vom Allerbesten geben zu lassen. Ich verstand den Wink, und führte mich ab. Lange hernach kam der Herr ins Wirthshaus, lachte schelmisch, fragte mich: ob wir wohl Schwäger seyn mögten, zahlte die Zeche, gab mir noch einen Laubthaler und da- hin ritt er. Ich fragte hernach die Gefällige: wie ihr der Herr mit dem Stern gefallen hätte? Sie konnte des Lobens und Rühmens kein Ende finden: da wars ein schöner, allerliebster Herr! u. s. w. Endlich rühmte sie sich sogar der Vertraulichkeit, womit er sie beehrt hätte, u. dgl. So sind die Weiber! meist eitle Dinger, und was ihrer Eitel- keit schmeichelt, ist ihnen willkommen. Was also Wunder, daß eine Bauerfrau, sogar eine katho- lische, die Umarmungen eines hohen, mit einem großen Stern prangenden Herrn für hohe Ehre schäzte, zumal da der Herr obendrein nicht geizig war! --
Ein andermal nahm mir ein ähnlicher Herr ein Buch aus der Hand, worin ich vor dem Wirths- hause zu Maykammer las. Es war Bahrdts Nachlaß, unter dem Titel: Anekdoten und Charakterzüge aus der wahren Geschichte, für Liebhaber des Vademekums und ernsthafte Leser. Ich war gerade an der Stelle, wo es heißt: "Wäre der Häuseler unseres gottseligen Ludwigs ein Chapeau gewesen: so hätte der Herr Jesus die Ehre
vom Allerbeſten geben zu laſſen. Ich verſtand den Wink, und fuͤhrte mich ab. Lange hernach kam der Herr ins Wirthshaus, lachte ſchelmiſch, fragte mich: ob wir wohl Schwaͤger ſeyn moͤgten, zahlte die Zeche, gab mir noch einen Laubthaler und da- hin ritt er. Ich fragte hernach die Gefaͤllige: wie ihr der Herr mit dem Stern gefallen haͤtte? Sie konnte des Lobens und Ruͤhmens kein Ende finden: da wars ein ſchoͤner, allerliebſter Herr! u. ſ. w. Endlich ruͤhmte ſie ſich ſogar der Vertraulichkeit, womit er ſie beehrt haͤtte, u. dgl. So ſind die Weiber! meiſt eitle Dinger, und was ihrer Eitel- keit ſchmeichelt, iſt ihnen willkommen. Was alſo Wunder, daß eine Bauerfrau, ſogar eine katho- liſche, die Umarmungen eines hohen, mit einem großen Stern prangenden Herrn fuͤr hohe Ehre ſchaͤzte, zumal da der Herr obendrein nicht geizig war! —
Ein andermal nahm mir ein aͤhnlicher Herr ein Buch aus der Hand, worin ich vor dem Wirths- hauſe zu Maykammer las. Es war Bahrdts Nachlaß, unter dem Titel: Anekdoten und Charakterzuͤge aus der wahren Geſchichte, fuͤr Liebhaber des Vademekums und ernſthafte Leſer. Ich war gerade an der Stelle, wo es heißt: „Waͤre der Haͤuſeler unſeres gottſeligen Ludwigs ein Chapeau geweſen: ſo haͤtte der Herr Jeſus die Ehre
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vom Allerbeſten geben zu laſſen. Ich verſtand den
Wink, und fuͤhrte mich ab. Lange hernach kam
der Herr ins Wirthshaus, lachte ſchelmiſch, fragte
mich: ob wir wohl Schwaͤger ſeyn moͤgten, zahlte
die Zeche, gab mir noch einen Laubthaler und da-
hin ritt er. Ich fragte hernach die Gefaͤllige: wie
ihr der Herr mit dem Stern gefallen haͤtte? Sie
konnte des Lobens und Ruͤhmens kein Ende finden:
da wars ein ſchoͤner, allerliebſter Herr! u. ſ. w.
Endlich ruͤhmte ſie ſich ſogar der Vertraulichkeit,
womit er ſie beehrt haͤtte, u. dgl. So ſind die
Weiber! meiſt eitle Dinger, und was ihrer Eitel-
keit ſchmeichelt, iſt ihnen willkommen. Was alſo
Wunder, daß eine Bauerfrau, ſogar eine katho-
liſche, die Umarmungen eines hohen, mit einem
großen Stern prangenden Herrn fuͤr hohe Ehre
ſchaͤzte, zumal da der Herr obendrein nicht geizig
war! —
Ein andermal nahm mir ein aͤhnlicher Herr ein
Buch aus der Hand, worin ich vor dem Wirths-
hauſe zu Maykammer las. Es war Bahrdts
Nachlaß, unter dem Titel: Anekdoten und
Charakterzuͤge aus der wahren Geſchichte, fuͤr
Liebhaber des Vademekums und ernſthafte Leſer.
Ich war gerade an der Stelle, wo es heißt:
„Waͤre der Haͤuſeler unſeres gottſeligen Ludwigs ein
Chapeau geweſen: ſo haͤtte der Herr Jeſus die Ehre
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/457>, abgerufen am 22.11.2024.
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