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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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sultiren durfte. *) Daneben scheute man sich nicht,
ohne Noth Jünglinge, die einzige Stütze ihrer al-
ten abgelebten Eltern, dem Pflug zu entreißen, die
Capitulation zu überschreiten, die sich hierüber Be-
schwerende mit Prügeln zu bestrafen -- und über-
haupt die Leute wie Thiere zu behandeln." --

"Wir enthalten uns übrigens aller Anmerkun-
gen über die großen und mancherley Bedrückungen
und schreienden Ungerechtigkeiten solcher Leute, --
welche zu weiter nichts dienten, als alte Wunden
wieder aufzureißen, und den Unwillen gegen diese
größten Feinde des Vaterlands weiter anzufachen.
Man verzeihe uns diese harte Aeußerung des nur
zulange zurückgehaltenen Unwillens gegen Leute,
die unsern geliebten Landesvater -- und das ganze
Land, ohne eine nur scheinbare Nothwendigkeit,
gegen die Stimme aller Klugheit, vielleicht blos
aus Rachsucht gegen eine große Nation, die ihre
nichtigen Privilegien zerstöhrte, in die augenschein-
lichste Gefahr des gänzlichen Verderbens geführt
haben, -- die eine Kette um denselben ziehen, da-

*) Herr Leutnant, hört' ich einst einen Obersten sagen, man
muß sich gegen seinen Brodherrn dankbar betragen, also auch
artig. Und wissen Sie, wer unser eigentliche Brodherr ist?
Der Bürger und der Landmann: denn was uns unser König,
als Titulär-Brodherr, giebt, giebt ihm der Landmann und
der Bürger für uns zuerst. Also forthin nie wieder weder
Bürger noch Bauer insultirt!

ſultiren durfte. *) Daneben ſcheute man ſich nicht,
ohne Noth Juͤnglinge, die einzige Stuͤtze ihrer al-
ten abgelebten Eltern, dem Pflug zu entreißen, die
Capitulation zu uͤberſchreiten, die ſich hieruͤber Be-
ſchwerende mit Pruͤgeln zu beſtrafen — und uͤber-
haupt die Leute wie Thiere zu behandeln.“ —

„Wir enthalten uns uͤbrigens aller Anmerkun-
gen uͤber die großen und mancherley Bedruͤckungen
und ſchreienden Ungerechtigkeiten ſolcher Leute, —
welche zu weiter nichts dienten, als alte Wunden
wieder aufzureißen, und den Unwillen gegen dieſe
groͤßten Feinde des Vaterlands weiter anzufachen.
Man verzeihe uns dieſe harte Aeußerung des nur
zulange zuruͤckgehaltenen Unwillens gegen Leute,
die unſern geliebten Landesvater — und das ganze
Land, ohne eine nur ſcheinbare Nothwendigkeit,
gegen die Stimme aller Klugheit, vielleicht blos
aus Rachſucht gegen eine große Nation, die ihre
nichtigen Privilegien zerſtoͤhrte, in die augenſchein-
lichſte Gefahr des gaͤnzlichen Verderbens gefuͤhrt
haben, — die eine Kette um denſelben ziehen, da-

*) Herr Leutnant, hoͤrt' ich einſt einen Oberſten ſagen, man
muß ſich gegen ſeinen Brodherrn dankbar betragen, alſo auch
artig. Und wiſſen Sie, wer unſer eigentliche Brodherr iſt?
Der Buͤrger und der Landmann: denn was uns unſer Koͤnig,
als Titulaͤr-Brodherr, giebt, giebt ihm der Landmann und
der Buͤrger fuͤr uns zuerſt. Alſo forthin nie wieder weder
Buͤrger noch Bauer inſultirt!
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[461/0473] ſultiren durfte. *) Daneben ſcheute man ſich nicht, ohne Noth Juͤnglinge, die einzige Stuͤtze ihrer al- ten abgelebten Eltern, dem Pflug zu entreißen, die Capitulation zu uͤberſchreiten, die ſich hieruͤber Be- ſchwerende mit Pruͤgeln zu beſtrafen — und uͤber- haupt die Leute wie Thiere zu behandeln.“ — „Wir enthalten uns uͤbrigens aller Anmerkun- gen uͤber die großen und mancherley Bedruͤckungen und ſchreienden Ungerechtigkeiten ſolcher Leute, — welche zu weiter nichts dienten, als alte Wunden wieder aufzureißen, und den Unwillen gegen dieſe groͤßten Feinde des Vaterlands weiter anzufachen. Man verzeihe uns dieſe harte Aeußerung des nur zulange zuruͤckgehaltenen Unwillens gegen Leute, die unſern geliebten Landesvater — und das ganze Land, ohne eine nur ſcheinbare Nothwendigkeit, gegen die Stimme aller Klugheit, vielleicht blos aus Rachſucht gegen eine große Nation, die ihre nichtigen Privilegien zerſtoͤhrte, in die augenſchein- lichſte Gefahr des gaͤnzlichen Verderbens gefuͤhrt haben, — die eine Kette um denſelben ziehen, da- *) Herr Leutnant, hoͤrt' ich einſt einen Oberſten ſagen, man muß ſich gegen ſeinen Brodherrn dankbar betragen, alſo auch artig. Und wiſſen Sie, wer unſer eigentliche Brodherr iſt? Der Buͤrger und der Landmann: denn was uns unſer Koͤnig, als Titulaͤr-Brodherr, giebt, giebt ihm der Landmann und der Buͤrger fuͤr uns zuerſt. Alſo forthin nie wieder weder Buͤrger noch Bauer inſultirt!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/473>, abgerufen am 25.11.2024.