dungen und Pensionen wegfressen, sich schnell be- reichern, das Geld aus dem Lande ziehen, und zu unnützen, die Kraft des Landes übersteigenden Prachtanfwand, zu einer Menge Unterbedienun- gen, Equipagen u. dgl. Gelegenheit geben, ohne doch nur im geringsten dem Staat nütz- lich zu seyn."
"Nicht zufrieden hiermit, maßen sie sich noch an, diejenige Klasse, die sie doch ernähren muß, mit Verachtung anzusehen, unwürdig zu behan- deln, durch ihren eitlen (verdienstlosen) Stolz jederman zu empören, und diese feinen Grundsätze dem Heere ihrer Untergebnen und Anhänger mitzu- theilen. Beyspiele hiervon können wir, erforder- lichen Falls, in Menge anführen."
"Das Militär, dafür da, die Ordnung im Staate zu erhalten, war unter dieser Zucht in ei- nen Haufen sittenloser Menschen ausgeartet, der nicht nur ungescheut alle Schaamhaftigkeit bey Seite setzen, die Sitten der Unschuld und vorzüg- lich der Dienstboten zu verderben, sondern auch je- den, der nicht zum Hof gehört, mit Verachtung und Grobheit zu behandeln, sich berechtigt hielt, und ungestraft, ja, auf ausdrücklichen Befehl würdige Diener und Bürger aufs auffallendste in-
dungen und Penſionen wegfreſſen, ſich ſchnell be- reichern, das Geld aus dem Lande ziehen, und zu unnuͤtzen, die Kraft des Landes uͤberſteigenden Prachtanfwand, zu einer Menge Unterbedienun- gen, Equipagen u. dgl. Gelegenheit geben, ohne doch nur im geringſten dem Staat nuͤtz- lich zu ſeyn.“
„Nicht zufrieden hiermit, maßen ſie ſich noch an, diejenige Klaſſe, die ſie doch ernaͤhren muß, mit Verachtung anzuſehen, unwuͤrdig zu behan- deln, durch ihren eitlen (verdienſtloſen) Stolz jederman zu empoͤren, und dieſe feinen Grundſaͤtze dem Heere ihrer Untergebnen und Anhaͤnger mitzu- theilen. Beyſpiele hiervon koͤnnen wir, erforder- lichen Falls, in Menge anfuͤhren.“
„Das Militaͤr, dafuͤr da, die Ordnung im Staate zu erhalten, war unter dieſer Zucht in ei- nen Haufen ſittenloſer Menſchen ausgeartet, der nicht nur ungeſcheut alle Schaamhaftigkeit bey Seite ſetzen, die Sitten der Unſchuld und vorzuͤg- lich der Dienſtboten zu verderben, ſondern auch je- den, der nicht zum Hof gehoͤrt, mit Verachtung und Grobheit zu behandeln, ſich berechtigt hielt, und ungeſtraft, ja, auf ausdruͤcklichen Befehl wuͤrdige Diener und Buͤrger aufs auffallendſte in-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0472"n="460"/>
dungen und Penſionen wegfreſſen, ſich ſchnell be-<lb/>
reichern, das Geld aus dem Lande ziehen, und zu<lb/>
unnuͤtzen, die Kraft des Landes uͤberſteigenden<lb/>
Prachtanfwand, zu einer Menge Unterbedienun-<lb/>
gen, Equipagen u. dgl. Gelegenheit geben, <hirendition="#g">ohne<lb/>
doch nur im geringſten dem Staat nuͤtz</hi>-<lb/><hirendition="#g">lich zu ſeyn</hi>.“</p><lb/><p>„Nicht zufrieden hiermit, maßen ſie ſich noch<lb/>
an, diejenige Klaſſe, die ſie doch ernaͤhren muß,<lb/>
mit Verachtung anzuſehen, unwuͤrdig zu behan-<lb/>
deln, durch ihren eitlen (verdienſtloſen) Stolz<lb/>
jederman zu empoͤren, und dieſe feinen Grundſaͤtze<lb/>
dem Heere ihrer Untergebnen und Anhaͤnger mitzu-<lb/>
theilen. Beyſpiele hiervon koͤnnen wir, erforder-<lb/>
lichen Falls, in Menge anfuͤhren.“</p><lb/><p>„Das <hirendition="#g">Militaͤr</hi>, dafuͤr da, die Ordnung im<lb/>
Staate zu erhalten, war unter dieſer Zucht in ei-<lb/>
nen Haufen <hirendition="#g">ſittenloſer Menſchen</hi> ausgeartet,<lb/>
der nicht nur ungeſcheut alle Schaamhaftigkeit bey<lb/>
Seite ſetzen, die Sitten der Unſchuld und vorzuͤg-<lb/>
lich der Dienſtboten zu verderben, ſondern auch je-<lb/>
den, der nicht zum Hof gehoͤrt, mit Verachtung<lb/>
und Grobheit zu behandeln, ſich berechtigt hielt,<lb/>
und ungeſtraft, ja, auf ausdruͤcklichen Befehl<lb/>
wuͤrdige Diener und Buͤrger aufs auffallendſte in-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[460/0472]
dungen und Penſionen wegfreſſen, ſich ſchnell be-
reichern, das Geld aus dem Lande ziehen, und zu
unnuͤtzen, die Kraft des Landes uͤberſteigenden
Prachtanfwand, zu einer Menge Unterbedienun-
gen, Equipagen u. dgl. Gelegenheit geben, ohne
doch nur im geringſten dem Staat nuͤtz-
lich zu ſeyn.“
„Nicht zufrieden hiermit, maßen ſie ſich noch
an, diejenige Klaſſe, die ſie doch ernaͤhren muß,
mit Verachtung anzuſehen, unwuͤrdig zu behan-
deln, durch ihren eitlen (verdienſtloſen) Stolz
jederman zu empoͤren, und dieſe feinen Grundſaͤtze
dem Heere ihrer Untergebnen und Anhaͤnger mitzu-
theilen. Beyſpiele hiervon koͤnnen wir, erforder-
lichen Falls, in Menge anfuͤhren.“
„Das Militaͤr, dafuͤr da, die Ordnung im
Staate zu erhalten, war unter dieſer Zucht in ei-
nen Haufen ſittenloſer Menſchen ausgeartet,
der nicht nur ungeſcheut alle Schaamhaftigkeit bey
Seite ſetzen, die Sitten der Unſchuld und vorzuͤg-
lich der Dienſtboten zu verderben, ſondern auch je-
den, der nicht zum Hof gehoͤrt, mit Verachtung
und Grobheit zu behandeln, ſich berechtigt hielt,
und ungeſtraft, ja, auf ausdruͤcklichen Befehl
wuͤrdige Diener und Buͤrger aufs auffallendſte in-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/472>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.