Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Und welcher einsichtige Unterthan könnte Ach-
tung und Zutrauen zu einem Fürsten hegen, der
Leute begünstiget oder gar um sich hat, deren ge-
kränkter Stolz und Egoismus gegen alles, was
Volk heißt, ewig Rache kochen und darum auch
nicht aufhören wird, die höhern Stände gegen die
untern aufzuhetzen! -- Aspekten von dieser Art
entzweyen immer mehr, heben alles Zutrauen, und
lassen für die Zukunft nicht viel Gutes erwarten.

Der König in Preußen hat vollends keine Ur-
sache, diesen Auswurf der Menschheit zu hegen oder
zu schützen: sie hassen ihn alle, und sprechen mit
der bittersten Verachtung von ihm, seitdem der
Separatfriede zwischen den Neufranken und ihm
geschlossen ist. Sie prophezeihen -- wie Schrif-
ten von ihnen ausweisen -- dem Hause Preußen
noch obendrein, nach ihrer tollen Emigranten-Po-
litik, viel Uebel und Niederlagen, welche es der-
einst von Oestreich zu befürchten haben soll.

Nach dieser Abschweifung erlaubte man mir
jezt, die gewesenen Französischen Herren so zu
beschreiben, wie ich sie gefunden habe.

Unser General hatte zwar verbieten lassen, mit
den Emigranten zu sprechen, oder uns sonst mit
ihnen einzulassen: er glaubte nämlich, diese gesetz-
losen Herren möchten durch ihr Geld unsre Leute
zur Desertion auffodern, und sie unter ihr Corps,

Und welcher einſichtige Unterthan koͤnnte Ach-
tung und Zutrauen zu einem Fuͤrſten hegen, der
Leute beguͤnſtiget oder gar um ſich hat, deren ge-
kraͤnkter Stolz und Egoismus gegen alles, was
Volk heißt, ewig Rache kochen und darum auch
nicht aufhoͤren wird, die hoͤhern Staͤnde gegen die
untern aufzuhetzen! — Aſpekten von dieſer Art
entzweyen immer mehr, heben alles Zutrauen, und
laſſen fuͤr die Zukunft nicht viel Gutes erwarten.

Der Koͤnig in Preußen hat vollends keine Ur-
ſache, dieſen Auswurf der Menſchheit zu hegen oder
zu ſchuͤtzen: ſie haſſen ihn alle, und ſprechen mit
der bitterſten Verachtung von ihm, ſeitdem der
Separatfriede zwiſchen den Neufranken und ihm
geſchloſſen iſt. Sie prophezeihen — wie Schrif-
ten von ihnen ausweiſen — dem Hauſe Preußen
noch obendrein, nach ihrer tollen Emigranten-Po-
litik, viel Uebel und Niederlagen, welche es der-
einſt von Oeſtreich zu befuͤrchten haben ſoll.

Nach dieſer Abſchweifung erlaubte man mir
jezt, die geweſenen Franzoͤſiſchen Herren ſo zu
beſchreiben, wie ich ſie gefunden habe.

Unſer General hatte zwar verbieten laſſen, mit
den Emigranten zu ſprechen, oder uns ſonſt mit
ihnen einzulaſſen: er glaubte naͤmlich, dieſe geſetz-
loſen Herren moͤchten durch ihr Geld unſre Leute
zur Deſertion auffodern, und ſie unter ihr Corps,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0046" n="34"/>
        <p>Und welcher ein&#x017F;ichtige Unterthan ko&#x0364;nnte Ach-<lb/>
tung und Zutrauen zu einem Fu&#x0364;r&#x017F;ten hegen, der<lb/>
Leute begu&#x0364;n&#x017F;tiget oder gar um &#x017F;ich hat, deren ge-<lb/>
kra&#x0364;nkter Stolz und Egoismus gegen alles, was<lb/><hi rendition="#g">Volk</hi> heißt, ewig Rache kochen und darum auch<lb/>
nicht aufho&#x0364;ren wird, die ho&#x0364;hern Sta&#x0364;nde gegen die<lb/>
untern aufzuhetzen! &#x2014; A&#x017F;pekten von die&#x017F;er Art<lb/>
entzweyen immer mehr, heben alles Zutrauen, und<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en fu&#x0364;r die Zukunft nicht viel Gutes erwarten.</p><lb/>
        <p>Der Ko&#x0364;nig in Preußen hat vollends keine Ur-<lb/>
&#x017F;ache, die&#x017F;en Auswurf der Men&#x017F;chheit zu hegen oder<lb/>
zu &#x017F;chu&#x0364;tzen: &#x017F;ie ha&#x017F;&#x017F;en ihn alle, und &#x017F;prechen mit<lb/>
der bitter&#x017F;ten Verachtung von ihm, &#x017F;eitdem der<lb/>
Separatfriede zwi&#x017F;chen den Neufranken und ihm<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t. Sie prophezeihen &#x2014; wie Schrif-<lb/>
ten von ihnen auswei&#x017F;en &#x2014; dem Hau&#x017F;e Preußen<lb/>
noch obendrein, nach ihrer tollen Emigranten-Po-<lb/>
litik, viel Uebel und Niederlagen, welche es der-<lb/>
ein&#x017F;t von Oe&#x017F;treich zu befu&#x0364;rchten haben &#x017F;oll.</p><lb/>
        <p>Nach die&#x017F;er Ab&#x017F;chweifung erlaubte man mir<lb/>
jezt, die gewe&#x017F;enen Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#g">Herren</hi> &#x017F;o zu<lb/>
be&#x017F;chreiben, wie ich &#x017F;ie gefunden habe.</p><lb/>
        <p>Un&#x017F;er General hatte zwar verbieten la&#x017F;&#x017F;en, mit<lb/>
den Emigranten zu &#x017F;prechen, oder uns &#x017F;on&#x017F;t mit<lb/>
ihnen einzula&#x017F;&#x017F;en: er glaubte na&#x0364;mlich, die&#x017F;e ge&#x017F;etz-<lb/>
lo&#x017F;en Herren mo&#x0364;chten durch ihr Geld un&#x017F;re Leute<lb/>
zur De&#x017F;ertion auffodern, und &#x017F;ie unter ihr Corps,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0046] Und welcher einſichtige Unterthan koͤnnte Ach- tung und Zutrauen zu einem Fuͤrſten hegen, der Leute beguͤnſtiget oder gar um ſich hat, deren ge- kraͤnkter Stolz und Egoismus gegen alles, was Volk heißt, ewig Rache kochen und darum auch nicht aufhoͤren wird, die hoͤhern Staͤnde gegen die untern aufzuhetzen! — Aſpekten von dieſer Art entzweyen immer mehr, heben alles Zutrauen, und laſſen fuͤr die Zukunft nicht viel Gutes erwarten. Der Koͤnig in Preußen hat vollends keine Ur- ſache, dieſen Auswurf der Menſchheit zu hegen oder zu ſchuͤtzen: ſie haſſen ihn alle, und ſprechen mit der bitterſten Verachtung von ihm, ſeitdem der Separatfriede zwiſchen den Neufranken und ihm geſchloſſen iſt. Sie prophezeihen — wie Schrif- ten von ihnen ausweiſen — dem Hauſe Preußen noch obendrein, nach ihrer tollen Emigranten-Po- litik, viel Uebel und Niederlagen, welche es der- einſt von Oeſtreich zu befuͤrchten haben ſoll. Nach dieſer Abſchweifung erlaubte man mir jezt, die geweſenen Franzoͤſiſchen Herren ſo zu beſchreiben, wie ich ſie gefunden habe. Unſer General hatte zwar verbieten laſſen, mit den Emigranten zu ſprechen, oder uns ſonſt mit ihnen einzulaſſen: er glaubte naͤmlich, dieſe geſetz- loſen Herren moͤchten durch ihr Geld unſre Leute zur Deſertion auffodern, und ſie unter ihr Corps,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/46
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/46>, abgerufen am 24.11.2024.