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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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dungen und Pensionen wegfressen, sich schnell be-
reichern, das Geld aus dem Lande ziehen, und zu
unnützen, die Kraft des Landes übersteigenden
Prachtanfwand, zu einer Menge Unterbedienun-
gen, Equipagen u. dgl. Gelegenheit geben, ohne
doch nur im geringsten dem Staat nütz
-
lich zu seyn."

"Nicht zufrieden hiermit, maßen sie sich noch
an, diejenige Klasse, die sie doch ernähren muß,
mit Verachtung anzusehen, unwürdig zu behan-
deln, durch ihren eitlen (verdienstlosen) Stolz
jederman zu empören, und diese feinen Grundsätze
dem Heere ihrer Untergebnen und Anhänger mitzu-
theilen. Beyspiele hiervon können wir, erforder-
lichen Falls, in Menge anführen."

"Das Militär, dafür da, die Ordnung im
Staate zu erhalten, war unter dieser Zucht in ei-
nen Haufen sittenloser Menschen ausgeartet,
der nicht nur ungescheut alle Schaamhaftigkeit bey
Seite setzen, die Sitten der Unschuld und vorzüg-
lich der Dienstboten zu verderben, sondern auch je-
den, der nicht zum Hof gehört, mit Verachtung
und Grobheit zu behandeln, sich berechtigt hielt,
und ungestraft, ja, auf ausdrücklichen Befehl
würdige Diener und Bürger aufs auffallendste in-

dungen und Penſionen wegfreſſen, ſich ſchnell be-
reichern, das Geld aus dem Lande ziehen, und zu
unnuͤtzen, die Kraft des Landes uͤberſteigenden
Prachtanfwand, zu einer Menge Unterbedienun-
gen, Equipagen u. dgl. Gelegenheit geben, ohne
doch nur im geringſten dem Staat nuͤtz
-
lich zu ſeyn.“

„Nicht zufrieden hiermit, maßen ſie ſich noch
an, diejenige Klaſſe, die ſie doch ernaͤhren muß,
mit Verachtung anzuſehen, unwuͤrdig zu behan-
deln, durch ihren eitlen (verdienſtloſen) Stolz
jederman zu empoͤren, und dieſe feinen Grundſaͤtze
dem Heere ihrer Untergebnen und Anhaͤnger mitzu-
theilen. Beyſpiele hiervon koͤnnen wir, erforder-
lichen Falls, in Menge anfuͤhren.“

„Das Militaͤr, dafuͤr da, die Ordnung im
Staate zu erhalten, war unter dieſer Zucht in ei-
nen Haufen ſittenloſer Menſchen ausgeartet,
der nicht nur ungeſcheut alle Schaamhaftigkeit bey
Seite ſetzen, die Sitten der Unſchuld und vorzuͤg-
lich der Dienſtboten zu verderben, ſondern auch je-
den, der nicht zum Hof gehoͤrt, mit Verachtung
und Grobheit zu behandeln, ſich berechtigt hielt,
und ungeſtraft, ja, auf ausdruͤcklichen Befehl
wuͤrdige Diener und Buͤrger aufs auffallendſte in-

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[460/0472] dungen und Penſionen wegfreſſen, ſich ſchnell be- reichern, das Geld aus dem Lande ziehen, und zu unnuͤtzen, die Kraft des Landes uͤberſteigenden Prachtanfwand, zu einer Menge Unterbedienun- gen, Equipagen u. dgl. Gelegenheit geben, ohne doch nur im geringſten dem Staat nuͤtz- lich zu ſeyn.“ „Nicht zufrieden hiermit, maßen ſie ſich noch an, diejenige Klaſſe, die ſie doch ernaͤhren muß, mit Verachtung anzuſehen, unwuͤrdig zu behan- deln, durch ihren eitlen (verdienſtloſen) Stolz jederman zu empoͤren, und dieſe feinen Grundſaͤtze dem Heere ihrer Untergebnen und Anhaͤnger mitzu- theilen. Beyſpiele hiervon koͤnnen wir, erforder- lichen Falls, in Menge anfuͤhren.“ „Das Militaͤr, dafuͤr da, die Ordnung im Staate zu erhalten, war unter dieſer Zucht in ei- nen Haufen ſittenloſer Menſchen ausgeartet, der nicht nur ungeſcheut alle Schaamhaftigkeit bey Seite ſetzen, die Sitten der Unſchuld und vorzuͤg- lich der Dienſtboten zu verderben, ſondern auch je- den, der nicht zum Hof gehoͤrt, mit Verachtung und Grobheit zu behandeln, ſich berechtigt hielt, und ungeſtraft, ja, auf ausdruͤcklichen Befehl wuͤrdige Diener und Buͤrger aufs auffallendſte in-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/472>, abgerufen am 25.11.2024.