Ich: Aber die Franzosen sind Vokativusse, Ihre Hoheit: die Kerls spaßen eben nicht viel.
Pr: Ueberleg Er die Sache, lieber Laukhard! Findet Er, daß es nicht geht, a la bonne heure, so haben wir gespaßt, und alles bleibt entre nous; findet Er aber, daß Er Muth genug hat, die Ge- fahr nicht zu achten, und sein Glück zu befördern, so entschließe Er sich, und sage mir Bescheid. Adieu! Aber alles bleibt noch unter uns! (geht ab)
Ich schlich unruhig und mürrisch ins Lager zu- rück: tausend Ideen, tausend Grillen liefen mir durch den Kopf, und ich war doch nicht im Stande, einen festen Entschluß zu fassen. Die Sache schien mir zu wichtig.
Einmal war es mir freilich erwünscht, endlich einmal eine Gelegenheit zu bekommen, mich mit Ehren von den Soldaten loszuwickeln. Bisher nämlich hatte ich das Lästige und Drückende dieses Standes mehr als zu viel erfahren und empfunden. Davon kam ich also weg, wenn ich den Vorschlag Seiner Hoheit annahm: und dann hatte ich mit Herren zu thun, welche mir eine Laufbahn eröffnen konnten, worauf ich wenigstens eher und besser für mich sorgen konnte, als bey den Soldaten. Herr Bispink hatte mir zwar, als wir vor Maynz standen, angetragen, daß er mich, sobald ich nur einwilligte, von dem Regimente entweder loskau-
Ich: Aber die Franzoſen ſind Vokativuſſe, Ihre Hoheit: die Kerls ſpaßen eben nicht viel.
Pr: Ueberleg Er die Sache, lieber Laukhard! Findet Er, daß es nicht geht, à la bonne heure, ſo haben wir geſpaßt, und alles bleibt entre nous; findet Er aber, daß Er Muth genug hat, die Ge- fahr nicht zu achten, und ſein Gluͤck zu befoͤrdern, ſo entſchließe Er ſich, und ſage mir Beſcheid. Adieu! Aber alles bleibt noch unter uns! (geht ab)
Ich ſchlich unruhig und muͤrriſch ins Lager zu- ruͤck: tauſend Ideen, tauſend Grillen liefen mir durch den Kopf, und ich war doch nicht im Stande, einen feſten Entſchluß zu faſſen. Die Sache ſchien mir zu wichtig.
Einmal war es mir freilich erwuͤnſcht, endlich einmal eine Gelegenheit zu bekommen, mich mit Ehren von den Soldaten loszuwickeln. Bisher naͤmlich hatte ich das Laͤſtige und Druͤckende dieſes Standes mehr als zu viel erfahren und empfunden. Davon kam ich alſo weg, wenn ich den Vorſchlag Seiner Hoheit annahm: und dann hatte ich mit Herren zu thun, welche mir eine Laufbahn eroͤffnen konnten, worauf ich wenigſtens eher und beſſer fuͤr mich ſorgen konnte, als bey den Soldaten. Herr Bispink hatte mir zwar, als wir vor Maynz ſtanden, angetragen, daß er mich, ſobald ich nur einwilligte, von dem Regimente entweder loskau-
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Ich: Aber die Franzoſen ſind Vokativuſſe,
Ihre Hoheit: die Kerls ſpaßen eben nicht viel.
Pr: Ueberleg Er die Sache, lieber Laukhard!
Findet Er, daß es nicht geht, à la bonne heure, ſo
haben wir geſpaßt, und alles bleibt entre nous;
findet Er aber, daß Er Muth genug hat, die Ge-
fahr nicht zu achten, und ſein Gluͤck zu befoͤrdern,
ſo entſchließe Er ſich, und ſage mir Beſcheid. Adieu!
Aber alles bleibt noch unter uns! (geht ab)
Ich ſchlich unruhig und muͤrriſch ins Lager zu-
ruͤck: tauſend Ideen, tauſend Grillen liefen mir
durch den Kopf, und ich war doch nicht im Stande,
einen feſten Entſchluß zu faſſen. Die Sache ſchien
mir zu wichtig.
Einmal war es mir freilich erwuͤnſcht, endlich
einmal eine Gelegenheit zu bekommen, mich mit
Ehren von den Soldaten loszuwickeln. Bisher
naͤmlich hatte ich das Laͤſtige und Druͤckende dieſes
Standes mehr als zu viel erfahren und empfunden.
Davon kam ich alſo weg, wenn ich den Vorſchlag
Seiner Hoheit annahm: und dann hatte ich mit
Herren zu thun, welche mir eine Laufbahn eroͤffnen
konnten, worauf ich wenigſtens eher und beſſer fuͤr
mich ſorgen konnte, als bey den Soldaten. Herr
Bispink hatte mir zwar, als wir vor Maynz
ſtanden, angetragen, daß er mich, ſobald ich nur
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/508>, abgerufen am 24.11.2024.
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