Menschheit, der die Würde des Menschen vergißt, *) die beschwornen Grundsätze der Freiheit in der Ge- fangenschaft verläugnet, die menschliche Hoheit ent- heiliget und sich vor einem politischen Phantom ernie- driget, indem er das die Schöpfung entehrende Wort Gnade in seinen Mund aufnimmt und das er- bettelt, was jeder gerechte Regent nach den Ge- setzen im Wege Rechtens zu geben schuldig ist.
Wir sind Weltbürger, Republikaner, franzö- sische Geißeln, nicht von jenen Viehmenschen, die ein deutscher Dichter besingt **) und von denen man fühllosen Gehorsam erzwingen kann. Dem Gesetz der Vernunft und dem allgemeinen Völkerrecht, das auch die ungesittesten Völker in Afrika zu ver- ehren anfangen, sind wir Gehorsam, aber nicht den Menschen schuldig. --
Voß.
*) Zielt auf Mentß, den Verfasser des Bürgerfreund[s] zur Zeit der Custiniade, und auf Böhmer, der sich erklart hatte, in Deutschland bleiben zu wollen, der Collegen denun- [z]iirt und eine Untersuchungs-Commi[s]sion verlangt, aber nicht erhalten hatte.
**)
Ihr, die zum Viehmenschen entwürdiget, Unmenschen, ihr trotzet noch jezt? Ihr [K]raft, wo ein Gedank' ertönt, Und erzwingt fühllosen Gehorsam? -- Mit Waffen in den Kampf Für Freyheit und für Recht! Naht Bürger, naht; bebt Miethlingsschwarme, Entflieht, oder sterbt!
Menſchheit, der die Wuͤrde des Menſchen vergißt, *) die beſchwornen Grundſaͤtze der Freiheit in der Ge- fangenſchaft verlaͤugnet, die menſchliche Hoheit ent- heiliget und ſich vor einem politiſchen Phantom ernie- driget, indem er das die Schoͤpfung entehrende Wort Gnade in ſeinen Mund aufnimmt und das er- bettelt, was jeder gerechte Regent nach den Ge- ſetzen im Wege Rechtens zu geben ſchuldig iſt.
Wir ſind Weltbuͤrger, Republikaner, franzoͤ- ſiſche Geißeln, nicht von jenen Viehmenſchen, die ein deutſcher Dichter beſingt **) und von denen man fuͤhlloſen Gehorſam erzwingen kann. Dem Geſetz der Vernunft und dem allgemeinen Voͤlkerrecht, das auch die ungeſitteſten Voͤlker in Afrika zu ver- ehren anfangen, ſind wir Gehorſam, aber nicht den Menſchen ſchuldig. —
Voß.
*) Zielt auf Mentß, den Verfaſſer des Buͤrgerfreund[s] zur Zeit der Cuſtiniade, und auf Boͤhmer, der ſich erklart hatte, in Deutſchland bleiben zu wollen, der Collegen denun- [z]iirt und eine Unterſuchungs-Commi[ſ]ſion verlangt, aber nicht erhalten hatte.
**)
Ihr, die zum Viehmenſchen entwuͤrdiget, Unmenſchen, ihr trotzet noch jezt? Ihr [K]raft, wo ein Gedank' ertoͤnt, Und erzwingt fuͤhlloſen Gehorſam? — Mit Waffen in den Kampf Fuͤr Freyheit und fuͤr Recht! Naht Buͤrger, naht; bebt Miethlingsſchwarme, Entflieht, oder ſterbt!
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Menſchheit, der die Wuͤrde des Menſchen vergißt, *)
die beſchwornen Grundſaͤtze der Freiheit in der Ge-
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heiliget und ſich vor einem politiſchen Phantom ernie-
driget, indem er das die Schoͤpfung entehrende Wort
Gnade in ſeinen Mund aufnimmt und das er-
bettelt, was jeder gerechte Regent nach den Ge-
ſetzen im Wege Rechtens zu geben ſchuldig iſt.
Wir ſind Weltbuͤrger, Republikaner, franzoͤ-
ſiſche Geißeln, nicht von jenen Viehmenſchen, die
ein deutſcher Dichter beſingt **) und von denen man
fuͤhlloſen Gehorſam erzwingen kann. Dem Geſetz
der Vernunft und dem allgemeinen Voͤlkerrecht,
das auch die ungeſitteſten Voͤlker in Afrika zu ver-
ehren anfangen, ſind wir Gehorſam, aber nicht
den Menſchen ſchuldig. —
Voß.
*) Zielt auf Mentß, den Verfaſſer des Buͤrgerfreunds
zur Zeit der Cuſtiniade, und auf Boͤhmer, der ſich erklart
hatte, in Deutſchland bleiben zu wollen, der Collegen denun-
ziirt und eine Unterſuchungs-Commiſſion verlangt, aber nicht
erhalten hatte.
**) Ihr, die zum Viehmenſchen entwuͤrdiget,
Unmenſchen, ihr trotzet noch jezt?
Ihr Kraft, wo ein Gedank' ertoͤnt,
Und erzwingt fuͤhlloſen Gehorſam? —
Mit Waffen in den Kampf
Fuͤr Freyheit und fuͤr Recht!
Naht Buͤrger, naht; bebt Miethlingsſchwarme,
Entflieht, oder ſterbt!
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/431>, abgerufen am 07.07.2024.
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