtuͤrzt wer-
den wuͤrden, war bey ihnen wie gewiß. Nun fuͤrch-
teten ſie, indem das Manifeſt nichts ausdruͤckliches
von der Wiederherſtellung des Adels enthielt, ſie
moͤgten an ihren cy devant Privilegien, Vorzuͤgen,
Aemtern, Penſionen u. d. gl. verlieren, und wur-
den dem Herzog deswegen gram. Der Aerger dar-
uͤber vermochte ſo viel, daß auch in ihrem Namen
ſie ein Manifeſt nach Frankreich ſchickten, welches
wie der Augenſchein lehrt, ohne Zweifel von einem
ſtolzen Edelmann und einem herrſchſuͤchtigen Pfaf-
fen zuſammengeſtoppelt iſt. Ich habe niemals ei-
nen Aufſaz geleſen, welcher ſo viel edelmaͤnniſche,
_pertinente Poltronerie, und ſo viel tollen, pfaf-
fiſchen Aberwitz enthalten haͤtte, als dieß Mani-
feſt der Emigrirten. Der Wiſch verdient keine naͤ-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/70>, abgerufen am 24.11.2024.
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