weg waren, dachte man, sie würden in alle Ewig- keit nicht wieder kommen, und man fing an, ihre verlaßnen Anhänger auf das grimmigste zu verfol- gen. Ich muß dergleichen Dinge anbringen, weil die Patriotenjagd allerdings eine Hauptursache je- ner Verwüstungen gewesen ist, womit im Anfange des Jahres 1794 die Franzosen jene Gegenden heim- suchten.
Der Magistrat der Reichsstadt Speier zeigte sich ganz besonders wüthend gegen die armen Pa- trioten. Es giebt wohl schwerlich in der ganzen deutschen Anarchie ein elenderes Gouvernement, als in den Reichsstädten, besonders in den kleinen unbedeutenden: da geht es abscheulich her! Diese führen zwar den Titel einer freyen Stadt des h. R. Reichs; aber die Bürger darin sind eben so frey, als etwan ein Schuster oder Schneider zu Venedig auf den stolzen Namen eines Republikaners An- spruch machen kann. Die Nobili sind Herren zu Ve- nedig; in den Reichsstädten sind es die Patricier und die dem Rath einverwebte Familien: der Pö- bel ist Sklav, und denkt doch, wie frey er sey! Zu Frankfurt am Mayn gestattet man den Frem- den alle Freyheit; zu Worms, Speier u. s. w. hat der Fremde kaum das Recht, Luft zu schöpfen: warum? Zu Frankfurt denkt man gut merkanti- lisch, und kann ohne Fremde nicht schachern; zu
weg waren, dachte man, ſie wuͤrden in alle Ewig- keit nicht wieder kommen, und man fing an, ihre verlaßnen Anhaͤnger auf das grimmigſte zu verfol- gen. Ich muß dergleichen Dinge anbringen, weil die Patriotenjagd allerdings eine Haupturſache je- ner Verwuͤſtungen geweſen iſt, womit im Anfange des Jahres 1794 die Franzoſen jene Gegenden heim- ſuchten.
Der Magiſtrat der Reichsſtadt Speier zeigte ſich ganz beſonders wuͤthend gegen die armen Pa- trioten. Es giebt wohl ſchwerlich in der ganzen deutſchen Anarchie ein elenderes Gouvernement, als in den Reichsſtaͤdten, beſonders in den kleinen unbedeutenden: da geht es abſcheulich her! Dieſe fuͤhren zwar den Titel einer freyen Stadt des h. R. Reichs; aber die Buͤrger darin ſind eben ſo frey, als etwan ein Schuſter oder Schneider zu Venedig auf den ſtolzen Namen eines Republikaners An- ſpruch machen kann. Die Nobili ſind Herren zu Ve- nedig; in den Reichsſtaͤdten ſind es die Patricier und die dem Rath einverwebte Familien: der Poͤ- bel iſt Sklav, und denkt doch, wie frey er ſey! Zu Frankfurt am Mayn geſtattet man den Frem- den alle Freyheit; zu Worms, Speier u. ſ. w. hat der Fremde kaum das Recht, Luft zu ſchoͤpfen: warum? Zu Frankfurt denkt man gut merkanti- liſch, und kann ohne Fremde nicht ſchachern; zu
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weg waren, dachte man, ſie wuͤrden in alle Ewig-
keit nicht wieder kommen, und man fing an, ihre
verlaßnen Anhaͤnger auf das grimmigſte zu verfol-
gen. Ich muß dergleichen Dinge anbringen, weil
die Patriotenjagd allerdings eine Haupturſache je-
ner Verwuͤſtungen geweſen iſt, womit im Anfange
des Jahres 1794 die Franzoſen jene Gegenden heim-
ſuchten.
Der Magiſtrat der Reichsſtadt Speier zeigte
ſich ganz beſonders wuͤthend gegen die armen Pa-
trioten. Es giebt wohl ſchwerlich in der ganzen
deutſchen Anarchie ein elenderes Gouvernement,
als in den Reichsſtaͤdten, beſonders in den kleinen
unbedeutenden: da geht es abſcheulich her! Dieſe
fuͤhren zwar den Titel einer freyen Stadt des h.
R. Reichs; aber die Buͤrger darin ſind eben ſo frey,
als etwan ein Schuſter oder Schneider zu Venedig
auf den ſtolzen Namen eines Republikaners An-
ſpruch machen kann. Die Nobili ſind Herren zu Ve-
nedig; in den Reichsſtaͤdten ſind es die Patricier
und die dem Rath einverwebte Familien: der Poͤ-
bel iſt Sklav, und denkt doch, wie frey er ſey!
Zu Frankfurt am Mayn geſtattet man den Frem-
den alle Freyheit; zu Worms, Speier u. ſ. w.
hat der Fremde kaum das Recht, Luft zu ſchoͤpfen:
warum? Zu Frankfurt denkt man gut merkanti-
liſch, und kann ohne Fremde nicht ſchachern; zu
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/478>, abgerufen am 25.11.2024.
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