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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Ich: Aber Herr Gronard, da Sie zugeben, daß
die Bedrückung des Volks in Ihrem Lande die
nächste Ursache der Rebellion gewesen ist: so sagen
Sie mir doch: sah denn der König das Ungewitter
nicht vorher?

Grouard: Niemals!

Ich: Aber man hats ihm doch immer und derb
genug vorhergesagt.

Er: Und doch hat er es nimmer begreifen
können! Der hergebrachte Herrscherstolz, von Höf-
lingen unterstüzt, hält dergleichen für unmöglich.
Und dann ist der König ein recht guter Mann,
aber er ist, wie alle Burbonnischen Prinzen *) --
schwach.

Ich: Aber ein schwacher König, wohl verstan-
den ein König, nicht ein Mensch, der schwach
ist, ist allemal ein -- schlechter König.

Er: (Zuckt die Achseln.) Wahr, Freund! Der
König hat seine großen Fehler: aber er ist wahrlich
nicht Schuld an den Unordnungen: er hängt zu
sehr von -- seiner Gemahlin ab.

Ich: So? Er hängt von seiner Gemahlin ab?
Und von wem hängt denn die ab?


*) Er hatte recht: alle Burbonnischen Prinzen, selbst Heinrich
IV. troz seiner Pan[ - 1 Zeichen fehlt]airisten, waren schwache Köpfe. Man
lese Eloge historique de l'Abbe Mably.

Ich: Aber Herr Gronard, da Sie zugeben, daß
die Bedruͤckung des Volks in Ihrem Lande die
naͤchſte Urſache der Rebellion geweſen iſt: ſo ſagen
Sie mir doch: ſah denn der Koͤnig das Ungewitter
nicht vorher?

Grouard: Niemals!

Ich: Aber man hats ihm doch immer und derb
genug vorhergeſagt.

Er: Und doch hat er es nimmer begreifen
koͤnnen! Der hergebrachte Herrſcherſtolz, von Hoͤf-
lingen unterſtuͤzt, haͤlt dergleichen fuͤr unmoͤglich.
Und dann iſt der Koͤnig ein recht guter Mann,
aber er iſt, wie alle Burbonniſchen Prinzen *)
ſchwach.

Ich: Aber ein ſchwacher Koͤnig, wohl verſtan-
den ein Koͤnig, nicht ein Menſch, der ſchwach
iſt, iſt allemal ein — ſchlechter Koͤnig.

Er: (Zuckt die Achſeln.) Wahr, Freund! Der
Koͤnig hat ſeine großen Fehler: aber er iſt wahrlich
nicht Schuld an den Unordnungen: er haͤngt zu
ſehr von — ſeiner Gemahlin ab.

Ich: So? Er haͤngt von ſeiner Gemahlin ab?
Und von wem haͤngt denn die ab?


*) Er hatte recht: alle Burbonniſchen Prinzen, ſelbſt Heinrich
IV. troz ſeiner Pan[ – 1 Zeichen fehlt]airiſten, waren ſchwache Koͤpfe. Man
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[48/0060] Ich: Aber Herr Gronard, da Sie zugeben, daß die Bedruͤckung des Volks in Ihrem Lande die naͤchſte Urſache der Rebellion geweſen iſt: ſo ſagen Sie mir doch: ſah denn der Koͤnig das Ungewitter nicht vorher? Grouard: Niemals! Ich: Aber man hats ihm doch immer und derb genug vorhergeſagt. Er: Und doch hat er es nimmer begreifen koͤnnen! Der hergebrachte Herrſcherſtolz, von Hoͤf- lingen unterſtuͤzt, haͤlt dergleichen fuͤr unmoͤglich. Und dann iſt der Koͤnig ein recht guter Mann, aber er iſt, wie alle Burbonniſchen Prinzen *) — ſchwach. Ich: Aber ein ſchwacher Koͤnig, wohl verſtan- den ein Koͤnig, nicht ein Menſch, der ſchwach iſt, iſt allemal ein — ſchlechter Koͤnig. Er: (Zuckt die Achſeln.) Wahr, Freund! Der Koͤnig hat ſeine großen Fehler: aber er iſt wahrlich nicht Schuld an den Unordnungen: er haͤngt zu ſehr von — ſeiner Gemahlin ab. Ich: So? Er haͤngt von ſeiner Gemahlin ab? Und von wem haͤngt denn die ab? *) Er hatte recht: alle Burbonniſchen Prinzen, ſelbſt Heinrich IV. troz ſeiner Pan_airiſten, waren ſchwache Koͤpfe. Man leſe Eloge hiſtorique de l'Abbé Mably.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/60>, abgerufen am 24.11.2024.