Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.für die Flöte verfertigte, wurde mir diese Arbeit Als Metternich in der nämlichen Absicht *) Die höchsten Gerichtsstellen in Preußen denken anders, den-
ken menschlicher. Es ist weltkundig, daß D. Bahrdt wäh- rend seiner einjährigen Gefangenschaft auf der Citadelle [ - 2 Zeichen fehlen] Magdeburg mit Erlaubniß der Regierung seine Lebens- und selbst seine Gefängniß-Geschichte schrieb, wie auch, außer Alvaro und Ala Lama, das Wort, deutsch gesprochen mit dem Ritter von Zimmermann. Das alles war für Bahrdts Oekonomie und mehr zur Un- terhaltung als Belehrung, und doch gönnten die höchsten Ge- richtsstellen in Preußen das eine dem Verfasser, und das andere dem Publikum, ohne die mindeste Beschränkung der Publicität und der Presse. Und eine Churmainzische Regie- rung, die soviel von Patriotismus spricht, eine erzbischöfliche, die auch keine Spur von Christus-Sinn zu haben scheint, hält eine äußerst gemeinnützige Abhandlung für eine Arbeit, die einem Arrestanten nicht gebühre? -- Gott behüte uns für solche Convenienz-Richter!!! Ein Mehreres, was hiehin ge- hört, findet man in der Vorrede zu der Sammlung er- baulicher Gedichte -- S. 82. ff. fuͤr die Floͤte verfertigte, wurde mir dieſe Arbeit Als Metternich in der naͤmlichen Abſicht *) Die hoͤchſten Gerichtsſtellen in Preußen denken anders, den-
ken menſchlicher. Es iſt weltkundig, daß D. Bahrdt waͤh- rend ſeiner einjaͤhrigen Gefangenſchaft auf der Citadelle [ – 2 Zeichen fehlen] Magdeburg mit Erlaubniß der Regierung ſeine Lebens- und ſelbſt ſeine Gefaͤngniß-Geſchichte ſchrieb, wie auch, außer Alvaro und Ala Lama, das Wort, deutſch geſprochen mit dem Ritter von Zimmermann. Das alles war fuͤr Bahrdts Oekonomie und mehr zur Un- terhaltung als Belehrung, und doch goͤnnten die hoͤchſten Ge- richtsſtellen in Preußen das eine dem Verfaſſer, und das andere dem Publikum, ohne die mindeſte Beſchraͤnkung der Publicitaͤt und der Preſſe. Und eine Churmainziſche Regie- rung, die ſoviel von Patriotismus ſpricht, eine erzbiſchoͤfliche, die auch keine Spur von Chriſtus-Sinn zu haben ſcheint, haͤlt eine aͤußerſt gemeinnuͤtzige Abhandlung fuͤr eine Arbeit, die einem Arreſtanten nicht gebuͤhre? — Gott behuͤte uns fuͤr ſolche Convenienz-Richter!!! Ein Mehreres, was hiehin ge- hoͤrt, findet man in der Vorrede zu der Sammlung er- baulicher Gedichte — S. 82. ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0433" n="421"/> fuͤr die Floͤte verfertigte, wurde mir dieſe Arbeit<lb/> von dem ehemaligen Commiſſarius, Hn. Regie-<lb/> rungsrath <hi rendition="#g">Streker</hi>, in derben Ausdruͤcken ver-<lb/> wieſen, und bedeutet: man habe ſolches nach<lb/> Mainz eingeſchickt. Ich habe dies mein Eigen-<lb/> thum nie zuruͤck erhalten.</p><lb/> <p>Als <hi rendition="#g">Metternich</hi> in der naͤmlichen Abſicht<lb/> eine Abhandlung uͤber Holz-Erſparniß fuͤr Prof.<lb/><hi rendition="#g">Grens</hi> Journal der Phyſik bearbeitete, und ſie<lb/> der Commiſſion uͤbergab, erhielt er ſie mit der Er-<lb/> klaͤrung zuruͤck: daß die Churfuͤrſtl. Regierung in<lb/> Mainz hierauf erklaͤrt habe, wie es Arreſtanten<lb/> nicht gebuͤhre, Abhandlungen zu ſchreiben und ſolche<lb/> in Druck zu geben.<note place="foot" n="*)">Die hoͤchſten Gerichtsſtellen in <hi rendition="#g">Preußen</hi> denken anders, den-<lb/> ken menſchlicher. Es iſt weltkundig, daß D. <hi rendition="#g">Bahrdt</hi> waͤh-<lb/> rend ſeiner einjaͤhrigen Gefangenſchaft auf der Citadelle <gap unit="chars" quantity="2"/><lb/> Magdeburg mit Erlaubniß der Regierung ſeine <hi rendition="#g">Lebens</hi>- und<lb/> ſelbſt ſeine <hi rendition="#g">Gefaͤngniß</hi>-<hi rendition="#g">Geſchichte</hi> ſchrieb, wie auch,<lb/> außer <hi rendition="#g">Alvaro</hi> und <hi rendition="#g">Ala Lama</hi>, das <hi rendition="#g">Wort</hi>, <hi rendition="#g">deutſch<lb/> geſprochen mit dem Ritter von Zimmermann</hi>.<lb/> Das alles war fuͤr <hi rendition="#g">Bahrdts</hi> Oekonomie und mehr zur Un-<lb/> terhaltung als Belehrung, und doch goͤnnten die hoͤchſten Ge-<lb/> richtsſtellen in <hi rendition="#g">Preußen</hi> das eine dem Verfaſſer, und das<lb/> andere dem Publikum, ohne die mindeſte Beſchraͤnkung der<lb/> Publicitaͤt und der Preſſe. Und eine Churmainziſche Regie-<lb/> rung, die ſoviel von Patriotismus ſpricht, eine erzbiſchoͤfliche,<lb/> die auch keine Spur von Chriſtus-Sinn zu haben ſcheint, haͤlt<lb/> eine aͤußerſt gemeinnuͤtzige Abhandlung fuͤr eine Arbeit, die<lb/> einem Arreſtanten nicht gebuͤhre? — Gott behuͤte uns fuͤr<lb/> ſolche Convenienz-Richter!!! Ein Mehreres, was hiehin ge-<lb/> hoͤrt, findet man in der Vorrede zu der <hi rendition="#g">Sammlung er</hi>-<lb/><hi rendition="#g">baulicher Gedichte</hi> — S. 82. ff.</note></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [421/0433]
fuͤr die Floͤte verfertigte, wurde mir dieſe Arbeit
von dem ehemaligen Commiſſarius, Hn. Regie-
rungsrath Streker, in derben Ausdruͤcken ver-
wieſen, und bedeutet: man habe ſolches nach
Mainz eingeſchickt. Ich habe dies mein Eigen-
thum nie zuruͤck erhalten.
Als Metternich in der naͤmlichen Abſicht
eine Abhandlung uͤber Holz-Erſparniß fuͤr Prof.
Grens Journal der Phyſik bearbeitete, und ſie
der Commiſſion uͤbergab, erhielt er ſie mit der Er-
klaͤrung zuruͤck: daß die Churfuͤrſtl. Regierung in
Mainz hierauf erklaͤrt habe, wie es Arreſtanten
nicht gebuͤhre, Abhandlungen zu ſchreiben und ſolche
in Druck zu geben. *)
*) Die hoͤchſten Gerichtsſtellen in Preußen denken anders, den-
ken menſchlicher. Es iſt weltkundig, daß D. Bahrdt waͤh-
rend ſeiner einjaͤhrigen Gefangenſchaft auf der Citadelle __
Magdeburg mit Erlaubniß der Regierung ſeine Lebens- und
ſelbſt ſeine Gefaͤngniß-Geſchichte ſchrieb, wie auch,
außer Alvaro und Ala Lama, das Wort, deutſch
geſprochen mit dem Ritter von Zimmermann.
Das alles war fuͤr Bahrdts Oekonomie und mehr zur Un-
terhaltung als Belehrung, und doch goͤnnten die hoͤchſten Ge-
richtsſtellen in Preußen das eine dem Verfaſſer, und das
andere dem Publikum, ohne die mindeſte Beſchraͤnkung der
Publicitaͤt und der Preſſe. Und eine Churmainziſche Regie-
rung, die ſoviel von Patriotismus ſpricht, eine erzbiſchoͤfliche,
die auch keine Spur von Chriſtus-Sinn zu haben ſcheint, haͤlt
eine aͤußerſt gemeinnuͤtzige Abhandlung fuͤr eine Arbeit, die
einem Arreſtanten nicht gebuͤhre? — Gott behuͤte uns fuͤr
ſolche Convenienz-Richter!!! Ein Mehreres, was hiehin ge-
hoͤrt, findet man in der Vorrede zu der Sammlung er-
baulicher Gedichte — S. 82. ff.
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Zitationshilfe: | Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/433>, abgerufen am 07.07.2024. |