Maykammer war z. B. Milch genug, aber wir hatten große Mühe, etwas zu bekommen, weil sie alle ins Hauptquartier getragen wurde. Das war eine von den Ursachen, warum wir hier viele Noth litten.
Eine andere Ursache schrieb sich vom Brode her. Ich weiß nicht, welcher gottlose Dämon den Vor- schlag gethan haben mag, dem Soldaten 6 Pfund Brod, welches doch nur auf drey Tage reichen sollte, auf vier Tage zu langen. Den Abgang auf den vierten Tag wollte man mit etwas Reis ersetzen. Wir bekamen auch Reis, hatten aber nun nicht hinlänglich Brod. Darüber wurde stark gemurrt und geflucht, und der Erfinder dieser An- stalt in den Abgrund der Hölle verwünscht. Wahr- scheinlich war der Urheber einer von dem Kriegs- kommissariate, welcher bey dem Reishandel seine Beutel spicken wollte. -- Und doch frägt man noch, warum wir vis-a-vis der Franzosen die Flügel hän- gen ließen! -- Der Soldat muß sich satt essen, sonst ists aus mit ihm: und wenn er vollends merkt, daß man ihm das verkürzen will, was man ihm schuldig ist, so fängt er an zu knurren, welches man ihm um so weniger verdenken kann, da der- gleichen Verfügungen nicht vom Könige, sondern von gewissen Schurken abhängen, die sich auf seine und seiner Soldaten Kosten bereichern wollen.
Maykammer war z. B. Milch genug, aber wir hatten große Muͤhe, etwas zu bekommen, weil ſie alle ins Hauptquartier getragen wurde. Das war eine von den Urſachen, warum wir hier viele Noth litten.
Eine andere Urſache ſchrieb ſich vom Brode her. Ich weiß nicht, welcher gottloſe Daͤmon den Vor- ſchlag gethan haben mag, dem Soldaten 6 Pfund Brod, welches doch nur auf drey Tage reichen ſollte, auf vier Tage zu langen. Den Abgang auf den vierten Tag wollte man mit etwas Reis erſetzen. Wir bekamen auch Reis, hatten aber nun nicht hinlaͤnglich Brod. Daruͤber wurde ſtark gemurrt und geflucht, und der Erfinder dieſer An- ſtalt in den Abgrund der Hoͤlle verwuͤnſcht. Wahr- ſcheinlich war der Urheber einer von dem Kriegs- kommiſſariate, welcher bey dem Reishandel ſeine Beutel ſpicken wollte. — Und doch fraͤgt man noch, warum wir vis-à-vis der Franzoſen die Fluͤgel haͤn- gen ließen! — Der Soldat muß ſich ſatt eſſen, ſonſt iſts aus mit ihm: und wenn er vollends merkt, daß man ihm das verkuͤrzen will, was man ihm ſchuldig iſt, ſo faͤngt er an zu knurren, welches man ihm um ſo weniger verdenken kann, da der- gleichen Verfuͤgungen nicht vom Koͤnige, ſondern von gewiſſen Schurken abhaͤngen, die ſich auf ſeine und ſeiner Soldaten Koſten bereichern wollen.
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Maykammer war z. B. Milch genug, aber wir
hatten große Muͤhe, etwas zu bekommen, weil
ſie alle ins Hauptquartier getragen wurde. Das
war eine von den Urſachen, warum wir hier viele
Noth litten.
Eine andere Urſache ſchrieb ſich vom Brode her.
Ich weiß nicht, welcher gottloſe Daͤmon den Vor-
ſchlag gethan haben mag, dem Soldaten 6 Pfund
Brod, welches doch nur auf drey Tage reichen
ſollte, auf vier Tage zu langen. Den Abgang
auf den vierten Tag wollte man mit etwas Reis
erſetzen. Wir bekamen auch Reis, hatten aber
nun nicht hinlaͤnglich Brod. Daruͤber wurde ſtark
gemurrt und geflucht, und der Erfinder dieſer An-
ſtalt in den Abgrund der Hoͤlle verwuͤnſcht. Wahr-
ſcheinlich war der Urheber einer von dem Kriegs-
kommiſſariate, welcher bey dem Reishandel ſeine
Beutel ſpicken wollte. — Und doch fraͤgt man noch,
warum wir vis-à-vis der Franzoſen die Fluͤgel haͤn-
gen ließen! — Der Soldat muß ſich ſatt eſſen,
ſonſt iſts aus mit ihm: und wenn er vollends merkt,
daß man ihm das verkuͤrzen will, was man ihm
ſchuldig iſt, ſo faͤngt er an zu knurren, welches
man ihm um ſo weniger verdenken kann, da der-
gleichen Verfuͤgungen nicht vom Koͤnige, ſondern
von gewiſſen Schurken abhaͤngen, die ſich auf ſeine
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/455>, abgerufen am 22.11.2024.
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