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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Aurum per medios ire satellites
Et perrumpere amat saxa, potentius
Ictu fulmineo: concidit Auguris
Argive domus ob lucrum
Demersa excidio: dividit urbium
Portas vir macedo, et subruit aemulos
Reges muneribus.

Und da man eine sehr große Summe bestimmt
hatte, um zum Ziele zu gelangen, so verzweifelte
ich nicht ganz an dem guten, das heißt, gewünsch-
ten Ausgang meines Auftrags.

Der Kronprinz sprach weitläufig, über zwey
gute Stunden, während ich mit ihm frühstückte,
über die Angelegenheiten, welche mich zunächst an-
gingen, und dann über das Allgemeine. Alle seine
Urtheile waren richtig und bestimmt, und man
merkte wohl, daß er sich in den öffentlichen Ge-
schäften fleißig umgesehen hatte. Besonders hat
mich der herablassende, sanftmüthige, von allem
Stolz entfernte Karakter dieses Fürsten entzückt.
"Wir sehen uns gewiß noch vor Weinachten wie-
der, sagte er zu mir, und dann reiset Er mit mir
nach Berlin, und geht dann nach Halle, wenn Er
will." Der treffliche Prinz konnte nicht voraus se-
hen, daß ich von damals an 18 Monate in der Ge-
walt der Franzosen würde bleiben und unter stäter
Todesgefahr herumirren müssen.


Aurum per medios ire ſatellites
Et perrumpere amat ſaxa, potentius
Ictu fulmineo: concidit Auguris
Argive domus ob lucrum
Demerſa excidio: dividit urbium
Portas vir macedo, et ſubruit aemulos
Reges muneribus.

Und da man eine ſehr große Summe beſtimmt
hatte, um zum Ziele zu gelangen, ſo verzweifelte
ich nicht ganz an dem guten, das heißt, gewuͤnſch-
ten Ausgang meines Auftrags.

Der Kronprinz ſprach weitlaͤufig, uͤber zwey
gute Stunden, waͤhrend ich mit ihm fruͤhſtuͤckte,
uͤber die Angelegenheiten, welche mich zunaͤchſt an-
gingen, und dann uͤber das Allgemeine. Alle ſeine
Urtheile waren richtig und beſtimmt, und man
merkte wohl, daß er ſich in den oͤffentlichen Ge-
ſchaͤften fleißig umgeſehen hatte. Beſonders hat
mich der herablaſſende, ſanftmuͤthige, von allem
Stolz entfernte Karakter dieſes Fuͤrſten entzuͤckt.
„Wir ſehen uns gewiß noch vor Weinachten wie-
der, ſagte er zu mir, und dann reiſet Er mit mir
nach Berlin, und geht dann nach Halle, wenn Er
will.“ Der treffliche Prinz konnte nicht voraus ſe-
hen, daß ich von damals an 18 Monate in der Ge-
walt der Franzoſen wuͤrde bleiben und unter ſtaͤter
Todesgefahr herumirren muͤſſen.


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[511/0523] Aurum per medios ire ſatellites Et perrumpere amat ſaxa, potentius Ictu fulmineo: concidit Auguris Argive domus ob lucrum Demerſa excidio: dividit urbium Portas vir macedo, et ſubruit aemulos Reges muneribus. Und da man eine ſehr große Summe beſtimmt hatte, um zum Ziele zu gelangen, ſo verzweifelte ich nicht ganz an dem guten, das heißt, gewuͤnſch- ten Ausgang meines Auftrags. Der Kronprinz ſprach weitlaͤufig, uͤber zwey gute Stunden, waͤhrend ich mit ihm fruͤhſtuͤckte, uͤber die Angelegenheiten, welche mich zunaͤchſt an- gingen, und dann uͤber das Allgemeine. Alle ſeine Urtheile waren richtig und beſtimmt, und man merkte wohl, daß er ſich in den oͤffentlichen Ge- ſchaͤften fleißig umgeſehen hatte. Beſonders hat mich der herablaſſende, ſanftmuͤthige, von allem Stolz entfernte Karakter dieſes Fuͤrſten entzuͤckt. „Wir ſehen uns gewiß noch vor Weinachten wie- der, ſagte er zu mir, und dann reiſet Er mit mir nach Berlin, und geht dann nach Halle, wenn Er will.“ Der treffliche Prinz konnte nicht voraus ſe- hen, daß ich von damals an 18 Monate in der Ge- walt der Franzoſen wuͤrde bleiben und unter ſtaͤter Todesgefahr herumirren muͤſſen.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/523>, abgerufen am 28.11.2024.