ihn wieder zu sehen, und doch hielt er Wort: ich hatte aber die Anstalt getroffen, daß man in mei- nem Zelte sagen mußte, ich schliefe, und dürfte jezt nicht geweckt werden. Er mogte merken, daß dieses absichtlich gesagt wurde, und führte sich ab. Nach dieser Zeit habe ich nichts mehr von ihm gehört. Auch meine gute Mutter, die mich bald hernach auch im Lager bey Maynz besuchte, er- wähnte seiner mit keinem Worte: Sie wußte unser Verhältniß. -- Es ist sehr traurig für mich, daß ich so isolirt in der Welt seyn muß! Doch Tu ne cede inalis, sed contra audentior ito! Ist gleich meine ganze Verwandtschaft, so zu sagen, für mich wie todt, so giebt es doch noch Männer, die es schmerzt, wenn mir es übel geht, und die sich mehr als brüderlich freuen würden, wenn wahres dauerhaftes Glück für mich noch mög- lich wäre. Das aber ist immer Trost für mich, und erleichtert mir die kummervollen Augenblicke, welche mir die Betrachtung meiner Schicksale und meiner verdüsternden Verirrungen verursacht, und welche weit häufiger seyn würden, wenn ich nicht mit Fleiß, und so gut es gehen will, alle, leider, nichts fruchtende Betrachtungen entfernte, wodurch die Seele nur kränker wird. Ich habe durch vieler- ley Zufälle, die mich betroffen haben, und in sehr
Dritter Theil. Aa
ihn wieder zu ſehen, und doch hielt er Wort: ich hatte aber die Anſtalt getroffen, daß man in mei- nem Zelte ſagen mußte, ich ſchliefe, und duͤrfte jezt nicht geweckt werden. Er mogte merken, daß dieſes abſichtlich geſagt wurde, und fuͤhrte ſich ab. Nach dieſer Zeit habe ich nichts mehr von ihm gehoͤrt. Auch meine gute Mutter, die mich bald hernach auch im Lager bey Maynz beſuchte, er- waͤhnte ſeiner mit keinem Worte: Sie wußte unſer Verhaͤltniß. — Es iſt ſehr traurig fuͤr mich, daß ich ſo iſolirt in der Welt ſeyn muß! Doch Tu ne cede inalis, ſed contra audentior ito! Iſt gleich meine ganze Verwandtſchaft, ſo zu ſagen, fuͤr mich wie todt, ſo giebt es doch noch Maͤnner, die es ſchmerzt, wenn mir es uͤbel geht, und die ſich mehr als bruͤderlich freuen wuͤrden, wenn wahres dauerhaftes Gluͤck fuͤr mich noch moͤg- lich waͤre. Das aber iſt immer Troſt fuͤr mich, und erleichtert mir die kummervollen Augenblicke, welche mir die Betrachtung meiner Schickſale und meiner verduͤſternden Verirrungen verurſacht, und welche weit haͤufiger ſeyn wuͤrden, wenn ich nicht mit Fleiß, und ſo gut es gehen will, alle, leider, nichts fruchtende Betrachtungen entfernte, wodurch die Seele nur kraͤnker wird. Ich habe durch vieler- ley Zufaͤlle, die mich betroffen haben, und in ſehr
Dritter Theil. Aa
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ihn wieder zu ſehen, und doch hielt er Wort: ich
hatte aber die Anſtalt getroffen, daß man in mei-
nem Zelte ſagen mußte, ich ſchliefe, und duͤrfte
jezt nicht geweckt werden. Er mogte merken,
daß dieſes abſichtlich geſagt wurde, und fuͤhrte ſich
ab. Nach dieſer Zeit habe ich nichts mehr von ihm
gehoͤrt. Auch meine gute Mutter, die mich bald
hernach auch im Lager bey Maynz beſuchte, er-
waͤhnte ſeiner mit keinem Worte: Sie wußte unſer
Verhaͤltniß. — Es iſt ſehr traurig fuͤr mich, daß
ich ſo iſolirt in der Welt ſeyn muß! Doch
Tu ne cede inalis, ſed contra audentior ito!
Iſt gleich meine ganze Verwandtſchaft, ſo zu
ſagen, fuͤr mich wie todt, ſo giebt es doch noch
Maͤnner, die es ſchmerzt, wenn mir es uͤbel geht,
und die ſich mehr als bruͤderlich freuen wuͤrden,
wenn wahres dauerhaftes Gluͤck fuͤr mich noch moͤg-
lich waͤre. Das aber iſt immer Troſt fuͤr mich,
und erleichtert mir die kummervollen Augenblicke,
welche mir die Betrachtung meiner Schickſale und
meiner verduͤſternden Verirrungen verurſacht, und
welche weit haͤufiger ſeyn wuͤrden, wenn ich nicht
mit Fleiß, und ſo gut es gehen will, alle, leider,
nichts fruchtende Betrachtungen entfernte, wodurch
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/381>, abgerufen am 25.11.2024.
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