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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Menschheit, der die Würde des Menschen vergißt, *)
die beschwornen Grundsätze der Freiheit in der Ge-
fangenschaft verläugnet, die menschliche Hoheit ent-
heiliget und sich vor einem politischen Phantom ernie-
driget, indem er das die Schöpfung entehrende Wort
Gnade in seinen Mund aufnimmt und das er-
bettelt, was jeder gerechte Regent nach den Ge-
setzen im Wege Rechtens zu geben schuldig ist.

Wir sind Weltbürger, Republikaner, franzö-
sische Geißeln, nicht von jenen Viehmenschen, die
ein deutscher Dichter besingt **) und von denen man
fühllosen Gehorsam erzwingen kann. Dem Gesetz
der Vernunft und dem allgemeinen Völkerrecht,
das auch die ungesittesten Völker in Afrika zu ver-
ehren anfangen, sind wir Gehorsam, aber nicht
den Menschen schuldig. --

Voß.


*) Zielt auf Mentß, den Verfasser des Bürgerfreund[s]
zur Zeit der Custiniade, und auf Böhmer, der sich erklart
hatte, in Deutschland bleiben zu wollen, der Collegen denun-
[z]iirt und eine Untersuchungs-Commi[s]sion verlangt, aber nicht
erhalten hatte.
**)
Ihr, die zum Viehmenschen entwürdiget,
Unmenschen, ihr trotzet noch jezt?
Ihr [K]raft, wo ein Gedank' ertönt,
Und erzwingt fühllosen Gehorsam? --
Mit Waffen in den Kampf
Für Freyheit und für Recht!
Naht Bürger, naht; bebt Miethlingsschwarme,
Entflieht, oder sterbt!

Menſchheit, der die Wuͤrde des Menſchen vergißt, *)
die beſchwornen Grundſaͤtze der Freiheit in der Ge-
fangenſchaft verlaͤugnet, die menſchliche Hoheit ent-
heiliget und ſich vor einem politiſchen Phantom ernie-
driget, indem er das die Schoͤpfung entehrende Wort
Gnade in ſeinen Mund aufnimmt und das er-
bettelt, was jeder gerechte Regent nach den Ge-
ſetzen im Wege Rechtens zu geben ſchuldig iſt.

Wir ſind Weltbuͤrger, Republikaner, franzoͤ-
ſiſche Geißeln, nicht von jenen Viehmenſchen, die
ein deutſcher Dichter beſingt **) und von denen man
fuͤhlloſen Gehorſam erzwingen kann. Dem Geſetz
der Vernunft und dem allgemeinen Voͤlkerrecht,
das auch die ungeſitteſten Voͤlker in Afrika zu ver-
ehren anfangen, ſind wir Gehorſam, aber nicht
den Menſchen ſchuldig. —

Voß.


*) Zielt auf Mentß, den Verfaſſer des Buͤrgerfreund[s]
zur Zeit der Cuſtiniade, und auf Boͤhmer, der ſich erklart
hatte, in Deutſchland bleiben zu wollen, der Collegen denun-
[z]iirt und eine Unterſuchungs-Commi[ſ]ſion verlangt, aber nicht
erhalten hatte.
**)
Ihr, die zum Viehmenſchen entwuͤrdiget,
Unmenſchen, ihr trotzet noch jezt?
Ihr [K]raft, wo ein Gedank' ertoͤnt,
Und erzwingt fuͤhlloſen Gehorſam? —
Mit Waffen in den Kampf
Fuͤr Freyheit und fuͤr Recht!
Naht Buͤrger, naht; bebt Miethlingsſchwarme,
Entflieht, oder ſterbt!
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[419/0431] Menſchheit, der die Wuͤrde des Menſchen vergißt, *) die beſchwornen Grundſaͤtze der Freiheit in der Ge- fangenſchaft verlaͤugnet, die menſchliche Hoheit ent- heiliget und ſich vor einem politiſchen Phantom ernie- driget, indem er das die Schoͤpfung entehrende Wort Gnade in ſeinen Mund aufnimmt und das er- bettelt, was jeder gerechte Regent nach den Ge- ſetzen im Wege Rechtens zu geben ſchuldig iſt. Wir ſind Weltbuͤrger, Republikaner, franzoͤ- ſiſche Geißeln, nicht von jenen Viehmenſchen, die ein deutſcher Dichter beſingt **) und von denen man fuͤhlloſen Gehorſam erzwingen kann. Dem Geſetz der Vernunft und dem allgemeinen Voͤlkerrecht, das auch die ungeſitteſten Voͤlker in Afrika zu ver- ehren anfangen, ſind wir Gehorſam, aber nicht den Menſchen ſchuldig. — Voß. *) Zielt auf Mentß, den Verfaſſer des Buͤrgerfreunds zur Zeit der Cuſtiniade, und auf Boͤhmer, der ſich erklart hatte, in Deutſchland bleiben zu wollen, der Collegen denun- ziirt und eine Unterſuchungs-Commiſſion verlangt, aber nicht erhalten hatte. **) Ihr, die zum Viehmenſchen entwuͤrdiget, Unmenſchen, ihr trotzet noch jezt? Ihr Kraft, wo ein Gedank' ertoͤnt, Und erzwingt fuͤhlloſen Gehorſam? — Mit Waffen in den Kampf Fuͤr Freyheit und fuͤr Recht! Naht Buͤrger, naht; bebt Miethlingsſchwarme, Entflieht, oder ſterbt!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/431>, abgerufen am 25.11.2024.