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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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ner Inquisition vorschreite, ohne eben damit die
Vorfrage einzuräumen: ob wir hier kompetende
Richter anerkennen müssen.

Da endlich die Bewegung in freier Luft und
zugleich die Entbretterung eines Fensters in jedem
Zimmer, und zwar lezteres unter der Bedingung
gestattet wurde, daß sämtliche Geißeln für ihr
Geld eiserne Stangen vor diese zwei Fenster machen
ließen: so fing man an, nebst diesem Lebensgenuß
uns noch den Zusammentritt aus beiden Zimmern
zu zulassen und die lächerliche Begleitung nach dem
Abtritt einzustellen. -- Mehrere von uns beschäf-
tigten sich mit Musik, und die gewöhnliche Abends-
erholung war eine Art Konzert. Dieß dauerte
fort, bis Lever seine Beschwerden wegen erlit-
tener mehrerer Kränkungen am 19ten vorigen Mo-
nats übergab. Eine hohe Regierung wird aus dem
Inhalt dieser Beschwerden, und aus den beigefüg-
ten Beweisen, die an die Kurfürstliche Regierung
in Mainz gestellt war, ersehen haben, daß Krän-
kungen von der Art nur von Leuten können ertra-
gen werden, die entweder des Hudelns gewohnt
sind, oder denen Vertheidigung zum Verbrechen an-
gerechnet wird, und die in dieser Hinsicht das
Schweigen dem lauten, aber vergeblichen Anruf
der Gerechtigkeit vorziehen. -- Im Vorbeigehen
wird hier erinnert, daß Lever auf vier Vorstel-

ner Inquiſition vorſchreite, ohne eben damit die
Vorfrage einzuraͤumen: ob wir hier kompetende
Richter anerkennen muͤſſen.

Da endlich die Bewegung in freier Luft und
zugleich die Entbretterung eines Fenſters in jedem
Zimmer, und zwar lezteres unter der Bedingung
geſtattet wurde, daß ſaͤmtliche Geißeln fuͤr ihr
Geld eiſerne Stangen vor dieſe zwei Fenſter machen
ließen: ſo fing man an, nebſt dieſem Lebensgenuß
uns noch den Zuſammentritt aus beiden Zimmern
zu zulaſſen und die laͤcherliche Begleitung nach dem
Abtritt einzuſtellen. — Mehrere von uns beſchaͤf-
tigten ſich mit Muſik, und die gewoͤhnliche Abends-
erholung war eine Art Konzert. Dieß dauerte
fort, bis Lever ſeine Beſchwerden wegen erlit-
tener mehrerer Kraͤnkungen am 19ten vorigen Mo-
nats uͤbergab. Eine hohe Regierung wird aus dem
Inhalt dieſer Beſchwerden, und aus den beigefuͤg-
ten Beweiſen, die an die Kurfuͤrſtliche Regierung
in Mainz geſtellt war, erſehen haben, daß Kraͤn-
kungen von der Art nur von Leuten koͤnnen ertra-
gen werden, die entweder des Hudelns gewohnt
ſind, oder denen Vertheidigung zum Verbrechen an-
gerechnet wird, und die in dieſer Hinſicht das
Schweigen dem lauten, aber vergeblichen Anruf
der Gerechtigkeit vorziehen. — Im Vorbeigehen
wird hier erinnert, daß Lever auf vier Vorſtel-

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[403/0415] ner Inquiſition vorſchreite, ohne eben damit die Vorfrage einzuraͤumen: ob wir hier kompetende Richter anerkennen muͤſſen. Da endlich die Bewegung in freier Luft und zugleich die Entbretterung eines Fenſters in jedem Zimmer, und zwar lezteres unter der Bedingung geſtattet wurde, daß ſaͤmtliche Geißeln fuͤr ihr Geld eiſerne Stangen vor dieſe zwei Fenſter machen ließen: ſo fing man an, nebſt dieſem Lebensgenuß uns noch den Zuſammentritt aus beiden Zimmern zu zulaſſen und die laͤcherliche Begleitung nach dem Abtritt einzuſtellen. — Mehrere von uns beſchaͤf- tigten ſich mit Muſik, und die gewoͤhnliche Abends- erholung war eine Art Konzert. Dieß dauerte fort, bis Lever ſeine Beſchwerden wegen erlit- tener mehrerer Kraͤnkungen am 19ten vorigen Mo- nats uͤbergab. Eine hohe Regierung wird aus dem Inhalt dieſer Beſchwerden, und aus den beigefuͤg- ten Beweiſen, die an die Kurfuͤrſtliche Regierung in Mainz geſtellt war, erſehen haben, daß Kraͤn- kungen von der Art nur von Leuten koͤnnen ertra- gen werden, die entweder des Hudelns gewohnt ſind, oder denen Vertheidigung zum Verbrechen an- gerechnet wird, und die in dieſer Hinſicht das Schweigen dem lauten, aber vergeblichen Anruf der Gerechtigkeit vorziehen. — Im Vorbeigehen wird hier erinnert, daß Lever auf vier Vorſtel-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/415>, abgerufen am 25.11.2024.