samt ihrem Kinde, das sie an der Brust säugte, verlohr das Leben, weil sie den Unmenschen Menschlichkeit predigte. etc. etc. -- Als ich nach Landau und Strasburg kam, fand ich aller Orten Zettel angeschlagen, worauf dergleichen Gräuel- thaten angezeigt waren, um deren willen die Na- tion gegen diese Verächter aller Rechte aufgerufen wurde.
Ich bin völlig überzeugt: daß der Kaiser der- gleichen Gräuel nicht allein nicht billigt, sondern daß er sie aufs schärfste ahnden würde, wenn sie ihm bekannt wären. Aber wie dringt die Stimme der Unschuld und der bedrängten Menschheit zu den Ohren der Monarchen! Und wie ist es mög- lich, daß Unmenschlichkeiten verhindert werden, wenn man sie öffentlich predigt, wenn man die Franzosen d. h. alle Einwohner dieses Landes als den Auswurf der Menschheit beschreibt, gegen den man von aller Verbindlichkeit los sey? So war es der Fall im vorigen Jahrhunderte bey den Verfol- gungen der Hugenotten: aber diese waren unbe- waffnete Leute, außer Stande, sich zu wehren; allein die Franzosen jezt, konnten das ihnen ange- thane Unrecht rächen, und haben es auch an ihren Henkern, aber leider auch an den unschuldigen Be-
Dritter Theil. Hh
ſamt ihrem Kinde, das ſie an der Bruſt ſaͤugte, verlohr das Leben, weil ſie den Unmenſchen Menſchlichkeit predigte. etc. etc. — Als ich nach Landau und Strasburg kam, fand ich aller Orten Zettel angeſchlagen, worauf dergleichen Graͤuel- thaten angezeigt waren, um deren willen die Na- tion gegen dieſe Veraͤchter aller Rechte aufgerufen wurde.
Ich bin voͤllig uͤberzeugt: daß der Kaiſer der- gleichen Graͤuel nicht allein nicht billigt, ſondern daß er ſie aufs ſchaͤrfſte ahnden wuͤrde, wenn ſie ihm bekannt waͤren. Aber wie dringt die Stimme der Unſchuld und der bedraͤngten Menſchheit zu den Ohren der Monarchen! Und wie iſt es moͤg- lich, daß Unmenſchlichkeiten verhindert werden, wenn man ſie oͤffentlich predigt, wenn man die Franzoſen d. h. alle Einwohner dieſes Landes als den Auswurf der Menſchheit beſchreibt, gegen den man von aller Verbindlichkeit los ſey? So war es der Fall im vorigen Jahrhunderte bey den Verfol- gungen der Hugenotten: aber dieſe waren unbe- waffnete Leute, außer Stande, ſich zu wehren; allein die Franzoſen jezt, konnten das ihnen ange- thane Unrecht raͤchen, und haben es auch an ihren Henkern, aber leider auch an den unſchuldigen Be-
Dritter Theil. Hh
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ſamt ihrem Kinde, das ſie an der Bruſt ſaͤugte,
verlohr das Leben, weil ſie den Unmenſchen
Menſchlichkeit predigte. etc. etc. — Als ich nach
Landau und Strasburg kam, fand ich aller Orten
Zettel angeſchlagen, worauf dergleichen Graͤuel-
thaten angezeigt waren, um deren willen die Na-
tion gegen dieſe Veraͤchter aller Rechte aufgerufen
wurde.
Ich bin voͤllig uͤberzeugt: daß der Kaiſer der-
gleichen Graͤuel nicht allein nicht billigt, ſondern
daß er ſie aufs ſchaͤrfſte ahnden wuͤrde, wenn ſie
ihm bekannt waͤren. Aber wie dringt die Stimme
der Unſchuld und der bedraͤngten Menſchheit zu
den Ohren der Monarchen! Und wie iſt es moͤg-
lich, daß Unmenſchlichkeiten verhindert werden,
wenn man ſie oͤffentlich predigt, wenn man die
Franzoſen d. h. alle Einwohner dieſes Landes als
den Auswurf der Menſchheit beſchreibt, gegen den
man von aller Verbindlichkeit los ſey? So war es
der Fall im vorigen Jahrhunderte bey den Verfol-
gungen der Hugenotten: aber dieſe waren unbe-
waffnete Leute, außer Stande, ſich zu wehren;
allein die Franzoſen jezt, konnten das ihnen ange-
thane Unrecht raͤchen, und haben es auch an ihren
Henkern, aber leider auch an den unſchuldigen Be-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/493>, abgerufen am 22.11.2024.
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