ich nicht ruhmsüchtig bin, denk' ich, wird man meiner ganzen Lebensgeschichte ansehen: und so will ich mich allen Witzkumpans mit ihren flet- schenden Zähnen und Federn auch hier ganz erge- benst neuerdings auf Diskretion ergeben, und ihre Recensionen ohne alle Gegenrüge ruhig mit ins Ma- culatur wandern lassen. Uebrigens danke ich den Herren, vorzüglich dem in der allgemeinen Litera- tur-Zeitung, den ich schon in Gießen an seiner Tatze längst erkannte, daß sie es der Mühe werth gefunden haben, die Aufmerksamkeit auf meine Wenigkeit per fas et nefas vermehren zu helfen, und will ihnen nur noch sagen, daß man herzlich gelacht hat, als ich ihre Recensionen im Wirths- hause zu Dürkheim einer Gesellschaft von Offizie- ren und andern Kriegsbedienten vorlas. Kaltes Blut und guter Ton, meynte man, sey nicht die Sache aller Gelehrten.
Den 14ten August rückte unser Bataillon nach Maykammer, eine gute Stunde von Edinghofen, wo damals das Königl. Hauptquartier stand, wel- ches vorher in Dürkheim gewesen war. Wir bra- chen Abends auf, marschierten durch Renstadt und kamen früh gegen 4 Uhr in Maykammer an.
Es war gerade das Fest der Himmelfahrt Ma- riä. Ich ging in die Kirche, blos zum Zeitver- treib, und um die hübschen Gesichter der dortigen
ich nicht ruhmſuͤchtig bin, denk' ich, wird man meiner ganzen Lebensgeſchichte anſehen: und ſo will ich mich allen Witzkumpans mit ihren flet- ſchenden Zaͤhnen und Federn auch hier ganz erge- benſt neuerdings auf Diskretion ergeben, und ihre Recenſionen ohne alle Gegenruͤge ruhig mit ins Ma- culatur wandern laſſen. Uebrigens danke ich den Herren, vorzuͤglich dem in der allgemeinen Litera- tur-Zeitung, den ich ſchon in Gießen an ſeiner Tatze laͤngſt erkannte, daß ſie es der Muͤhe werth gefunden haben, die Aufmerkſamkeit auf meine Wenigkeit per fas et nefas vermehren zu helfen, und will ihnen nur noch ſagen, daß man herzlich gelacht hat, als ich ihre Recenſionen im Wirths- hauſe zu Duͤrkheim einer Geſellſchaft von Offizie- ren und andern Kriegsbedienten vorlas. Kaltes Blut und guter Ton, meynte man, ſey nicht die Sache aller Gelehrten.
Den 14ten Auguſt ruͤckte unſer Bataillon nach Maykammer, eine gute Stunde von Edinghofen, wo damals das Koͤnigl. Hauptquartier ſtand, wel- ches vorher in Duͤrkheim geweſen war. Wir bra- chen Abends auf, marſchierten durch Renſtadt und kamen fruͤh gegen 4 Uhr in Maykammer an.
Es war gerade das Feſt der Himmelfahrt Ma- riaͤ. Ich ging in die Kirche, blos zum Zeitver- treib, und um die huͤbſchen Geſichter der dortigen
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ich nicht ruhmſuͤchtig bin, denk' ich, wird man
meiner ganzen Lebensgeſchichte anſehen: und ſo
will ich mich allen Witzkumpans mit ihren flet-
ſchenden Zaͤhnen und Federn auch hier ganz erge-
benſt neuerdings auf Diskretion ergeben, und ihre
Recenſionen ohne alle Gegenruͤge ruhig mit ins Ma-
culatur wandern laſſen. Uebrigens danke ich den
Herren, vorzuͤglich dem in der allgemeinen Litera-
tur-Zeitung, den ich ſchon in Gießen an ſeiner
Tatze laͤngſt erkannte, daß ſie es der Muͤhe werth
gefunden haben, die Aufmerkſamkeit auf meine
Wenigkeit per fas et nefas vermehren zu helfen,
und will ihnen nur noch ſagen, daß man herzlich
gelacht hat, als ich ihre Recenſionen im Wirths-
hauſe zu Duͤrkheim einer Geſellſchaft von Offizie-
ren und andern Kriegsbedienten vorlas. Kaltes
Blut und guter Ton, meynte man, ſey nicht die
Sache aller Gelehrten.
Den 14ten Auguſt ruͤckte unſer Bataillon nach
Maykammer, eine gute Stunde von Edinghofen,
wo damals das Koͤnigl. Hauptquartier ſtand, wel-
ches vorher in Duͤrkheim geweſen war. Wir bra-
chen Abends auf, marſchierten durch Renſtadt und
kamen fruͤh gegen 4 Uhr in Maykammer an.
Es war gerade das Feſt der Himmelfahrt Ma-
riaͤ. Ich ging in die Kirche, blos zum Zeitver-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/450>, abgerufen am 25.11.2024.
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