Dorf hinaus auf die Landauer Straße, und mei- nem braven, mitleidigen Hauptmann war das Herz so beklommen, daß er kaum reden konnte. Der Major führte also das Wort, und sprach sehr viel über die Schuldigkeit des Soldaten, sein Le- ben für seinen Herrn zu wagen. Ich fand dieses Gespräch für mich damals eben nicht sehr pas- send, und remonstrirte so lange, bis der Major mir zugab: daß der Soldat erst dann sein Leben nach Recht und Pflicht wagen müsse, wenn er selbst einsehe, daß sein Herr für eine durchaus ge- rechte Sache mit den Waffen auftrete. -- Auch wollte der Hr. Major nicht zugeben, daß ein Herr eben darum gehalten sey, seinen Soldaten die Ur- sachen anzugeben, warum er Krieg anfange, oder warum er diesem oder jenem Hülfsvölker gebe. Allein ich versezte, daß der Soldat, der ohne zu wissen, warum, in den Krieg ziehen müsse, nie- mals mit soviel Muth und Zutrauen fechte, als der, welcher von der Gerechtigkeit und Nothwen- digkeit des Krieges überzeugt sey.
Major: Ja gut; aber wer, beym Henker, kann denn jedem Soldaten das vordemonstriren?
Ich: Es ist gar nicht nöthig, daß man jeden gemeinen Soldaten, oder auch nur jeden Offizier von den Ursachen des Krieges überzeuge: das muß einigemal öffentlich geschehen, und dann wird es
Dorf hinaus auf die Landauer Straße, und mei- nem braven, mitleidigen Hauptmann war das Herz ſo beklommen, daß er kaum reden konnte. Der Major fuͤhrte alſo das Wort, und ſprach ſehr viel uͤber die Schuldigkeit des Soldaten, ſein Le- ben fuͤr ſeinen Herrn zu wagen. Ich fand dieſes Geſpraͤch fuͤr mich damals eben nicht ſehr paſ- ſend, und remonſtrirte ſo lange, bis der Major mir zugab: daß der Soldat erſt dann ſein Leben nach Recht und Pflicht wagen muͤſſe, wenn er ſelbſt einſehe, daß ſein Herr fuͤr eine durchaus ge- rechte Sache mit den Waffen auftrete. — Auch wollte der Hr. Major nicht zugeben, daß ein Herr eben darum gehalten ſey, ſeinen Soldaten die Ur- ſachen anzugeben, warum er Krieg anfange, oder warum er dieſem oder jenem Huͤlfsvoͤlker gebe. Allein ich verſezte, daß der Soldat, der ohne zu wiſſen, warum, in den Krieg ziehen muͤſſe, nie- mals mit ſoviel Muth und Zutrauen fechte, als der, welcher von der Gerechtigkeit und Nothwen- digkeit des Krieges uͤberzeugt ſey.
Major: Ja gut; aber wer, beym Henker, kann denn jedem Soldaten das vordemonſtriren?
Ich: Es iſt gar nicht noͤthig, daß man jeden gemeinen Soldaten, oder auch nur jeden Offizier von den Urſachen des Krieges uͤberzeuge: das muß einigemal oͤffentlich geſchehen, und dann wird es
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Dorf hinaus auf die Landauer Straße, und mei-
nem braven, mitleidigen Hauptmann war das Herz
ſo beklommen, daß er kaum reden konnte. Der
Major fuͤhrte alſo das Wort, und ſprach ſehr viel
uͤber die Schuldigkeit des Soldaten, ſein Le-
ben fuͤr ſeinen Herrn zu wagen. Ich fand dieſes
Geſpraͤch fuͤr mich damals eben nicht ſehr paſ-
ſend, und remonſtrirte ſo lange, bis der Major
mir zugab: daß der Soldat erſt dann ſein Leben
nach Recht und Pflicht wagen muͤſſe, wenn er
ſelbſt einſehe, daß ſein Herr fuͤr eine durchaus ge-
rechte Sache mit den Waffen auftrete. — Auch
wollte der Hr. Major nicht zugeben, daß ein Herr
eben darum gehalten ſey, ſeinen Soldaten die Ur-
ſachen anzugeben, warum er Krieg anfange, oder
warum er dieſem oder jenem Huͤlfsvoͤlker gebe.
Allein ich verſezte, daß der Soldat, der ohne zu
wiſſen, warum, in den Krieg ziehen muͤſſe, nie-
mals mit ſoviel Muth und Zutrauen fechte, als
der, welcher von der Gerechtigkeit und Nothwen-
digkeit des Krieges uͤberzeugt ſey.
Major: Ja gut; aber wer, beym Henker,
kann denn jedem Soldaten das vordemonſtriren?
Ich: Es iſt gar nicht noͤthig, daß man jeden
gemeinen Soldaten, oder auch nur jeden Offizier
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/526>, abgerufen am 12.12.2024.
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