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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Wer dieses hintansezt, schadet sich selbst am mei-
sten. Spotten, Schimpfen und Verfolgen ist nicht
nur für sich schon unanständig, sondern es erbit-
tert den Feind noch mehr, und macht, daß er sich
aufs härteste rächet, sobald er nur kann. Und wer
steht für das Nichtkönnen! Freilich dachte man da-
mals, die Franzosen könnten nun und nimmermehr
zurückkehren, und handelte dieser stolzen Voraus-
setzung gemäß: aber ganz auf sich deutsch -- ich
meyne: altgothisch-plump. Ueberhaupt waren die
Deutschen, zu Anfange dieses Krieges, in der
Staatswissenschaft noch am weitesten zurück. Gute
Staatskundige für einzelne Länder, für Oestreich,
für Preußen oder Sachsen hatten sie wohl, aber
Staatsmänner für ganz Deutschland, wie den jezt
exulirenden Riem, hatten wir wenig. "Deutsch-
land würde, sagte schon 1792 der Verfasser der
Briefe eines Engländers über den gegen-
wärtigen Zustand der deutschen Litteratur, (S. 14)
in die allergrößte Verwirrung gerathen, wenn auf
einmal alle Fürsten einig würden: sich der einzel-
nen Regierungen zu begeben, und ein einziges Reich
aus den zerstückelten Provinzen zu bilden: es würde
kein eluziger da seyn, der Kenntniß genug hätte,
ein solches Ganze einzurichten. Ich habe nicht
einmal die Idee zu einer solchen Einrichtung in ir-
gend einem deutschen politischen Schriftsteller ge-

Wer dieſes hintanſezt, ſchadet ſich ſelbſt am mei-
ſten. Spotten, Schimpfen und Verfolgen iſt nicht
nur fuͤr ſich ſchon unanſtaͤndig, ſondern es erbit-
tert den Feind noch mehr, und macht, daß er ſich
aufs haͤrteſte raͤchet, ſobald er nur kann. Und wer
ſteht fuͤr das Nichtkoͤnnen! Freilich dachte man da-
mals, die Franzoſen koͤnnten nun und nimmermehr
zuruͤckkehren, und handelte dieſer ſtolzen Voraus-
ſetzung gemaͤß: aber ganz auf ſich deutſch — ich
meyne: altgothiſch-plump. Ueberhaupt waren die
Deutſchen, zu Anfange dieſes Krieges, in der
Staatswiſſenſchaft noch am weiteſten zuruͤck. Gute
Staatskundige fuͤr einzelne Laͤnder, fuͤr Oeſtreich,
fuͤr Preußen oder Sachſen hatten ſie wohl, aber
Staatsmaͤnner fuͤr ganz Deutſchland, wie den jezt
exulirenden Riem, hatten wir wenig. „Deutſch-
land wuͤrde, ſagte ſchon 1792 der Verfaſſer der
Briefe eines Englaͤnders uͤber den gegen-
waͤrtigen Zuſtand der deutſchen Litteratur, (S. 14)
in die allergroͤßte Verwirrung gerathen, wenn auf
einmal alle Fuͤrſten einig wuͤrden: ſich der einzel-
nen Regierungen zu begeben, und ein einziges Reich
aus den zerſtuͤckelten Provinzen zu bilden: es wuͤrde
kein eluziger da ſeyn, der Kenntniß genug haͤtte,
ein ſolches Ganze einzurichten. Ich habe nicht
einmal die Idee zu einer ſolchen Einrichtung in ir-
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[474/0486] Wer dieſes hintanſezt, ſchadet ſich ſelbſt am mei- ſten. Spotten, Schimpfen und Verfolgen iſt nicht nur fuͤr ſich ſchon unanſtaͤndig, ſondern es erbit- tert den Feind noch mehr, und macht, daß er ſich aufs haͤrteſte raͤchet, ſobald er nur kann. Und wer ſteht fuͤr das Nichtkoͤnnen! Freilich dachte man da- mals, die Franzoſen koͤnnten nun und nimmermehr zuruͤckkehren, und handelte dieſer ſtolzen Voraus- ſetzung gemaͤß: aber ganz auf ſich deutſch — ich meyne: altgothiſch-plump. Ueberhaupt waren die Deutſchen, zu Anfange dieſes Krieges, in der Staatswiſſenſchaft noch am weiteſten zuruͤck. Gute Staatskundige fuͤr einzelne Laͤnder, fuͤr Oeſtreich, fuͤr Preußen oder Sachſen hatten ſie wohl, aber Staatsmaͤnner fuͤr ganz Deutſchland, wie den jezt exulirenden Riem, hatten wir wenig. „Deutſch- land wuͤrde, ſagte ſchon 1792 der Verfaſſer der Briefe eines Englaͤnders uͤber den gegen- waͤrtigen Zuſtand der deutſchen Litteratur, (S. 14) in die allergroͤßte Verwirrung gerathen, wenn auf einmal alle Fuͤrſten einig wuͤrden: ſich der einzel- nen Regierungen zu begeben, und ein einziges Reich aus den zerſtuͤckelten Provinzen zu bilden: es wuͤrde kein eluziger da ſeyn, der Kenntniß genug haͤtte, ein ſolches Ganze einzurichten. Ich habe nicht einmal die Idee zu einer ſolchen Einrichtung in ir- gend einem deutſchen politiſchen Schriftſteller ge-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/486>, abgerufen am 25.11.2024.