wenn so ein Ungewitter in seiner Nähe schwebt, be- sonders die, welche auf 6, 8, 10 bis 12 Stunden von einer belagerten Festung zu Hause sind. Soll- ten sie aber demohngeachtet doch arbeiten, so sollte man den armen Leuten wenigstens Tagelohn geben. Ich habe bey Maynz und bey Landau arme Leute arbeiten sehen, welche in 24 Stunden nichts essen konnten, weil ihr Vorrath alle war, und sie keinen Kreuzer Geld hatten.
Daß man die armen Bauren bey solchen Arbei- ten auch noch mishandelt, davon bin ich selbst Zeuge gewesen: dumme, unverständige Korporäle, und unmündige Offiziere schlugen die armen Leute, daß es eine Schande war.
Barbarisch ist es vollends, daß man Landleute da arbeiten läßt, wo Gefahr ist, verwundet oder erschossen zu werden. Gefährliche Arbeiten müssen blos dem Soldaten, der einmal für dergleichen ge- fährliche Posten besoldet wird, überlasset w[ - 4 Zeichen fehlen]: aber auch dieser müßte nebenher dafür belohnt wer- den. Ueberhaupt aber scheint der erwähnte Vorschlag zur Errichtung eines eignen militärischen Arbeiter- korps vom größten Nutzen, besonders bey Belage- rungen zu seyn.
Daß wir, während der ganzen Belagerung, sehr stark geplagt wurden, läßt sich denken. Tag für Tag beynahe im Dienste, und Nacht für Nacht
wenn ſo ein Ungewitter in ſeiner Naͤhe ſchwebt, be- ſonders die, welche auf 6, 8, 10 bis 12 Stunden von einer belagerten Feſtung zu Hauſe ſind. Soll- ten ſie aber demohngeachtet doch arbeiten, ſo ſollte man den armen Leuten wenigſtens Tagelohn geben. Ich habe bey Maynz und bey Landau arme Leute arbeiten ſehen, welche in 24 Stunden nichts eſſen konnten, weil ihr Vorrath alle war, und ſie keinen Kreuzer Geld hatten.
Daß man die armen Bauren bey ſolchen Arbei- ten auch noch mishandelt, davon bin ich ſelbſt Zeuge geweſen: dumme, unverſtaͤndige Korporaͤle, und unmuͤndige Offiziere ſchlugen die armen Leute, daß es eine Schande war.
Barbariſch iſt es vollends, daß man Landleute da arbeiten laͤßt, wo Gefahr iſt, verwundet oder erſchoſſen zu werden. Gefaͤhrliche Arbeiten muͤſſen blos dem Soldaten, der einmal fuͤr dergleichen ge- faͤhrliche Poſten beſoldet wird, uͤberlaſſet w[ – 4 Zeichen fehlen]: aber auch dieſer muͤßte nebenher dafuͤr belohnt wer- den. Ueberhaupt aber ſcheint der erwaͤhnte Vorſchlag zur Errichtung eines eignen militaͤriſchen Arbeiter- korps vom groͤßten Nutzen, beſonders bey Belage- rungen zu ſeyn.
Daß wir, waͤhrend der ganzen Belagerung, ſehr ſtark geplagt wurden, laͤßt ſich denken. Tag fuͤr Tag beynahe im Dienſte, und Nacht fuͤr Nacht
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wenn ſo ein Ungewitter in ſeiner Naͤhe ſchwebt, be-
ſonders die, welche auf 6, 8, 10 bis 12 Stunden
von einer belagerten Feſtung zu Hauſe ſind. Soll-
ten ſie aber demohngeachtet doch arbeiten, ſo ſollte
man den armen Leuten wenigſtens Tagelohn geben.
Ich habe bey Maynz und bey Landau arme Leute
arbeiten ſehen, welche in 24 Stunden nichts eſſen
konnten, weil ihr Vorrath alle war, und ſie keinen
Kreuzer Geld hatten.
Daß man die armen Bauren bey ſolchen Arbei-
ten auch noch mishandelt, davon bin ich ſelbſt Zeuge
geweſen: dumme, unverſtaͤndige Korporaͤle, und
unmuͤndige Offiziere ſchlugen die armen Leute, daß
es eine Schande war.
Barbariſch iſt es vollends, daß man Landleute
da arbeiten laͤßt, wo Gefahr iſt, verwundet oder
erſchoſſen zu werden. Gefaͤhrliche Arbeiten muͤſſen
blos dem Soldaten, der einmal fuͤr dergleichen ge-
faͤhrliche Poſten beſoldet wird, uͤberlaſſet w____:
aber auch dieſer muͤßte nebenher dafuͤr belohnt wer-
den. Ueberhaupt aber ſcheint der erwaͤhnte Vorſchlag
zur Errichtung eines eignen militaͤriſchen Arbeiter-
korps vom groͤßten Nutzen, beſonders bey Belage-
rungen zu ſeyn.
Daß wir, waͤhrend der ganzen Belagerung, ſehr
ſtark geplagt wurden, laͤßt ſich denken. Tag fuͤr
Tag beynahe im Dienſte, und Nacht fuͤr Nacht
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/377>, abgerufen am 25.11.2024.
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