sich bis zum Tambour und zum Packknecht bald und pfeilschnell verbreiten.
Major: Aber wie soll denn die öffentliche An- zeige geschehen?
Ich: Einmal durch ein Manifest an die Armee, worin die Gründe, welche den Fürsten zum Krieg bewegen, enthalten wären. Diese müßten genau und deutlich aus einandergesezt und so dargestellt werden, daß sie allgemein einleuchteten, und dann an sich schon so beschaffen seyn, daß sie auch Eindruck auf den Soldaten machen könnten: Bey jeder Kom- pagnie müßten eins oder zwey Exemplare vertheilt werden, und dann lernten die Soldaten sie, nach ihrer bekannten Neugierde in solchen Dingen, gewiß bald auswendig. Hernach hat man ja auch die Herren Feldprediger, die doch mit ihren gewöhnli- chen Predigten wenig Nutzen stiften. Diese Her- ren müßte man anhalten, über die Pflicht, ta- pfer, beherzt und treu zu seyn, öfters Reden zu hal- ten: die Beweggründe dieser Reden müßten nicht hergenommen werden aus der Bibel, oder aus der allgemeinen Pflicht, seinem Eyde treu zu seyn, sondern aus der Natur des jedesmaligen Krieges, und aus den Ursachen, warum man gerade jezt Krieg führen wolle. Freilich müßten die meisten Herren Feldprediger alsdann mehr studiren, als sie jezt thun; auch müßten die Gründe nicht nach
ſich bis zum Tambour und zum Packknecht bald und pfeilſchnell verbreiten.
Major: Aber wie ſoll denn die oͤffentliche An- zeige geſchehen?
Ich: Einmal durch ein Manifeſt an die Armee, worin die Gruͤnde, welche den Fuͤrſten zum Krieg bewegen, enthalten waͤren. Dieſe muͤßten genau und deutlich aus einandergeſezt und ſo dargeſtellt werden, daß ſie allgemein einleuchteten, und dann an ſich ſchon ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie auch Eindruck auf den Soldaten machen koͤnnten: Bey jeder Kom- pagnie muͤßten eins oder zwey Exemplare vertheilt werden, und dann lernten die Soldaten ſie, nach ihrer bekannten Neugierde in ſolchen Dingen, gewiß bald auswendig. Hernach hat man ja auch die Herren Feldprediger, die doch mit ihren gewoͤhnli- chen Predigten wenig Nutzen ſtiften. Dieſe Her- ren muͤßte man anhalten, uͤber die Pflicht, ta- pfer, beherzt und treu zu ſeyn, oͤfters Reden zu hal- ten: die Beweggruͤnde dieſer Reden muͤßten nicht hergenommen werden aus der Bibel, oder aus der allgemeinen Pflicht, ſeinem Eyde treu zu ſeyn, ſondern aus der Natur des jedesmaligen Krieges, und aus den Urſachen, warum man gerade jezt Krieg fuͤhren wolle. Freilich muͤßten die meiſten Herren Feldprediger alsdann mehr ſtudiren, als ſie jezt thun; auch muͤßten die Gruͤnde nicht nach
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ſich bis zum Tambour und zum Packknecht bald
und pfeilſchnell verbreiten.
Major: Aber wie ſoll denn die oͤffentliche An-
zeige geſchehen?
Ich: Einmal durch ein Manifeſt an die Armee,
worin die Gruͤnde, welche den Fuͤrſten zum Krieg
bewegen, enthalten waͤren. Dieſe muͤßten genau
und deutlich aus einandergeſezt und ſo dargeſtellt
werden, daß ſie allgemein einleuchteten, und dann
an ſich ſchon ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie auch Eindruck
auf den Soldaten machen koͤnnten: Bey jeder Kom-
pagnie muͤßten eins oder zwey Exemplare vertheilt
werden, und dann lernten die Soldaten ſie, nach
ihrer bekannten Neugierde in ſolchen Dingen, gewiß
bald auswendig. Hernach hat man ja auch die
Herren Feldprediger, die doch mit ihren gewoͤhnli-
chen Predigten wenig Nutzen ſtiften. Dieſe Her-
ren muͤßte man anhalten, uͤber die Pflicht, ta-
pfer, beherzt und treu zu ſeyn, oͤfters Reden zu hal-
ten: die Beweggruͤnde dieſer Reden muͤßten nicht
hergenommen werden aus der Bibel, oder aus der
allgemeinen Pflicht, ſeinem Eyde treu zu ſeyn,
ſondern aus der Natur des jedesmaligen Krieges,
und aus den Urſachen, warum man gerade jezt
Krieg fuͤhren wolle. Freilich muͤßten die meiſten
Herren Feldprediger alsdann mehr ſtudiren, als
ſie jezt thun; auch muͤßten die Gruͤnde nicht nach
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/527>, abgerufen am 12.12.2024.
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