titudine compotum laude frustratur, wie Livius über die spolia opima sich ausdrückt.
Weil ich doch hier von Orden rede, so will ich zugleich der Medaillons gedenken, welche bey Maynz anfingen ausgetheilt zu werden. Es wa- ren goldene und silberne Denkmünzen, mit der Aufschrift: Verdienst um den Staat, und sollten jenen Unteroffizieren und Soldaten zu Theil werden, welche sich besonders auszeichnen würden. Die Oestreicher hatten schon seit dem Türkenkriege, wo Kaiser JosephII. das Ding aufbrachte, der- gleichen Medaillen, aber mit vermehrtem Trakta- ment: allein bey den Preußen bleibt ein so bezier- ter Achtgroschen-Mann, wie einst ein Soldat sich darüber ausdrückte, immer ein Achtgroschen-Mann wie vorher: da soll blos die Ehre gelten, und das Verdienst belohnen.
Ueberhaupt haben diese Medaillons wenig ge- nuzt, aber durch erregte Eifersucht und Uneinig- keit desto mehr geschadet. Es war dieses ganz na- türlich. Mancher oder vielmehr die meisten erhiel- ten die Medaillen aus Gunst; weil sie bey den Of- fizieren gut stunden, ihnen kalefakterten, u. dgl. wie der Majors-Bediente, der bald nachher doch zum Henker lief. Dieser Umstand brachte indeß so viel zu Wege, daß die bemedaillirten Bursche von den Uebrigen verachtet und gehaßt wurden.
titudine compotum laude fruſtratur, wie Livius uͤber die ſpolia opima ſich ausdruͤckt.
Weil ich doch hier von Orden rede, ſo will ich zugleich der Medaillons gedenken, welche bey Maynz anfingen ausgetheilt zu werden. Es wa- ren goldene und ſilberne Denkmuͤnzen, mit der Aufſchrift: Verdienſt um den Staat, und ſollten jenen Unteroffizieren und Soldaten zu Theil werden, welche ſich beſonders auszeichnen wuͤrden. Die Oeſtreicher hatten ſchon ſeit dem Tuͤrkenkriege, wo Kaiſer JoſephII. das Ding aufbrachte, der- gleichen Medaillen, aber mit vermehrtem Trakta- ment: allein bey den Preußen bleibt ein ſo bezier- ter Achtgroſchen-Mann, wie einſt ein Soldat ſich daruͤber ausdruͤckte, immer ein Achtgroſchen-Mann wie vorher: da ſoll blos die Ehre gelten, und das Verdienſt belohnen.
Ueberhaupt haben dieſe Medaillons wenig ge- nuzt, aber durch erregte Eiferſucht und Uneinig- keit deſto mehr geſchadet. Es war dieſes ganz na- tuͤrlich. Mancher oder vielmehr die meiſten erhiel- ten die Medaillen aus Gunſt; weil ſie bey den Of- fizieren gut ſtunden, ihnen kalefakterten, u. dgl. wie der Majors-Bediente, der bald nachher doch zum Henker lief. Dieſer Umſtand brachte indeß ſo viel zu Wege, daß die bemedaillirten Burſche von den Uebrigen verachtet und gehaßt wurden.
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titudine compotum laude fruſtratur, wie Livius
uͤber die ſpolia opima ſich ausdruͤckt.
Weil ich doch hier von Orden rede, ſo will ich
zugleich der Medaillons gedenken, welche bey
Maynz anfingen ausgetheilt zu werden. Es wa-
ren goldene und ſilberne Denkmuͤnzen, mit der
Aufſchrift: Verdienſt um den Staat, und
ſollten jenen Unteroffizieren und Soldaten zu Theil
werden, welche ſich beſonders auszeichnen wuͤrden.
Die Oeſtreicher hatten ſchon ſeit dem Tuͤrkenkriege,
wo Kaiſer Joſeph II. das Ding aufbrachte, der-
gleichen Medaillen, aber mit vermehrtem Trakta-
ment: allein bey den Preußen bleibt ein ſo bezier-
ter Achtgroſchen-Mann, wie einſt ein Soldat ſich
daruͤber ausdruͤckte, immer ein Achtgroſchen-Mann
wie vorher: da ſoll blos die Ehre gelten, und das
Verdienſt belohnen.
Ueberhaupt haben dieſe Medaillons wenig ge-
nuzt, aber durch erregte Eiferſucht und Uneinig-
keit deſto mehr geſchadet. Es war dieſes ganz na-
tuͤrlich. Mancher oder vielmehr die meiſten erhiel-
ten die Medaillen aus Gunſt; weil ſie bey den Of-
fizieren gut ſtunden, ihnen kalefakterten, u. dgl.
wie der Majors-Bediente, der bald nachher doch
zum Henker lief. Dieſer Umſtand brachte indeß
ſo viel zu Wege, daß die bemedaillirten Burſche
von den Uebrigen verachtet und gehaßt wurden.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/387>, abgerufen am 25.11.2024.
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