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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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kannt: ich hatte die Praxis davon bey Luxemburg,
und bey Maynz gesehen. Ueberdieß verdammten
meine eignen Grundsätze die mir zugedachte Un-
ternehmung: auch erinnerte ich mich recht lebhaft
an das, was Pyrrhus ehedem zu den Römern
sagte:

Non cauponantes bellum, sed belligerantes,
Ferro, non auro vitam cernamus utrique.
--

Spionerey habe ich überhaupt immer für etwas
sehr unanständiges gehalten, und Verrätherey für
das abscheulichste Verbrechen. Denn was kann
fürchterlicheres gedacht werden, als der Misbrauch
des Vertrauens, welches das Vaterland auf uns
sezt, und was ist schändlicher, als der Gewinn,
den wir von dem verkauften Interesse unsrer Nation
ziehen? Daher kamen mir auch jene Generale,
welche dem Interesse ihrer Nation untreu geworden
waren, besonders ein Lafayette und ein Dümouriez,
als die abscheulichsten Mensch vor. -- Und dennoch
sollte ich mich in die augenscheinlichste Gefahr stür-
zen? Dennoch gegen meine eigne Ueberzeugung
handeln, weil ich mir dadurch Nutzen schaffen
konnte, wenn ich mit heiler Haut davon kam?

Was das lezte, oder die Ueberzeugung von
Recht und Unrecht betrifft, so wäre das die geringste
Frage gewesen: denn ich hatte Beyspiele genug zu
meiner Rechtfertigung. Der Eigennutz ist das

kannt: ich hatte die Praxis davon bey Luxemburg,
und bey Maynz geſehen. Ueberdieß verdammten
meine eignen Grundſaͤtze die mir zugedachte Un-
ternehmung: auch erinnerte ich mich recht lebhaft
an das, was Pyrrhus ehedem zu den Roͤmern
ſagte:

Non cauponantes bellum, ſed belligerantes,
Ferro, non auro vitam cernamus utrique.

Spionerey habe ich uͤberhaupt immer fuͤr etwas
ſehr unanſtaͤndiges gehalten, und Verraͤtherey fuͤr
das abſcheulichſte Verbrechen. Denn was kann
fuͤrchterlicheres gedacht werden, als der Misbrauch
des Vertrauens, welches das Vaterland auf uns
ſezt, und was iſt ſchaͤndlicher, als der Gewinn,
den wir von dem verkauften Intereſſe unſrer Nation
ziehen? Daher kamen mir auch jene Generale,
welche dem Intereſſe ihrer Nation untreu geworden
waren, beſonders ein Lafayette und ein Duͤmouriez,
als die abſcheulichſten Menſch vor. — Und dennoch
ſollte ich mich in die augenſcheinlichſte Gefahr ſtuͤr-
zen? Dennoch gegen meine eigne Ueberzeugung
handeln, weil ich mir dadurch Nutzen ſchaffen
konnte, wenn ich mit heiler Haut davon kam?

Was das lezte, oder die Ueberzeugung von
Recht und Unrecht betrifft, ſo waͤre das die geringſte
Frage geweſen: denn ich hatte Beyſpiele genug zu
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[499/0511] kannt: ich hatte die Praxis davon bey Luxemburg, und bey Maynz geſehen. Ueberdieß verdammten meine eignen Grundſaͤtze die mir zugedachte Un- ternehmung: auch erinnerte ich mich recht lebhaft an das, was Pyrrhus ehedem zu den Roͤmern ſagte: Non cauponantes bellum, ſed belligerantes, Ferro, non auro vitam cernamus utrique. — Spionerey habe ich uͤberhaupt immer fuͤr etwas ſehr unanſtaͤndiges gehalten, und Verraͤtherey fuͤr das abſcheulichſte Verbrechen. Denn was kann fuͤrchterlicheres gedacht werden, als der Misbrauch des Vertrauens, welches das Vaterland auf uns ſezt, und was iſt ſchaͤndlicher, als der Gewinn, den wir von dem verkauften Intereſſe unſrer Nation ziehen? Daher kamen mir auch jene Generale, welche dem Intereſſe ihrer Nation untreu geworden waren, beſonders ein Lafayette und ein Duͤmouriez, als die abſcheulichſten Menſch vor. — Und dennoch ſollte ich mich in die augenſcheinlichſte Gefahr ſtuͤr- zen? Dennoch gegen meine eigne Ueberzeugung handeln, weil ich mir dadurch Nutzen ſchaffen konnte, wenn ich mit heiler Haut davon kam? Was das lezte, oder die Ueberzeugung von Recht und Unrecht betrifft, ſo waͤre das die geringſte Frage geweſen: denn ich hatte Beyſpiele genug zu meiner Rechtfertigung. Der Eigennutz iſt das

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/511>, abgerufen am 12.12.2024.