anschleichen konnten, so hätte man sowohl am Tage als besonders bey der Nacht, vom Chaussee-Hause an bis nach Bretzenheim eine starke Wachtlinie zie- hen sollen, und daselbst fleißig patrouilliren. Aber freilich, man fürchtete keinen Ausfall, und zog daher auch sogar ein Piket, welches gleich von An- fang der Blokade in die Kapelle zwischen Marien- born und Bretzenheim gestellt war, als unnöthig und überflüßig ein. Jederman, der von diesem Ueberfall gehörig unterrichtet ist, und nur einige taktische Kenntnisse hat, muß gestehen, daß dabey von unsrer Seite eine arge Nachläßigkeit begangen ist, wenn man auch annimmt, daß man sich durch keine Art von Furcht von der Sicherheit abbringen ließ, worin man in Absicht der Franzosen und ih- rer Thätigkeit stand. Denn Furcht und Wachsam- keit ist im Kriege, zumal bey einer Belagerung, die Mutter der Sicherheit für sich und seine Plane. Um diesen Fehler von uns abzuwälzen, heißt es im I. B. des Magazius der neuesten Kriegsbe- gebenheiten S. 60: "Der kommandirende Gene- ral, Graf von Kalkreuth befahl, daß eine verhältnißmäßige Anzahl Bauren in dieser Nacht vorangehen und das Getraide abmähen sollten; den Kavallerie-Feldwachten wurde sogleich ange- deutet, diese Leute ohne Geräusch paß[ - 1 Zeichen fehlt] und repas- siren zu lassen, damit kein feindliches Feuer NB! auf
anſchleichen konnten, ſo haͤtte man ſowohl am Tage als beſonders bey der Nacht, vom Chauſſee-Hauſe an bis nach Bretzenheim eine ſtarke Wachtlinie zie- hen ſollen, und daſelbſt fleißig patrouilliren. Aber freilich, man fuͤrchtete keinen Ausfall, und zog daher auch ſogar ein Piket, welches gleich von An- fang der Blokade in die Kapelle zwiſchen Marien- born und Bretzenheim geſtellt war, als unnoͤthig und uͤberfluͤßig ein. Jederman, der von dieſem Ueberfall gehoͤrig unterrichtet iſt, und nur einige taktiſche Kenntniſſe hat, muß geſtehen, daß dabey von unſrer Seite eine arge Nachlaͤßigkeit begangen iſt, wenn man auch annimmt, daß man ſich durch keine Art von Furcht von der Sicherheit abbringen ließ, worin man in Abſicht der Franzoſen und ih- rer Thaͤtigkeit ſtand. Denn Furcht und Wachſam- keit iſt im Kriege, zumal bey einer Belagerung, die Mutter der Sicherheit fuͤr ſich und ſeine Plane. Um dieſen Fehler von uns abzuwaͤlzen, heißt es im I. B. des Magazius der neueſten Kriegsbe- gebenheiten S. 60: „Der kommandirende Gene- ral, Graf von Kalkreuth befahl, daß eine verhaͤltnißmaͤßige Anzahl Bauren in dieſer Nacht vorangehen und das Getraide abmaͤhen ſollten; den Kavallerie-Feldwachten wurde ſogleich ange- deutet, dieſe Leute ohne Geraͤuſch paß[ – 1 Zeichen fehlt] und repaſ- ſiren zu laſſen, damit kein feindliches Feuer NB! auf
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anſchleichen konnten, ſo haͤtte man ſowohl am Tage
als beſonders bey der Nacht, vom Chauſſee-Hauſe
an bis nach Bretzenheim eine ſtarke Wachtlinie zie-
hen ſollen, und daſelbſt fleißig patrouilliren. Aber
freilich, man fuͤrchtete keinen Ausfall, und zog
daher auch ſogar ein Piket, welches gleich von An-
fang der Blokade in die Kapelle zwiſchen Marien-
born und Bretzenheim geſtellt war, als unnoͤthig
und uͤberfluͤßig ein. Jederman, der von dieſem
Ueberfall gehoͤrig unterrichtet iſt, und nur einige
taktiſche Kenntniſſe hat, muß geſtehen, daß dabey
von unſrer Seite eine arge Nachlaͤßigkeit begangen
iſt, wenn man auch annimmt, daß man ſich durch
keine Art von Furcht von der Sicherheit abbringen
ließ, worin man in Abſicht der Franzoſen und ih-
rer Thaͤtigkeit ſtand. Denn Furcht und Wachſam-
keit iſt im Kriege, zumal bey einer Belagerung,
die Mutter der Sicherheit fuͤr ſich und ſeine Plane.
Um dieſen Fehler von uns abzuwaͤlzen, heißt es
im I. B. des Magazius der neueſten Kriegsbe-
gebenheiten S. 60: „Der kommandirende Gene-
ral, Graf von Kalkreuth befahl, daß eine
verhaͤltnißmaͤßige Anzahl Bauren in dieſer Nacht
vorangehen und das Getraide abmaͤhen ſollten;
den Kavallerie-Feldwachten wurde ſogleich ange-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/383>, abgerufen am 22.11.2024.
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